1187 - Wächterin am Höllentor
gemacht worden, jetzt ging es darum, einen zweiten zu tun. Sie musste sich noch mal gedanklich anstrengen, um herauszufinden, wo Father Ignatius lebte.
Im Kloster St. Patrick!
Es lag in Schottland. In den Grampian Mountains. Noch einsamer als dieses hier. Aber auch dort wurde nicht mehr getrommelt. Da verließ man sich ebenfalls auf das Telefon. Es durfte kein Problem sein, die Nummer herauszufinden.
Nach diesem Entschluss war die Oberin wieder die Person, als die sie sich eigentlich fühlte. Sie war bereit, ihr Schicksal und auch das der anderen in die Hände zu nehmen, und sie schaffte es tatsächlich, eine Verbindung mit dem Kloster herzustellen.
Die Enttäuschung war groß, als sie erfuhr, dass es Father Ignatius dort nicht mehr gab. Er war allerdings nicht gestorben, er hatte sich nur verändert.
Ihn hatte ein Ruf aus Rom erreicht. Dort lebte er jetzt. Welche Aufgabe man ihm dort übertragen hatte, wollte man Schwester Josepha nicht sagen, aber man gab ihr eine Telefonnummer, unter der er zu erreichen war.
Einmal bei der Arbeit, hörte sie auch nicht auf. Sie wählte und bekam Verbindung. Es meldete sich eine neutrale Männerstimme, und Schwester Josepha stellte sofort die Frage nach Father Ignatius.
»Was möchten Sie denn von ihm?«
»Kann ich ihm das selbst sagen? Sie brauchen keine Angst zu haben, dass es etwas sein wird, das ihn stört. Ich bin die Oberin des Klosters Holy Hill. Ich brauche einen Ratschlag von Father Ignatius und nicht mehr. Aber es ist wichtig.«
»Ich werde versuchen, was ich für Sie tun kann. Warten Sie einen Moment, bitte.«
»Danke.«
Als Moment konnte die Wartezeit beim besten Willen nicht bezeichnet werden. Es vergingen schon einige Minuten, bis sie die Stimme des Fathers hörte, und sie überlegte, ob sie sich auch damals so angehört hatte.
Als Schwester Josepha sich vorgestellt hatte, vernahm sie das sympathische Lachen des Mannes.
»Ja, ich erinnere mich an Sie, meine Liebe. Wir haben vor einigen Jahren gute Diskussionen geführt.«
»Danke. Auch ich habe Sie nie vergessen. Denken Sie eigentlich noch so über die Welt wie damals, Father?«
Sie hörte ein Räuspern und dann die Frage: »Worauf wollen Sie hinaus, Schwester?«
»Ich denke an das Böse.« Sie hatte die Stimme gesenkt, und sie blieb auch so leise. »Sie wissen, dass wir damals darüber gesprochen haben. Ich habe mich mit Ihnen auf einer Linie gesehen, und jetzt denke ich, dass es mich erreicht hat.«
»Erzählen Sie!«
Die Oberin tat es. Sie erzählte von dem leeren Grab. Es fiel der Name Vestina, der innerhalb des Klostermauern nicht offen ausgesprochen werden durfte.
»Was folgern Sie daraus?«, wurde Josepha gefragt.
»Dass Sie nicht tot ist, Father Ignatius. Dass sie es geschafft hat zu überleben.«
»Hm.«
»Ich weiß, dass ich Sie jetzt mit Dingen belästige, die für Sie möglicherweise lächerlich sind. Aber ich bin davon überzeugt, und ich weiß auch, dass ich einen Fehler begangen habe, als ich die Gräber öffnen ließ. Aber ich konnte mich nicht wehren, denn das Gelände außerhalb der Mauern gehört nicht zu uns.«
»Das verstehe ich, Schwester. Aber was wollen Sie von mir? Was kann ich für Sie tun?«
»Ich möchte Ihre Hilfe haben. Ihren Rat. Bitte, sagen Sie mir, was ich tun soll. Ich spüre, dass etwas auf uns zukommt. Es hat lange auf der Lauer gelegen, aber jetzt ist es befreit worden. Himmel, ich…«
»Das kann ich verstehen«, unterbrach Ignatius sie mit leiser Stimme. »Auch ich möchte es nicht bis zum Äußersten kommen lassen, wenn eben möglich.«
»Dann können Sie mir helfen?«, flüsterte sie und war plötzlich voller Hoffnung.
»Nein, Schwester, ich leider nicht.«
»Oh, das ist…«
»Bitte, seien Sie nicht so pessimistisch. Ich werde Ihnen persönlich nicht helfen können, aber ich werde jemand Bescheid sagen, der sich bestimmt für Ihre Probleme interessiert und sich mit Ihnen dann auch in Verbindung setzen wird. Ich hoffe, dass ich ihn erreiche, sonst müssen wir uns nach einer anderen Möglichkeit umsehen.«
»Das wäre gut.« Sie nannte die Telefonnummer des Klosters. »Und wie heißt der Mann?«
»John Sinclair!«
***
Es war schon längst dunkel geworden. Ambrose und seine Männer waren so gut wie fertig und hatten Feierabend gemacht. Die kleine Gruppe würde morgen noch einmal erscheinen, um die restlichen Arbeiten durchzuführen. Dann würde auch für sie der Fall erledigt sein. Aber nicht für die Nonnen, und das wusste die Oberin. Es war in
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