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1190 - Geisterrache

1190 - Geisterrache

Titel: 1190 - Geisterrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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durch den wir uns mogeln mussten, und das trotz des Blaulichts, das ich auf das Dach gesetzt hatte. Hin und wieder setzten wir die Sirene ein. Nicht sehr oft, aber gezielt.
    Das Heulen und das zuckende Licht verschafften uns etwas mehr Platz, auch wenn wir trotzdem nicht so vorankamen, wie wir es uns gewünscht hätten. Aber es ging besser.
    Jane kannte die Ecke, in der Dunn lebte, am besten. Es war kein Gebiet, mit dem eine Stadt angeben konnte, aber man hatte zumindest versucht, verschiedene leer stehende Industriegebäude wieder so zu kultivieren, dass jemand darin leben konnte.
    Das hatten wohl einige freischaffende oder kleine Startup-Firmen geschafft.
    Ich fuhr zwar nicht wie der berühmte Henker, aber fast. Volle Konzentration. Keiner sprach von uns, abgesehen von Jane Collins, die mir hin und wieder Wegbeschreibungen gab.
    Für einen Moment erschien Lady Sarahs Gesicht in meiner Erinnerung. Wie gern wäre sie mitgefahren, und wie enttäuscht war sie gewesen, als das nicht geklappt hatte.
    Zweimal benutzte ich Gehsteige zum Überholen. Ich sah die Umgebung einfach nur vorbeifließen.
    Da verschmolzen die Konturen miteinander und wurden zu einem farbblassen Spektrum. Die Welt war auf einmal so reduziert, aber um das alles brauchten wir uns nicht zu kümmern. Nur weiterfahren, um so schnell wie möglich ans Ziel zu gelangen.
    Ich schaute nicht auf die Uhr. Auf meiner Stirn klebte Schweiß. Es glich schon einem kleinen Wunder, dass wir in keinen Unfall verwickelt wurden.
    Ein Kreisverkehr. Wieder mal. Ich raste hinein. Es wurde neben und hinter mir aggressiv gehupt.
    Auch verständlich. Während die Reifen fast bösartig jammerten, sahen für mich die Bäume auf einer grünen Insel innerhalb des Kreisverkehrs wie schwammige Gespenster aus.
    »Jetzt rechts, John!«
    »Ich weiß!«
    Dann jaulten die Reifen wieder. Jane rutschte hinten auf ihrem Sitz. Sie war zum Glück angeschnallt, wie Suko und ich auch. Hautnah huschte ich an der Rückseite eines Busses entlang.
    Ich sah noch die entsetzten Gesichter der Fahrgäste hinter der Heckscheibe, dann endlich lag die Gerade vor uns.
    »Gas, John, wir sind gleich da!« Jane Collins motivierte mich. Wohnhäuser rechts und links, die, je weiter wir kamen, immer älter wirkten. Schließlich verschwanden sie völlig, und vor uns breitete sich ein Gelände aus, auf dem auch unser Ziel lag.
    Drei alte Bauten fielen uns auf. Große Kästen, in denen mal in früheren Zeiten etwas hergestellt worden war. Einige waren noch gut in Schuss. Man hatte sie vielleicht renoviert, und es gab auch Hausnummern, die mit heller Farbe auf die Mauern gestrichen worden waren. Genau das brauchten wir.
    Die Nummer drei war es.
    Der Rover flog förmlich über den Boden hinweg, der Wellen hatte und mit Schlaglöchern übersät war. Egal, was ich ihm antat, es war wichtiger, ein Menschenleben zu retten.
    Ich stoppte den Wagen.
    Sekunden später waren die Türen offen. Wir flogen förmlich heraus. Wie nebenbei bemerkte ich die Zeugen, die uns zuschauten. Was sie dachten, war an ihren weit geöffneten Augen abzulesen. Sie mussten uns für durchgedreht halten.
    Suko hatte den Eingang als erster erreicht. Er bestand aus einer breiten Eisentür, die nicht geschlossen war. Zwei Männer, die eine Sackkarre schoben, wollten noch vor uns das Haus betreten. Wir waren schneller, und die beiden blieben fluchend zurück.
    Fast gemeinsam stürzten wir in das Haus hinein - und hörten die Schreie einer Frau.
    Sekunden später sahen wir sie. Sie kam die Treppe hinab. Mir fielen die schwarzen Haare auf, das helle T-Shirt und auch die roten Flecken darauf, die nur Blut sein konnten.
    Da wussten wir, dass wir unser Ziel erreicht hatten!
    ***
    »Lass sie laufen!«
    Ethan Dunn, der sich schon zur Tür gedreht hatte, um die Verfolgung aufzunehmen, stoppte in der Bewegung. Er hatte den Befehl gehört und wusste, dass er gehorchen musste. Der Geist, den er und seine Freunde geschaffen hatten, war stärker. Sie waren nur die Lehrlinge gewesen, er war der Meister oder die Meisterin.
    So blieb er stehen.
    Es machte ihm schon zu schaffen, die Flucht der Frau mit anhören zu müssen. In das Geräusch der harten Tritte mischten sich ihre Schreie, aber beides wurde leiser, verstummte dann, und anschließend gab es nur noch Gunhilla und ihn.
    Sie hatte sich nicht wieder verflüchtigt. Sie war noch da, als er sich drehte. Sie berührte nicht den Fußboden, sondern schwebte über ihm. Sie war ein Geist, aber zugleich auch ein Mensch,

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