11.9. - zehn Jahre danach: Der Einsturz eines Lügengebäudes (German Edition)
Hijacker sogar nach den Einschlägen der ersten zwei Maschinen ins World Trade Center noch weitere 45 Minuten (→ Kap. 26 ), bis sie sich endlich loszuschlagen bequemten – diesmal fast 400 Meilen von ihrem Ziel entfernt, obwohl sie sicher sein mussten, dass längst sämtliche verfügbaren US-Abfangjäger in der Luft und hinter allen verdächtigen Passagierjets her waren und sie ihr Ziel garantiert nie erreichen, sondern vorher abgeschossen werden würden.
Wie lässt sich das erklären?
Offiziell gar nicht. Außer stillschweigend mit der Vermutung, die Entführer hätten sich eben strikt pragmatisch an den vorher gefassten Plan gehalten, selbst wenn der von Anfang an idiotisch gewesen war – schließlich wäre es doch deutlich smarter gewesen, Flüge in der Nähe der designierten Ziele zu entführen und nicht möglichst weit von ihnen entfernt. Erst recht aber nach Lage der neuen – massiv verspäteten – Dinge mussten die Entführer wissen, dass ihr ganzer Plan zu scheitern drohte.
Was tun? Den Plan ändern? Das wäre vernünftig gewesen, aber die Entführer konnten sich ja während der Ausführung des Anschlags nicht mehr besprechen. Und so hielten sie sich aller Vernunft zum Trotz an den vorher festgelegten Plan. Mangels Kommunikationsmöglichkeiten untereinander. Akzeptiert man diese Erklärung, bleibt indes vollständig rätselhaft, wie die Entführer der vier Maschinen trotz der Verspätungen auch ohne jede Kommunikationsmöglichkeit ihre Aktionen auf Minute und Meter genau abstimmen konnten.
Skeptische Zeitgenossen haben hierzu im Lauf der Jahre ordnerweise Material zusammengetragen und unter anderem aufgezeigt, dass die Entführer aus unerfindlichen Gründen offenkundig über verblüffend präzise Kenntnis der US-Radarabdeckung verfügten. Die Positionen, an denen sie die Transponder der Maschinen nach langem und scheinbar sinnlosem Flug weg von ihren designierten Zielen ausschalteten, befanden sich jeweils in den vom Abflughafen nächstgelegenen »Funklöchern«, 3 also in den wenigen schmalen Korridoren, in denen US-Militär und FAA lediglich Primärradarsignale empfangen können.
Zur Erläuterung: Primärradar liefert auf den Radarschirmen lediglich ein Signal im Sinne von »da ist ein Flugobjekt«, Sekundärradar liefert dazu genauere Transponderdaten (Identität des Flugobjekts, Flughöhe, Fluggeschwindigkeit). Was genau wo fliegt, lässt sich mithin in Regionen mit lediglich primärer Radarabdeckung nicht zweifelsfrei feststellen
Flug AA 11 wartete mit dem Ausschalten des Transponders, bis ein solches Radarloch erreicht war. Flug UA 93 flog fast eine Dreiviertelstunde lang nach Nordwest, ehe die Piloten direkt nach Erreichen eines Radarlochs die Kontrolle über die Maschine übernahmen, Flug AA 77 wartete bis zur Grenze nach Ohio – wo die Radarabdeckung besonders miserabel ist – mit dem Ausschalten des Transponders und verschwand gar vollständig von allen Radarschirmen (→ Kap. 23 ).
Wir gestatten uns hier nur am Rande die Feststellung, dass keines der verschwundenen Flugzeuge zum Zeitpunkt seines jeweiligen Einschlags identifiziert worden war. Die präzise Erörterung dieses Punktes lässt sich problemlos auf die späteren Prozesstage verschieben, nicht vertagen lässt sich hingegen die Frage, woher die Attentäter zu jeder Zeit ganz genau wussten, wo die anderen entführten Maschinen waren und was an Bord dieser anderen Maschinen geschah.
Besondere Beachtung verdienen hierbei die entscheidenden zehn Minuten des Anschlags zwischen 8:40 Uhr und 8:50 Uhr. Um 8:39 Uhr kreuzten sich die Wege von Flug AA 11 und Flug UA 175 nordwestlich von New York. Zur exakt gleichen Zeit wich weit entfernt über Virginia Flug AA 77 vom Kurs ab und flog unplanmäßig nach Norden. Um 8:46 Uhr raste Flug 11 in den WTC-Nordturm. Im exakt gleichen Moment wendete nicht nur Flug 77 kurz vor Ohio erneut, sondern wechselte zudem Flug 175 nahe New York gleich zweimal den Transpondercode. Und das haargenau über dem gerade aus Newark gestarteten Flug UA 93. Um 8:51 Uhr wechselte Flug 175 den Kurs und reagierte fortan nicht mehr per Anfragen per Funk. Gleichzeitig erschien über Allentown, Pennsylvania, ein unidentifizierbarer »Intruder« (Eindringling) auf den Schirmen der Losten. Im exakt gleichen Augenblick verstummte an der Grenze nach Ohio auch Flug 77 endgültig.
Mit militärischer Präzision war es den drei verbliebenen Piloten auf diese Weise gelungen, auf die Sekunde genau, beginnend mit dem ersten
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