1190 - Geisterrache
glühenden Blick sprechen konnte, dann war das bei Ethan Dunn der Fall.
Sein Blick glühte, auch wenn darin die Kohlen der Hölle zu liegen schienen.
Er nahm von der Erscheinung keine Notiz und drehte sich mit einer schon schlimmen Langsamkeit um.
Jetzt hatte er sein Modell im Blick. Das Messer zeigte auf sie.
»Doris!«, keuchte er und stieß zu…
***
Sie hatte es kommen sehen, sie hatte es gewusst. Trotzdem konnte sie nichts tun. Das Messer wischte auf sie zu, und seltsamerweise bewegte es sich dabei sehr langsam. Sie nahm alles so überdeutlich wahr, und die Furcht peitschte in ihr hoch.
Sie sprang nach hinten.
Der Schmerz erwischte sie unterhalb der Brust. Es war ein Gefühl, das sie nicht beschreiben konnte.
Als wäre sie von einer Rasierklinge getroffen worden. Der Stoff des Shirts wurde aufgerissen, und als sie an sich hinabsah, entdeckte sie den roten Faden, der über die Höhe des Bauchnabels hinweglief.
Es war der reine Wahninn. Sie wollte es nicht glauben, doch der Schmerz sagte ihr genug.
Sie zitterte.
Ethan Dunn lachte.
Er stieß wieder zu.
Doris riss die Arme hoch. Dabei hörte sie das raue Lachen des Wahnsinnigen und die Unterarme begannen zu brennen. Sie wusste, dass sie dort getroffen worden war. Die verdammte Klinge hatte ihre Haut aufgeschlitzt.
Die Angst war wie eine Zange.
Gleichzeitig fing sie zu schreien an. Sie merkte, dass sie noch lebte und sprang instinktiv zurück, als sich Ethan wieder bewegte.
Es war ihr Glück, denn so konnte sie der Messerklinge entwischen, die durch einen Rundschlag beinahe noch ihr Gesicht getroffen hätte. Mit dem rechten Fuß stieß sie gegen einen Eimer mit Farbe. Er rutschte zur Seite, und plötzlich kam ihr eine wahnsinnige Idee. Sie bückte sich, packte den Eimer, riss ihn hoch und schleuderte ihn auf den Maler.
Die Farbe schwappte heraus, dann prallte das Gefäß gegen die Brust des Mannes, sodass er es nicht mehr schaffte, noch mal nach Doris zu stechen. Er war mit sich selbst beschäftigt und wischte mit der freien Hand das grüne Zeug aus seiner unteren Gesichtshälfte weg, wobei er es mehr verschmierte.
Doris wusste, dass sie sich ihre letzte Chance selbst erarbeitet hatte. Im Atelier konnte sie nicht länger bleiben. Für sie gab es nur noch eines - Flucht!
Und sie machte auf dem Absatz kehrt. Plötzlich war sie nicht mehr zu halten. Die Panik war wie der Riemen einer Peitsche, der sie vertrieb.
Glücklicherweise hatte sie oft genug Modell gesessen. Den Weg fand sie im Schlaf. Sie betete nur darum, dass sie auf dem verdammten Boden nicht ausrutschte. Alles andere war ihr egal. Die Füße hämmerten auf den Holzbohlen. Das Gesicht der Frau war verletzt. Ihr Mund stand offen. Sie atmete keuchend und sie schaute sich kein einziges Mal nach dem Mann um, der zu einer Bestie geworden war.
Die Schmerzen, die ihr die Messerstiche zugefügt hatten, spürte sie nicht. Der Kampf um ihr Leben war einfach wichtiger, und so rannte sie weiter.
Wie sie es geschafft hatte, die Tür aufzureißen, wusste sie selbst nicht.
Dicht dahinter stolperte sie, aber ein Geländer hielt sie zum Glück auf.
Die alte Treppe bestand aus Steinen. Sie befand sich an der Außenseite der einzelnen Etagen. Vom vierten Stock des alten Hauses musste sie nach unten rennen, durch einen kahlen und gespenstisch anmutenden Flur, den sie nie gemocht hatte.
Alles egal.
Nur weg, weg, weg, bevor dieser Satan sie mit seinem Messer brutal tötete…
***
Auch wir erleben Glücksmomente bei unserer Arbeit. Für einen derartigen Push hatte der Anruf einer Frau gesorgt, die wir eigentlich schon vergessen hatten.
Aber Alina Ambrose hatte uns auf die richtige Spur gebracht. Plötzlich konnten wir irgendwo hinfassen. Wir wussten genau, wie es weiterging, denn wir hatten zwei vollständige Namen.
Ethan Dunn und Hank Glaser!
Die Anschriften herauszufinden, bedeutete kein Problem. Wir saßen schon im Rover, als sie durchgegeben wurden. Suko telefonierte. Er saß neben mir. Jane hatte sich auf den Rücksitz gesetzt.
Und wir konnten uns bei Glenda Perkins bedanken, weil, sie sofort gehandelt und die Informationen weitergeleitet hatte. Es ging alles so schnell, dass wir uns bei ihr nicht mal hatten bedanken können.
»Wohin zuerst?«, fragte ich.
»Ethan Dunn«, antwortete Jane. »Das ist von hier aus näher.«
»Okay«, sagte ich nur.
Dann ging es los. Eine Fahrt durch London in der Vorweihnachtszeit, wo eigentlich die Hölle auf vier Rädern los war. Ein irrsinniger Verkehr,
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