1183 - Visionen der Hölle
Kamera installiert worden war.
Ray öffnete sie und ließ uns der Reihe nach über die Schwelle treten. Für jeden hatte er ein Wort.
Die beiden Stammkunden drückten ihm sogar etwas in die hingehaltene Hand. Wir konnten nicht erkennen, ob es ein Geldschein war. Jedenfalls bedankte sich Ray mit einer knappen Verbeugung.
Uns wünschte er viel Spaß, bevor er die Tür hinter uns schloss.
Es war ein großer Raum. Man hatte ihn umgebaut. Ich sah im rötlichen Licht an der gegenüberliegenden Wand eine zweite Tür. Zwischen den beiden Türen befand sich die Aktionsbühne, auf der wir Doria erleben konnten. An der Decke waren an einer runden Platte mehrere Lampen angebracht, die ihr Licht in verschiedene Richtungen schießen konnten.
Die Tanzfläche war rund. Sie lag auch etwas erhöht. Und sie wurde von vier hohen und auch recht breiten Spiegeln umstanden. An wirklich strategisch günstigen Stellen, sodass die Zuschauer, die in den Lücken zwischen den Spiegeln ihre Plätze einnehmen konnten, immer alles genau zu Gesicht bekamen. Die Spiegel gaben praktisch den perfekten Überblick.
»Gut ausgedacht«, sagte ich leise zu Suko.
»Ja, man lernt nie aus. Hier ist alles noch konventionell. Also bis dann.«
Er ließ mich stehen und suchte sich einen der noch freien Plätze aus. Die beiden anderen Männer hatten ihre Positionen schon bezogen. Sie waren ohne zu zögern dort hingegangen und standen sich gegenüber.
Es blieb uns nichts anderes übrig, als die anderen Plätze einzunehmen. Es gab keine Boxen, keine Scheibe, man hatte einfach den direkten Kontakt zu der Tänzerin. Nur eine Haltestange trennte uns von der Bühne ab. Dort konnten wir dann die Hände hinlegen und uns festhalten, wenn es zu heftig wurde.
Ich wartete ruhig ab. Ebenso wie Suko. Das Licht fing an, sich zu verändern. Es zog sich zurück und nahm allmählich einen grauen Farbton an.
Zugleich hörten wir die Musik.
Leise, als Hintergrund-Melodie. Sie sollte beruhigen und vielleicht auch die Tänzerin anmachen.
Das blieb abzuwarten.
Es roch frisch in diesem Raum. Dafür sorgte eine Klimaanlage. Man musste nicht das Gefühl haben, in einem plüschigen Puff gelandet zu sein. Die Herren, die schauten, erlebten den Tanz in einem für sie angenehmen Rahmen.
Bis es dann dunkel wurde.
Schlagartig. Als wäre ein großer Sack über unsere Köpfe gestülpt worden. Nach einer kurzen Weile hatten sich die Augen auf die neuen Gegebenheiten eingestellt, und so konnten wir Unterschiede ausmachen. Wir sahen die Spiegel, die in unserer Nähe standen, als matte Flächen, die sich mit einem Teil der Dunkelheit gefüllt hatten. Bewegungen waren nicht zu entdecken.
Aber ich hörte etwas.
Es konnten Schritte sein. Ein leises Schleifen, dann der Schatten auf der Fläche.
Schlagartig wurde es hell.
Von der Decke her fielen die vier scharf gebündelten Strahlen auf die runde Tanzfläche, und plötzlich waren auch die Spiegel wieder zu sehen. Sie allerdings waren in diesem Augenblick Nebensache. Andere Dinge zählten mehr.
Endlich war sie da.
Und sie stand mitten auf der Tanzfläche im vollen Licht!
Für einen Moment hielt auch ich die Luft an, denn diese Person war in der Tat atemberaubend. Sie stand da, sie war der Mittelpunkt, und der Begriff rotblondes Satansweib erhielt für mich eine andere Bedeutung.
Welch eine Mähne! Sie umwallte das Gesicht, das so völlig faltenlos und glatt war. Es war von einer Kindfrau gesprochen worden. Dem konnte ich nicht zustimmen, denn Doria hatte schon ihr Alter, aber auf ihrem Gesicht war ein naiver, beinahe schon unschuldig anmutender Ausdruck zurückgeblieben. Hinzu kamen die hellen Augen, deren Farbe himmelblau war. Das Licht war schattenlos und sorgte dafür, dass wir alles genau erkennen konnten.
Hinzu kam der Körper!
War er perfekt?
Ich wusste es nicht. Perfekte Körper sind relativ und Geschmackssache. Der eine liebt Frauen mit mehr mädchenhaften Körpern, der andere steht mehr auf Vamps.. Zur letzten Kategorie zählte Doria. Sie war ein Vamp. Pralle Schenkel und Brüste, die noch durch eine weiße Korsage zum Großteil versteckt waren. Sie trug helle Strümpfe, die nicht mehr als ein durchsichtiger Hauch waren und von keinen Strapsen gehalten werden mussten, weil sie mit ihren Rändern die Oberschenkel umspannten. Ein heller Farbklecks waren die roten hochhackigen Schuhe, in die sie ihre Füße gesteckt hatte.
Die Hände der angewinkelten Arme hatte sie gegen die schmale Taille gestemmt, und langsam drehte sie
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