1194 - Lady Sarahs Horror-Trip
Junge.« Sie stand auf. »Ich bin natürlich dabei. Allerdings rechne ich damit, dass wir dort zwei Bekannten begegnen werden.«
»Denkst du an die beiden Killer?«, fragte ich.
»An wen sonst?«
***
Es war bisher ein Fall gewesen, der für Suko und mich so normal verlaufen war wie die Fälle der Kollegen, die nichts mit übersinnlichen Dingen zu tun hatten. Wir waren jedoch beide davon überzeugt, dass sich dies ändern würde. Den Spiegel hatten wir im Haus gelassen. Ich ging davon aus, dass er nicht unbedingt wichtig war, denn durch ihn gab es keinen Weg in eine andere Dimension.
Der Regen hatte zugenommen. Er ließ alles Grau in Grau aussehen und machte den Fluss noch dunkler.
An einem solchen Tag schaltete man das Licht gar nicht erst aus. Nicht in den Wohnungen und Häusern und auch nicht an den Fahrzeugen, die sich im dichten Regen als schattige Gestalten präsentierten.
Diesmal hatte ich das Steuer übernommen. Suko saß auf dem Rücksitz, und Sarah hatte den Platz neben mir eingenommen. Den Stock hatte sie schräg zwischen ihre Beine gestellt und dabei die Hände übereinander auf den Griff gelegt.
Ihr Gesicht war angespannt. So kannte ich sie nicht. Kein Lächeln lag mehr auf ihren Lippen. Sie schien in Gedanken versunken zu sein, auch wenn sie mich hin und wieder anschaute, als wollte sie kontrollieren, ob ich noch nicht eingeschlafen war.
»Worüber denkst du nach?«, fragte ich.
»Ach, über alles Mögliche. Ich mag ja so Heime nicht. Habe schlechte Erfahrungen damit gemacht, aber dass ein Haus eine Filiale des Geheimdienstes ist oder sein soll, das ist mir neu.«
»Mir auch, Sarah. Nur muss ich dich darauf hinweisen, dass es eine perfektere Tarnung kaum gibt. Wer denkt schon daran, dass hinter einer derartigen Fassade geforscht wird?«
»Richtig. Und vor allen Dingen, was dort passiert.« Sie schüttelte den Kopf. »Da kann man so alt werden wie ich, aber man lernt eben nie aus. Ist schon seltsam.«
»Aber auch spannend.«
»Das stimmt, John.«
Nach wie vor schoben wir uns mit dem Rover durch den Regen. London hatten wir hinter uns gelassen und blieben dabei immer in der Nähe des Flusses. Diese Strecke würde uns auch bis zum Windsor Castle bringen, doch so weit brauchten wir nicht zu fahren.
Wir passierten kleine Orte. Wir sahen Wiesenstücke, auf denen sich der Dunst mit dem Regen vermischte, und erkannten dann an der anderen Seite des Flusses die Häuser einer Ortschaft, die sich bis in die Nähe des Wassers drängte.
Bei uns war es recht einsam. Besonders viel Verkehr herrschte nicht. Manchmal wurden wir überholt. Dann fegten Wasserfahnen gegen den Rover. Suko hatte sicherheitshalber die Karte auf den Knien liegen. Mit seinen Anweisungen hielt er sich zurück und meldete sich nur, als an der rechten Seite, zwischen der Straße und dem weiter entfernt liegenden Fluss, ein Waldstück auftauchte.
»Danach musst du aufpassen, John. Da geht es dann rechts ab.«
»Bis zum Fluss?«
»Nein, nicht ganz.«
»Okay.«
Neben mir schüttelte Sarah den Kopf. »Ich verstehe das nicht so recht«, sagte sie. »Normalerweise liegen die Seniorenheime nicht so in der Einsamkeit verborgen. Warum hat man das hier getan? Will man wirklich so viel verbergen?«
»Vielleicht«, sagte ich. »Außerdem befinden sich möglicherweise ehemalige Geheimnisträger unter den Insassen. Gewisse Tatsachen sind noch immer nicht reif für die Öffentlichkeit. Da hat man die Leute eben besser unter Kontrolle.«
»Aber man kann auch als normaler Mensch dorthin«, sagte sie. »Vorausgesetzt, man hat genügend Geld.«
Ich lächelte sie kurz an. »Das werden wir ja gleich herausfinden, nehme ich an.«
»Ich bin wirklich gespannt darauf.«
Das war ich auch. Noch nahmen uns die Bäume die Sicht. Hinzu kamen der Regen und der Nebel, der sich auf dem Boden hielt. Es war ein mieses Wetter, und es sollte noch einige Tage so andauern.
Dabei hatten wir von Regen und Überschwemmungen in unserem Land genug.
Auch das Waldstück fand sein Ende. Ich achtete jetzt auf den schmalen Weg, der nach rechts führte, zum Heim hin und auch wieder näher an die Themse heran.
Es gab ihn.
Es gab nur kein Hinweisschild auf das Heim. Oder ich hatte es übersehen, aber die schmale Straße musste es einfach sein. Da stimmte mir auch Suko vom Rücksitz her zu.
War der Regen bisher auf den Asphalt einer Straße geklatscht, so änderte sich dies. Jetzt fielen die Tropfen in zahlreiche große Pfützen auf dem löchrigen Boden. Diese Zufahrt
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