1181 - Baphomets Blutgeld
Blut klebte nicht an ihr. Der Typ musste mit einer anderen Waffe ins Jenseits befördert worden sein.
Kit Hollow fühlte sich angefressen. Wärme und Kälte verteilten sich auf seinem Körper, auf dem sich eine Gänsehaut gebildet hatte. Im Mund spürte er einen bitteren Geschmack, als wäre seine Galle in die Höhe gestiegen, um sich in der Kehle auszubreiten.
Dass Cindy sich noch in der Nähe befand, ging ihm auf die Nerven. Vor allen Dingen ihre würgenden Laute.
»Hau ab zu den anderen.«
»Und du?«
»Ich schaue mich weiter um.«
»Willst du auch geköpft werden?«, kreischte sie, doch ein Blick des Rockers ließ sie verstummen.
Cindy sah seinen eisigen Blick und streckte beide Hände vor. »Okay, ich bin schon weg.«
»Aber pronto!«
Sie verschwand und würgte noch immer. Kit hatte dafür Verständnis, doch jetzt war nicht die Zeit, sich weitere Gedanken um die Dinge zu machen, die nun mal passiert waren. Er konnte daran nichts ändern, und dabei blieb es.
Er hatte die Tür gesehen. Sie führte zu einem zweiten Raum, in den er hineinleuchtete. Der weiße Lichtarm tastete sich in die Dunkelheit. Auch dort traf er auf Wände, zeichnete eine Spur über den Boden und erreichte eine Ecke, in der etwas Viereckiges lag, was Kit nicht erkennen konnte.
Er ging weiter.
Natürlich hatte auch er Schiss, denn so abgebrüht war er auch nicht. Aber das hier musste durchgezogen werden, koste es, was es wolle.
Hollow brauchte nicht erst in den anderen Raum hineingehen. Er sah es, als er seine Hand nach links gedreht hatte und das Licht der Lampe die Bewegung mitmachte.
Das nächste Ziel lag auf dem Boden.
Ebenfalls ein Mann. Ebenfalls so ungewöhnlich gekleidet. Und ebenfalls tot.
Diesmal fluchte Kit nicht. Er stieß nur scharf die Luft aus. Es war ein ebenso schreckliches Bild. Für einen Moment wünschte er sich, in Dreharbeiten zu einem Film zu stehen. Dass plötzlich Scheinwerfer angingen, dass jemand »Action« schrie, und alle möglichen Leute durcheinander rannten.
Nichts passierte.
Er blieb mit den beiden Toten allein und merkte, dass er wieder zu zittern begann. Bei dieser Leiche war es nicht ganz gelungen, den Kopf abzuschlagen. Die Waffe hatte eine tiefe und bleiförmige Wunde im Hals hinterlassen. Auch beim Aufprall war der Kopf nicht abgefallen, obwohl er ziemlich verdreht dalag.
Cindy hatte Recht mit ihrem verdammten Geruch gehabt. Kit musste es zugeben. Nahe der Leichen stank es so stark, als wären sie dabei zu verwesen.
Wie lange waren sie schon tot? Wie lange lagen sie hier in den beiden Räumen? Plötzlich kam ihm ein bestimmter Gedanke, und der brachte sein Herz wieder zum Hämmern.
Was war, wenn diese beiden Toten erst der Anfang gewesen waren und sie in den oberen Etagen noch mehr finden würden? Vielleicht in jedem zweiten Zimmer einen?
Die Vorstellung sorgte bei dem Rocker fast für Übelkeit. Er erinnerte sich daran, dass er dieses Gebäude durchsucht und leer gefunden hatte. Das lag gerade mal zwei Tage zurück. Erst dann war ihm die Idee gekommen, die letzte Sommerfete hier zu feiern. Wer Lust hatte, konnte ins Freie rennen und bis zum Strand hinab laufen, um sich dort in die Wellen zu werfen. War alles schon vorgekommen. Jetzt aber, nach dieser Entdeckung, würden die nächsten Stunden nicht so ablaufen, wie Kit sich das vorgestellt hatte. Da würden seine Kumpane wahrscheinlich nicht mitspielen.
Der bittere Geschmack in seinem Mund war noch nicht verschwunden. Er hatte sich noch etwas anderes hinzugesellt. Er hatte das Gefühl, auf altem Fleisch zu kauen, wenn er seine Kiefer bewegte.
Er spie aus und drehte sich herum. Das Beste war jetzt ein kräftiger Schluck Alkohol.
Kit nahm die Stimmen wahr. Er hörte seine Freunde sprechen, aber sie sprachen mit ungewöhnlich leisen Stimmen, als hätten sie sich davongestohlen.
Kit Hollow ging wieder zurück. Er passierte den Kopf und den Torso. Wie nebenbei stellte er fest, dass er sich in einem karg eingerichteten Büro befand, und dann fielen ihm die Schattengestalten auf, die sich im Bereich des Eingangs versammelt hatten und deren Flüstern verstummte, als der Lichtkegel auf sie zutanzte.
Sie alle trugen Taschenlampen bei sich. Keiner hatte es gewagt, eine hervorzuholen und sie anzuknipsen. So war Kits Lampe die einzige Lichtquelle. Auch Cindy stand bei ihnen und blickte zur Seite. Sie hatten tausend Fragen, das wusste er, aber es gab keinen, der sich getraut hätte, auch nur eine zu stellen. Sie alle warteten ab, bis Kit Hollow
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