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1191 - Im Schattenreich der Yo

Titel: 1191 - Im Schattenreich der Yo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ersteren schwelgten in ihrem Unmut über Mattsabins Tod, und die letzteren wußten, daß von ihren arachniden Begleitern ohnehin nichts zu erfahren war.
    Die Vermutung, die Clifton Callamon bezüglich der Aufhängung des Zylinders angestellt hatte, erwies sich als richtig. Sie war symmetrisch. Auf der anderen Seite gab es ein ebensolches Drehgelenk, wie sie es vor nicht allzu langer Zeit an Bord der TIENX überquert hatten: eine pipettenartige Verdickung des Stranges, deren Oberfläche in Streifen unterschiedlicher Rotationsgeschwindigkeit aufgeteilt war. Zum erstenmal nahm Leo Dürk sich die Zeit, über das technische Geschick der Gharwos nachzudenken -, oder war es womöglich Ordobans Technologie, die hier zur Debatte stand? Die beiden Drehgelenke mit ihren unterschiedlich schnell rotierenden Zonen waren Gebilde, die jedem galaktischen Wartungsingenieur Alpträume verursacht hätten. Daß sie überhaupt noch in Tätigkeit waren, mußte angesichts des desolaten Zustands, in dem sich die Weltraumfarm als Ganzes befand, ein Wunder genannt werden. Gewiß, die Stränge waren wichtig als Verkehrswege innerhalb des Netzes der Gharwos. Und der Strang mußte rotieren, weil er früher fest an zwei Luftschleusen angekoppelt war, die ihrerseits einen festen Bestandteil des Zylinders bildeten und sich mit diesem drehten. Aber warum hatte man die Farm nicht einfach in einem abseits des Netzes gelegenen Behältnis untergebracht? Die Gharwos besaßen weltraumgängige Fahrzeuge, wenn sie auch schwerfällig sein mochten. Der ganze Umstand mit den störanfälligen, rotierenden Drehgelenken hätte sich auf diese Weise vermeiden lassen.
    Irgendwer, dachte Leo Dürk, würde irgendwann in der fernen Zukunft eine Kulturgeschichte der Gharwos schreiben und diese Dinge erklären. Oder vielleicht auch nicht, weil vieles, was die Arachniden taten, auf Anweisungen Ordobans zurückging und von Ordoban möglicherweise nichts mehr zu erfahren sein würde. Wie dem auch sei: Diese Dinge waren im Vorbeigehen interessant zu bedenken. Aber was ihn interessierte, war das Planetarium des Heernx. Dort würden sie erfahren, was es mit dem Loolandre auf sich hatte. Und dann ...
    Was dann kam, ging es Leo durch den Sinn, das mochte der Teufel wissen.
    Die lichterfüllte Weite, die den Strang umgab, tat den Augen weh und machte den Verstand stumpf. Nachdem sie fünf Stunden unterwegs gewesen waren, schaltete Clifton Callamon auf eine Frequenz, die die Gharwos nicht abhören konnten, und sagte auf Interkosmo: „Ich brauche eine Ruhepause. Mir schlafen allmählich selbst die Fingerspitzen ein."
    „Das mach du denen dort vorne klar", brummte Leo Dürk. „Meiner Unterstützung bist du gewiß. Ich bin nicht einmal sicher, daß ich noch Fingerspitzen habe."
    Callamon verlor keine Zeit. Nachdem er auf eine der gharwischen Frequenzen zurückgeschaltet hatte, rief er mit dröhnender Stimme: „Arnemar Lenx, wir bedürfen der Ruhe. Wo machen wir Quartier?"
    „Wenn ihr Ruhe braucht, dann ruht", kam die schroffe Antwort. „Wir ziehen weiter."
    „Oh ja?" lachte der Admiral. „Und wenn ihr in den nächsten Zylinder geratet, stürzt ihr ab genau wie euer Artgenosse?"
    Eine Zeitlang war es still. Leo Dürk hörte wispernde Stimmen, deren Worte er nicht verstehen konnte. Dann meldete sich Arnemar Lenx von neuem. „Einer meiner Begleiter sagt mir, daß sich voraus eine Gabelung befindet, an der der Strang in einen älteren Teil tles Netzes übergeht. Dort finden wir sicheren Halt."
    „Voraus", rief Clifton Callamon. „Wie weit voraus?"
    „Einen halben Harar."
    An dieser Stelle schaltete sich Leo Dürk in die Unterhaltung ein. „Wir fliegen euch voraus. Ihr könnt nachkommen."
    Zur Seite blickend, gewahrte er, wie der Helm des Admirals sich nikkend bewegte. „Immer auf der Hut, Waffenmeister", hörte er CCs anerkennende Stimme. „Den Gegner verwirren, das ist eine vorzügliche Taktik."
     
    *
     
    Sie schwebten in sicherer Entfernung über die Gharwos hinweg und Schossen ihnen voraus. Im Vorbeifliegen sah Leo Dürk in die Tiefe. Man hätte erwartet, daß die Arachniden zumindest den Versuch unternähmen, die beiden rasch dahingleitenden Gestalten mit ihren Waffen zu erreichen. Aber nichts dergleichen geschah. Die sechs trotteten stumpfsinnig vor sich hin, immer auf der Oberfläche des Stranges, von Zeit zu Zeit ihre Rückstoßrohre nach hinten abfeuernd, um schneller voranzukommen. Sie sahen nicht aus wie Wesen, die den beiden Terranern nach dem Leben

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