1189 - Hexen-Wahrheit
kommen. Davon bin ich überzeugt. Und dann sehen die Dinge bestimmt anders aus.«
»Möglich.«
Jane strich durch ihre Haare. »Okay, wir werden ja sehen. Ich muss mich jetzt duschen. Danach trinke ich einen Kaffee, und dann sollten wir wirklich darüber nachdenken, ob wir alles für uns behalten oder nicht lieber John Bescheid geben.«
»Wäre zu diskutieren.«
Jane ging nach oben. Langsam stieg sie die Treppe hoch. In der letzten Zeit war es häufiger passiert, dass die andere Seite mit ihr Kontakt aufgenommen hat, weil sie eine bestimmte Vergangenheit hinter sich hatte. Sie hoffte nicht, dass die alten Zeiten zurückkehren würden. Dagegen würde sie sich mit Händen und Füßen wehren. Und sie fragte sich auch, warum diese Gunhilla erschienen war.
Grundlos war das nicht der Fall gewesen. Es musste einen Anlass gegeben haben.
In Gedanken versunken öffnete Jane die Tür zu ihrem Bad. Es war wie immer. Sie wusste, wo sie hinzugehen hatte. Es waren immer die gleichen Schritte und Bewegungen - Routine halt.
Plötzlich blieb sie stehen!
Es war, als hätte man sie durch einen Schlag aufgehalten. Sie war im ersten Augenblick ziemlich durcheinander, obwohl das Bad aussah wie immer.
Abgesehen von einer Kleinigkeit.
Der große Spiegel, der beinahe bis zum Boden reichte, war von oben bis unten beschlagen.
Jane rutschte mit der Hand von der Türklinke ab und ging noch einen Schritt weiter.
Bisher hatte sie die Spiegelfläche nur aus einem bestimmten Winkel gesehen und dieses schräge Nebelfeld auf der Fläche erkannt. Nun schaute sie direkt dagegen, und sie wusste, dass dieser Beschlag nicht normal war.
Niemand hatte hier schon geduscht. Es hatte keinen Dampf gegeben, der den Spiegel hätte beschlagen können. Außerdem zeichnete sich der Belag auch nur auf dieser Fläche ab und keinesfalls an den Wänden oder auf den Armaturen.
Das war die zweite Botschaft. Davon ging Jane Collins aus, als sie vor dem Spiegel stehen blieb und ihn genau beobachtete. Auf der Oberfläche lag auch kein kondensiertes Wasser in Tröpfchenform.
Dieser Beschlag war etwas ganz anderes. Er sah körnig und kristallin aus und erinnerte an Eis, das nicht abtauen konnte, obwohl es im kleinen Bad warm war.
Jane wollte es nicht nur beim Schauen belassen. Sie trat an den Spiegel heran und strich mit der Hand über den Belag.
Es war nichts da.
Obwohl es so aussah, als hätte er sich außen auf dem Spiegel abgesetzt, konnte sie nichts fühlen.
Das Zeug musste in der Spiegelfläche versteckt sein.
Jane wartete. Für sie war das erst der Anfang. Ein Zeichen. Es würde weitergehen, und sie blieb vor dem Spiegel stehen. Es war jetzt ihr Platz, und sie wusste auch, dass diese Gunhilla Blaisdell es so gewollt hatte.
Sie war da.
Jane spürte sie. Es war das Kribbeln, das über ihren Körper rann und für das es eigentlich keinen Grund gab. Sehen konnte sie nichts, aber spüren.
Die andere Kraft oder Macht hielt sich in ihrer Nähe auf. Sie nahm die Schwingungen wahr. Die gleichen wie schon in der Nacht - und sie hörte die Stimme.
»Da bist du wieder, Jane…«
»Es war klar für mich, dass ich dich wiedersehe.«
»Auch für mich.«
»Und was willst du von mir«, fragte Jane, die ihren Blick auch weiterhin auf den Spiegel gerichtet hielt.
»Ich will dir meine Geschichte zeigen, Jane. Damit du weißt, wer ich bin.«
»Das habe ich schon gelesen, Gunhilla. Du hast ein bewegtes Leben geführt. Du bist noch jung gewesen, als man dich richtete, denn so steht es geschrieben.«
Die Stimme wurde lauter. »Gerichtet? Hingerichtet. Ja, man hat mich hingerichtet!«
Jane zuckte leicht zusammen. Sie spürte die heftigen Emotionen der anderen und unsichtbaren Person. Plötzlich waren dumpfe Schläge zu hören, die von den Wänden des Bads widerhallten. Selbst von der Decke her hörte sie die Laute, und auch vom Fußboden klangen sie auf. Ein Poltergeist trieb hier sein Umwesen, um sich austoben zu können.
Jane Collins bekam jede Emotion mit. Sie überlegte, ob sie das Bad verlassen und später wieder betreten sollte. Es war, als hätte der Geist ihre Gedanken erraten, denn schlagartig verstummte das Poltern. Er hatte sich ausgetobt.
Die Detektivin atmete auf. Die Luft um sie herum hatte sich verdichtet. Es war für sie nicht zu sehen, nur zu fühlen, und sie merkte wieder, wie die Emotionen in ihr hochkochten.
»Bist du noch da?« Eine überflüssige Frage. Jane hatte sie trotzdem gestellt, um Kontakt aufzunehmen.
»Bin ich.«
»Was war denn
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