1189 - Hexen-Wahrheit
gefangen ist, raus will und nun versucht, Hilfe zu bekommen. Damit wendet sie sich an dich, denn sie hat Gemeinsamkeiten zwischen euch erkannt. Lege meine Worte bitte nicht auf die Goldwaage. Ich habe mir nur Gedanken gemacht und bin auf diese Möglichkeit verfallen.«
Jane lächelte ihr über den Tisch hinweg zu. »Du bist schon gut, Sarah. Ähnlich habe ich auch gedacht. Eine Person, die in ihrer Dimension gefangen ist und nicht heraus kann. Nicht ohne fremde Hilfe. Sie wendet sich im Bereich ihrer Möglichkeiten an mich, und jetzt frage ich mich, was ich tun soll. Was kann ich unternehmen, um sie aus dieser anderen Welt hervorzuholen?«
»Das genau ist unser Problem, Jane.«
»Wir müssen die Hexen-Wahrheit kennen. Die ganze Wahrheit. Oder eine bestimmte, die nur die Unbekannte angeht.« Sie schenkte Sarah und sich Kaffee nach. »Ich weiß es nicht genau. Es ist mir noch alles zu kompliziert.«
»Ja. Und ich nehme an, du bist davon überzeugt, dass sie sich wieder melden wird.«
»Auf jeden Fall.«
Sarah lächelte vor sich hin und hatte den Blick gesenkt. »Da wäre noch etwas«, sagte sie mit leiser Stimme.
»Ja…«
»Was ist mit John Sinclair?«
Da Jane von der Horror-Oma jetzt direkt angeschaut wurde, hielt sie dem Blick auch stand. »Genau auf diese Frage habe ich gewartet.«
»Und? Liege ich da so falsch?«
»Nein. Ich habe mit dem Gedanken gespielt, wobei ich mich gleichzeitig frage, ob das überhaupt einen Sinn hat, ihn schon jetzt darauf aufmerksam zu machen. Denken wir doch mal daran, was hier geschehen ist. So gut wie nichts. Etwas Unheimliches, da gebe ich dir Recht. Aber ist das unbedingt für John Sinclair ein Grund einzugreifen?«
»Es ist nicht normal. Das halten wir mal fest.«
»Ja, schon, aber…«
»Kein Aber, Jane. Auch wenn es nur dich etwas angeht. Es wäre schon besser, wenn John Bescheid wüsste. Wenn tatsächlich etwas passiert, kann es zu spät sein.«
Jane hatte die Worte gehört, sie jedoch nicht so ernst genommen. Sie schaute ins Leere und war mit ihren Gedanken ganz woanders. Erst als Sarah sie ein zweites Mal ansprach, reagierte sie.
»Sorry, aber ich war gerade woanders. Weißt du, was mir selbst ungewöhnlich vorkommt?«
»Nein.«
»Dass ich mich gar nicht bedroht fühle, Sarah. Du wirst lachen, aber es ist so. Ich fühle mich nicht bedroht, trotz dieser Vorfälle.«
»War das in der vergangenen Nacht nicht anders?«
»Ja, schon«, gab die Detektivin gedehnt zu. »Aber heute Morgen nicht. Da habe ich ein anderes Gefühl. In mir steckt eine gewisse Erwartung und Spannung. Ich bin gespannt darauf, wie es weitergeht. Die Zukunft sieht irgendwie interessant aus.«
Sarah schüttelte den Kopf. »Kann ich schlecht nachvollziehen.«
»Das glaube ich dir. Aber so ist es. Und ich werde zunächst mal abwarten, bevor ich mich dazu entschließe, John zu informieren. Es ist nicht vorbei. Es war erst der Anfang.«
»Wie du willst, Jane.«
Beide schwiegen und beschäftigten sich mit dem Frühstück. Draußen verschwand das Morgenrot am Himmel. Die Helligkeit schob es zurück, und auch die trüben Wolken lösten sich allmählich auf.
Der Himmel erhielt eine neue Farbe. Das Grau blieb zwar, aber es lichtete sich. Häuser, Bäume, Straßen und Menschen zeichneten sich wie ein Gemälde ab, in das Leben hineingekommen war.
Sarah Goldwyn, die beim Frühstück gern las, wollte zur Zeitung greifen, als sie in der Bewegung innehielt. Auch Jane saß wie angewurzelt auf ihrem Stuhl.
Beide hatten das Klopfen gehört!
Sie schauten sich an. Solange, bis Jane fragte: »Was ist das gewesen?«
»Keine Ahnung. Wirklich nicht.«
»Da kann was umgefallen sein.«
»Kann«, sagte Jane gedehnt.
»Denkst du an etwas anderes?«
Die Detektivin schob den Stuhl zurück, blieb aber sitzen. »Es war ein polterndes Geräusch«, erklärte sie mit leiser Stimme. »Als hätten wir einen Poltergeist im Haus. Es ist inzwischen alles möglich, Sarah, wenn das stimmt, was wir angenommen haben, dass sich diese Gunhilla nicht befreien kann.«
Die Horror-Oma stimmte ihr zu und sagte dann mit leiser Stimme: »Ich habe den Eindruck, als wäre dieses Geräusch von der Treppe her erklungen. Genau dort. Etwas ist aufgetickt.« Sie lachte leise.
»Nun ja, das jedenfalls ist meine Meinung.«
»Ich schaue nach.« Jane stand so leise wie möglich auf und näherte sich der offen stehenden Küchentür. Sie warf einen scheuen Blick nach draußen, ohne etwas erkennen zu können.
»Und?«, fragte Sarah hinter
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