1191 - Im Schattenreich der Yo
Opportunisten, wenn sie einen sahen. Aber Clifton Callamon hatte seine Argumentation sofort durch eine weitere Eröffnung gestärkt.
Während Leo und er ihr Dasein als Gefangene der Gharwos in einem erbärmlichen Quartier fristeten, war es dem Admiral nämlich gelungen, einen mit Speicher und eigenem Prozessor ausgestatteten Interkom-Terminal anzuzapfen und ihm einige Informationen zu entlocken. Mit diesem Wissen wartete er nun auf. Wenn die Gharwos nicht wüßten, wie der Weg zu Ordoban zu finden sei, erklärte er lauthals, dann gebe es nur die Möglichkeit, sich an das Planetarium des Heernx zu wenden. Dort seien alle gewünschten Informationen sicherlich erhältlich.
Das hatte die Gharwos beeindruckt. Arnemar Lenx hatte seine Meinung geändert: Die Fremden waren nicht unerwünschte Eindringlinge, sie waren Wissende. Er erklärte sich bereit, eine Expedition zum Planetarium auszustatten. Die Vorbereitungen nahmen etliche Zeit in Anspruch.
Aber jetzt war die Expedition unterwegs. An Bord der altertümlichen Fähre TIENX. Es hob Leo Dürk halbwegs aus seiner Liege, als TIENX knirschend und rumpelnd eine weitere Unebenheit des stählernen Stranges überwand. Aber er war bester Laune.
Und wenige Augenblicke später war er eingeschlafen
2.
Das gelegentliche Rumpeln der alten Fähre war nicht die einzige Abwechslung, die den beiden Passagieren während der Fahrt ins Ungewisse geboten wurde. Mitunter saheL sie Gharwos in ihren charakteristischen, türkisfarbenen Raummonturen draußen vor der ovalen Sichtluke auftauchen. Es handelte sich dabei um den einen oder anderen von Arnemar Lenx' Begleitern.
Was sie dort draußen verloren hatten, blieb zunächst unklar. Aber es war interessant, ihnen zuzuschauen.
Die Raumschutzanzüge der Arachniden besaßen keine eingebaute Transportfähigkeit. Die Gharwos schleppten plumpe, dicke Röhren mit sich herum, die sie als Rückstoßpistolen benützten.
Das Arrangement wirkte auf den ersten Blick primitiv und unbeholfen. Aber die, die sich jenseits der Luke tummelten, besaßen in der Handhabung der Rückstoßröhren große Geschicklichkeit. Ihre auf den Meter berechneten Manöver entlockten selbst dem schwer zu begeisternden Admiral Ausdrücke der Bewunderung.
Kontakt zwischen den beiden Terranern und den Gharwos gab es kaum. Einmal hatte Clifton Callamon den Kommandostand inspiziert und sich überzeugt, daß TIENX trotz der zerstörten Steuerkonsole unter halbwegs sicherer Kontrolle stand. Ein zweites Mal verließ Leo Dürk das Quartier, nachdem er mehr als eine Stunde lang zugeschaut hatte, wie einer von Arnemar Lenx' Kriegern draußen vor der Sichtluke waghalsige Manöver ausführte.
Der Anführer war nicht im Kommandostand. Der Gharwo, der dort mit der Lenkung der Fähre beschäftigt war, wies den Waffenmeister hinab auf das Unterdeck. Mit einiger Mühe gelang es Leo, das Quartier des obersten Arachniden zu finden.
Arnemar Lenx musterte ihn erstaunt. Er hatte diesen Besuch offenbar nicht erwartet. „Du kommst, um dich zu beschweren?" fragte er unsicher. „Worüber sollte ich mich beschweren?" grinste Leo Dürk. „Es ist alles in bester Ordnung, solange du Mattsabin an der kurzen Leine hältst."
„Mattsabin wird euch niemals wieder gefährlich werden", antwortete Lenx. „Weswegen also kommst du?"
„Ich wollte wissen, was deine Leute da draußen zu suchen haben", sagte Leo Dürk und machte eine ungewisse Geste in die Richtung, in der er die Außenhülle der Fähre vermutete. „Callamon und ich beobachten sie seit geraumer Zeit. Was tun sie?"
Arnemar Lenx gab ein quietschendes Geräusch von sich. Es klang wie ein menschlicher Seufzer. „Wir wissen nicht, wie sicher wir in dieser Gegend sind", antwortete er. „Sicher vor wem? Ich dachte, die Gharwos seien die Herren dieses Netzes."
„Wir sind es. Zumindest des Teils, den unsere Generation und die beiden vorangegangenen gebaut haben. Aber je tiefer wir in die Höhle vorstoßen, desto mehr haben wir es mit alten Netzkonstruktionen zu tun, die drei, zehn, vielleicht sogar fünfzig Generationen zurückliegen. Wir wissen nicht, welches Gesindel sich in den alten Teilen der Höhle herumtreibt. Wir müssen die Augen offenhalten. Denk nur an die Netzparias."
„Ich dachte, sie seien befriedet", antwortete Leo Dürk. „Oh, Torquantuur ist es nicht, vor der wir uns fürchten."
„Sondern?"
„Es gibt mehrere Abteüungen der Parias", erklärte Arnemar Lenx. „Torquantuurs ist - oder war - bisher die stärkste.
Weitere Kostenlose Bücher