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1186 - Der Henker vom Hamburg Dungeon

1186 - Der Henker vom Hamburg Dungeon

Titel: 1186 - Der Henker vom Hamburg Dungeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wäre er sich vorgekommen wie ein Statist. Er konnte nichts tun und Märtens keine Verhaltensregeln geben. Die Gestalt des Fahrstuhlführers verschwamm vor seinen Augen, und nur dessen Hände blieben klar.
    Und auch das Werk, das er schuf.
    Es war ein Mensch!
    Den Körper hatte er schon geschaffen. Kopf, Schultern, die Hüften, die Arme, dann waren die Beine an der Reihe. Er schuf sogar Hände und auch Füße. Alles in einer wahnsinnigen Schnelligkeit und auch so perfekt, wie es nur ein großer Künstler schaffen konnte.
    Ein kleines handwerkliches Wunder, das da zwischen den Händen des Mannes entstand.
    Einfach nur ein Mensch?
    Irgendwie wollte Rico Wilde daran nicht glauben. Nein, das war mehr als ein Mensch. Das war ein bestimmter Mensch. Seine Gedanken hatten sich wieder geklärt, und plötzlich keimte eine schreckliche Vorstellung in ihm hoch.
    Er wollte gedanklich noch nicht zustimmen, doch die Praxis sah anders aus.
    Der Mensch hielt einen Arm in die Höhe gestreckt. In der Hand steckte etwas. Es war schon zu sehen, wie die kleinen Finger es umklammerten.
    Einen langen Stiel!
    Noch hatte Märtens das Ende nicht geschaffen. Es war nicht mehr als ein unbearbeitetes Viereck, an dem sich der Künstler jetzt zu schaffen machte.
    Wieder schnitt er schnell und sicher. Kleine Schnipsel fielen vor der Theke zu Boden und blieben dort liegen.
    »Ja, ja«, sagte der Künstler leicht singend. »Es ist wirklich ein Kunstwerk.«
    Rico Wilde enthielt sich einer Antwort. Er konnte einfach nicht mehr reden. Irgendwo in seiner Kehle saß der dicke Klumpen, der nicht sackte.
    In den Augen des Fahrstuhlführers lag ein Funkeln. Ein Zeichen, wie sehr er sich über sein Werk freute und wie begeistert er auch war.
    »So, jetzt!«
    Ein letzter Schnipsel fiel zu Boden. Mit einer schnellen Bewegung drehte der Mann die Figur so heftig herum, dass Rico sie frontal anschauen konnte.
    »Da, mein Lieber!«
    Wilde hatte schon längst damit gerechnet. Nun aber hatte er das Gefühl, einen Schlag erhalten zu haben, als er sich die Gestalt anschaute. Er konnte sie aus der Nähe sehen, er vergaß dabei, Luft zu holen, und er vereiste innerlich.
    Er kannte sie.
    Nur nicht so klein.
    Es war noch nicht lange her, da hatte er ihren Schatten wesentlich größer über die Wände fließen sehen. Da war sie so groß wie ein Mensch gewesen, denn sie war der Henker.
    Und den sah er vor sich!
    Nur kleiner. Aber bei ihm stimmte alles. Er war der echten Schattengestalt perfekt nachmodelliert worden, bis ins letzte Detail.
    Rico hatte nur Augen für das Beil. Selbst in der Verkleinerung wirkte es auf ihn wie eine übergroße Mordwaffe, die sich jeden Augenblick von der Hand lösen konnte, um ihn anzugreifen. Mit dem Schattenbeil hatte er seine Erfahrungen sammeln können. Hätte es einen für ihn sicheren Ausweg gegeben, er hätte sich zurückgezogen. So aber stand er hinter der Theke fest.
    Die Augen des Künstlers bewegten sich. Sie wanderten zwischen dem Henker und dem Geschäftsführer hin und her, und der Mund verzog sich zu einem Lächeln.
    »Wie gefällt dir mein neues Werk?«
    Rico schüttelte den Kopf. »Weiß nicht…«
    »Es ist der Henker.«
    »Ja.«
    »Und er gehört dir, Rico!«
    Wilde wollte sich verhört haben, aber er wusste, dass es nicht der Fall war. Aus dem Mund seines Gegenübers war die Wahrheit gedrungen. Es war der Henker, nur eben verkleinert, aber von ihm ging eine Gefahr aus.
    Wilde schüttelte den Kopf. Er wollte Märtens klar machen, dass er das Geschenk nicht annehmen würde, doch Karl dachte gar nicht daran. »Er gehört dir. Ich gebe dir den Mörder, und ich sage auch, dass das Töten noch kein Ende hat. In dieser Nacht wird es wieder zwei Tote geben, denn der Henker steht bereit.«
    Plötzlich war die Wand verschwunden. Als hätte man sie kurzerhand eingerissen. Jetzt konnte Rico auch wieder die Fragen stellen, und er flüsterte: »Du weißt Bescheid?«
    »Sicher«, erwiderte Märtens überzeugt.
    »Über alles?«
    »Ja, über ihn.«
    »Das fasse ich nicht. Wie… wie… kommt ein Mensch dazu, über ihn Bescheid zu wissen?«
    »Indem er sich dafür interessiert.«
    »Aber er ist eine Legende. Niemand weiß sicher, ob es den Schattenhenker damals überhaupt gegeben hat…«
    »Keine Sorge, es hat ihn gegeben. Es hat den Henker so gegeben, wie er beschrieben wurde. Und er ist auferstanden. Er ist zurückgekehrt. Er war nie tot. Er war nur versteckt. Die Hölle hat ihm Unterschlupf gewährt.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Es

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