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1193 - Das Templerkind

1193 - Das Templerkind

Titel: 1193 - Das Templerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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möglich? Hast du das schon öfter erlebt oder nur jetzt?«
    »Nein, das ist neu.«
    »Seit heute?«
    Sie schaute etwas nachdenklich zu Boden. »Ja, seit heute. Das glaube ich wohl.«
    Ich lehnte mich dicht neben der Tür gegen die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. »Das ist wirklich äußerst seltsam. Hast du eine Erklärung dafür?«
    »Nein, die habe ich wohl nicht…« Log sie, log sie nicht? Ich war mir nicht sicher. Jedenfalls schaute sie zur Seite, als sie meinen direkten Blick spürte. »Bitte, Clarissa, du kannst mir vertrauen.«
    Sie war noch skeptisch und lächelte. Jedenfalls fasste ich das so auf, aber ich irrte mich, denn sie sagte: »Ich vertraue dir auch, denn ich spüre, dass du zwar ein normaler Mensch, aber du trotzdem anders bist.«
    »Wie nett…«
    »Nein, das ist es nicht.«
    »Wie anders denn?« fragte ich.
    »Von dir geht etwas aus«, sagte sie nach einer Weile des Nachdenkens. »Ich kann es dir nicht genau sagen, was es ist. Ich erfasse es auch nicht richtig. Aber es ist etwas da, das spüre ich auf meiner Haut wie ein Kribbeln. Du musst etwas Besonderes sein, obwohl du so normal aussiehst.«
    Clarissa Mignon war nicht falsch. Das sah ich ihr an. So verstellen hätte sie sich gar nicht können, und auch ich fasste Vertrauen zu ihr. »Ich werde dir jetzt etwas zeigen, Clarissa, etwas Wunderbares, wie ich meine. Vielleicht ist es genau das, was du meinst…«
    »Ja - bitte…«
    Ich ließ mir bewusst Zeit mit dem Hervorholen des Kreuzes. Sehr langsam zog ich es in die Höhe.
    Den Weg verfolgte ich an meiner Brust entlang. Ein Hemd trug ich unter dem Pullover, und wenig später rutschte das Kreuz aus dem Ausschnitt hervor. Allerdings war ich schnell genug, um es mit einer Hand abzudecken, denn ich wollte es etwas spannender machen. Die Zeit konnte ich mir nehmen, weil Anne Ferrant noch immer bewusstlos war.
    Clarissa hatte ihre Ruhe verloren. Unruhig rutschte sie auf der Sitzfläche hin und her. Auch in ihrem Blick las ich jetzt die Spannung, die sie nicht mehr loslassen wollte.
    Dann war es soweit.
    Ich ging auf das Mädchen zu. Es sah die nach unten baumelnde Kette, aber nicht das Kreuz, das noch durch meine Hand verborgen war. Erst als ich dicht vor ihr stand, öffnete ich die Faust.
    Jetzt lag das Kreuz frei.
    Und Clarissa schrie auf!
    ***
    Es war kein lauter und auch kein schmerzerfüllter Schrei. Es war eher ein Laut der Überraschung, aber zugleich auch einer der Abwehr, denn Clarissa drehte sehr schnell den Kopf zur Seite und schlug dann die Hände vors Gesicht.
    Das wiederum überraschte mich. Ich hätte bei ihr mit einem großen Staunen und schon ehrfurchtsvoll geflüsterten Worten gerechnet. Aber auch mit Kommentaren, wie wundervoll das Kreuz doch war. Jetzt erlebte ich zwar nicht das krasse Gegenteil, aber diese Reaktion überraschte mich.
    Ich ließ sie in der nächsten Zeit erst mal in Ruhe. Sie sollte sich wieder finden. Das Kreuz selbst steckte ich in die Tasche. Trotzdem schaute sie nicht hin.
    »Du kannst dich wieder umdrehen und mich normal ansehen«, sagte ich mit leiser Stimme zu ihr.
    Sie wartete noch. Die Hände zitterten leicht. Endlich sanken sie nach unten, und Clarissa drehte sich wieder so um, dass sie mir ins Gesicht schauen konnte.
    Ich breitete die Arme aus. »Du siehst, ich habe nichts mehr in den Händen.«
    »Ja, sehe ich.«
    »Und du brauchst keine Angst mehr davor zu haben.«
    Clarissa hob die Schultern, als wäre sie zu skeptisch, um mir glauben zu können. »Ist es das gewesen, was du gespürt hast?«, fragte ich leise.
    »Ich glaube schon.«
    »Dann fürchtest du dich vor dem Kreuz?«
    Ich hatte mit einer schnellen und direkten Antwort gerechnet, aber ich irrte mich, denn sie grübelte weiter.
    »Bist du dir nicht sicher, Clarissa?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie mit leiser Stimme. »Früher nicht so, heute ist alles anders.«
    »Was bedeutet das genau?«
    Clarissa wich meinem Blick aus. »Früher hat es mir nichts ausgemacht. Heute mag ich die Kreuze nicht mehr so.« Sie schüttelte den Kopf. »Es wird immer schlimmer, aber es ist so. Ich… ich… will sie nicht mehr sehen.«
    »Seit wann hast du das Gefühl?«
    Ich erhielt keine genaue Antwort. »Noch nicht lange. Wirklich nicht.«
    Sie schien nicht eben glücklich darüber zu sein, dass sie Kreuze nicht mochte. Auf mich machte Clarissa einen leicht verlorenen Eindruck. Sie saß auf dem Stuhl wie eine Person, die nach etwas Sucht, aber nicht genau weiß, wonach.
    Mir kam sie

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