1184 - Die Satanszahl
Ihnen und beschäftigt sich auch mit Fällen, die in das Gebiet des Außergewöhnlichen und Unheimlichen hineinfallen. Hätte ja sein können.«
Moira blickte mich mit ihren dunklen Augen an und wiederholte den Namen einige Male. »Ja, John, irgendwie ist er mir nicht fremd. Ich nehme an, ich habe ihn schon gehört.«
»Bill weiß oft, wo der Hase läuft und wo er steht. Ich denke, ich sollte ihn anrufen.«
»Warum?«
»Es könnte sein, dass ich einen Hinweis bekomme.« Ich lächelte knapp und verließ die Küche, um die Toilette zu betreten, in der sich eine kleine Dusche befand. Der Raum war so eng, dass man sich kaum drehen konnte. Ein Fenster war nicht vorhanden, dafür eine Lüftungsklappe an der Decke.
Dann fiel mir noch etwas auf.
Hier waren die Wände beschmiert worden. Mehr als einmal entdeckte ich die verdammte Zahl, die aus drei Sechsen bestand. Sie war in unterschiedlicher Größe aufgemalt worden. Mal mit Zitterschrift, dann wieder sehr kantig und korrekt.
Robson musste der Hölle und ihrem Herrscher sehr verbunden gewesen sein. Möglicherweise hatte er einen Weg gesucht, um mit dem Teufel in Kontakt treten zu können. Einfach war das nicht, und der Teufel nahm auch nicht jeden.
Ich lehnte mich gegen die Wand und tippte Bills Nummer ein. Hoffentlich war er zu Hause und nicht irgendwo unterwegs, um zu recherchieren. Ich hatte Glück, er war da. Als er sich meldete, hörte er sich an, als hätte er den Mund voll.
»Ich bin es nur, Bill. Iss ruhig weiter.«
»Nur ein kleiner Happen zwischendurch. Ansonsten hänge ich hier vor dem Computer…«
»Und langweilst dich, wie?«
»Quatsch. Ich recherchiere.«
»Womit wir beim Thema wären.«
»Super. Was gibt es?«
»Leichte Probleme für mich. Es geht auch um eine Zeitschrift, von der ich annehme, dass du sie kennst. Sie heißt Dark Mystery.«
»O je.«
»Was meinst du?«
»Das ist ein Szeneblatt - oder?«
»Ja.«
»Dann rufe ich dich gleich zurück.«
»Aber auf meinem Handy.«
»Ein Fall?«
Ich hatte die Begeisterung aus seiner Stimme herausgehört und schwächte ab. »Es wird möglicherweise einer.«
»Wenn ich dir helfen soll, bin ich dabei.«
»Bis gleich.«
Bill suchte, und ich ging wieder zurück in die Küche, wo Suko mit Moira zusammen noch immer die Schubladen durchwühlte. Etwas hatten sie schon gefunden und zur Seite gelegt. Ein schmales Buch, dessen Einband rostbraune Flecken zeigte, die eingetrocknetes Blut sein konnten.
Ich sah mir den Titel an. »Der Weg zurück ins Leben«, murmelte ich vor mich hin.
Suko hatte mich trotzdem gehört. »Genau, John, das habe ich auch gedacht.«
»Und weiter?«
»Weißt du, wer der Autor ist?«
»Nein, das kann man hier auf dem Deckel nicht lesen. Die Schrift ist zu stark verblasst.«
»Aleister Crowley.«
Mein Gesicht verzerrte sich, als ich den Namen hörte. Crowley war eine Unperson gewesen. Ein Mensch, dessen große Zeit vor 50 und mehr Jahren gewesen war. Man konnte ihn als einen Philosophen der Hölle ansehen, der den Weg zum Satan gesucht und es geschafft hatte, eine Menge Menschen um sich zu versammeln, die ebenso dachten. Zumeist Mitglieder der sogenannten besseren Gesellschaft. Künstler, auch reiche Nichtstuer, die ihre langweiligen Stunden überbrücken wollten.
Sie alle hatten sich Crowley angeschlossen und auf ein langes, wenn nicht sogar ewiges Leben nach den Regeln des Bösen gehofft.
Das war ihnen ebenso wenig gelungen wie Crowley. Er selbst war in einem Altersheim damals gestorben, aber es gab sein Erbe, das wohl überall auf der Welt verteilt war, und um das sich immer wieder die Menschen kümmerten.
Wir hatten damit schon einigen Ärger gehabt, und jetzt waren wir wieder auf ihn gestoßen, der sich auch dem verfluchten Hellfire Club verbunden gefühlt hatte. Er war eine Vereinigung aus dem neunzehnten Jahrhundert gewesen. In ihm hatten sich ebenfalls junge Adelige und Nichtstuer zusammengefunden, um dem Satan zu dienen. Dass sie dabei Menschenopfer gebracht hatten, war ihnen egal gewesen.
Mein Rücken war wieder kalt geworden, denn auf die Spur des Hellfire Clubs zu gelangen oder auch zu Crowleys Erbe endete stets mit Tod und Blut.
»Du sagst nichts, John.«
»Ich bin etwas überrascht.«
»Ich nicht«, erklärte Moira.
»Warum nicht?«
»Wer sich mit diesen Dingen befasst, der kommt einfach nicht an Crowley vorbei.«
»Aha. Expertin…«
»Nein. Oder ja. Sind Sie das nicht auch, Mr. Sinclair? Sonst wären Sie und Ihr Partner doch nicht gekommen. Und
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