1194 - Lady Sarahs Horror-Trip
mit meinem Stuhl soweit zurück wie möglich. »Wir sind uns einig, dass es kein Rauschgift ist. Es muss ein verdächtiger Gegenstand gewesen sein und zugleich auch ein wichtiger. Da fällt mir eigentlich nur der Spiegel ein.«
»Sehr gut, Alter.«
»Obwohl ich ihn untersucht habe, konnte ich nichts feststellen. Aber das hat nichts zu bedeuten. Darin können andere Geheimnisse versteckt sein, die nicht in fremde Hände gelangen dürfen. Wir haben einen Fehler gemacht. Wir hätten ihn mitnehmen sollen.«
»Das lässt sich ändern.«
»Klar.« Ich nickte Suko zu. »Mir gefällt allerdings auch nicht, dass Lady Sarah so tief drinsteckt. Sir James hat Recht. Wir dürfen sie nicht aus den Augen lassen.«
»Dann wird sie demnächst also bei uns bleiben.«
»Abwarten, wie die Dinge sich entwickeln.«
Die Tür wurde aufgestoßen, und beide Frauen betraten unser Büro. Ich holte zwei Stühle heran.
Sarah stellte das Tablett mit den vier Tassen ab, und Glenda fand einen Platz für die Kaffeekanne auf dem Schreibtisch. Es sah so aus, als wären wir zu einer gemütlichen Runde zusammengekommen, doch unsere Gesichter gaben die Fröhlichkeit nicht wider. Zu tief steckte noch das in uns, was wir erlebt hatten. Auch aus Sarahs Gesicht war die Blässe nicht verschwunden.
Glenda trug an diesem Tag ein brombeerfarbenes Twinset und einen schwarzen Rock aus breitem Kord dazu. Er reichte ihr ungefähr bis zu den Waden.
»Sarah hat mir alles erzählt«, sagte sie. »Dann ist sie ihres Lebens nicht sicher.«
»Stimmt.«
»Habt ihr denn schon nach den beiden Typen suchen lassen?«
Ich trank den ersten Schluck und verneinte. »Das hat keinen Sinn. Wenn sie tatsächlich zu einer Abteilung des Geheimdienstes gehören, dann sind sie nicht registriert. Die halten ihre Leute schon im Dunkeln.«
»Seid ihr denn sicher?«
»Wir werden wohl darauf warten müssen, was Sir James herausfindet. Aber auch für ihn gibt es Grenzen. Gewisse Gruppen oder Dienste lassen sich eben nicht in die Karten schauen.«
»Ach!«, meldete sich Lady Sarah. »Ihr solltet die Flinte nicht so schnell ins Korn werfen. Ich glaube durchaus, dass wir eine Spur finden.«
Ich hob die Tasse an. »Darauf trinken wir. Aber eines bleibt bestehen, Sarah. Wir werden dich nicht allein lassen. Diese Typen versuchen es immer wieder.«
Es gefiel mir überhaupt nicht, dass der Geheimdienst mitmischte. Obwohl ich noch nicht den hundertprozentigen Beweis in den Händen hielt, hielt ich mich daran fest und hoffte stark, eine Bestätigung zu bekommen.
Vielleicht in diesem Augenblick, als sich die Tür öffnete. Sir James hatte sie aufgeschoben. Dass er selbst gekommen war und nicht angerufen hatte, deutete auf eine bestimmte Meldung hin, die noch interpretiert werden musste.
Er nickte uns zu. Einen Stuhl hatte er nicht mitgebracht. Wie wir ihn kannten, würde er sich auch kurz fassen. Sir James stellte sich so hin, dass er uns anschauen konnte. Auf seiner Stirn malten sich leichte Sorgenfalten ab.
Ich hielt es nicht mehr aus. »Sir, Sie haben doch was herausgefunden, das sieht man Ihnen an.«
»In der Tat.«
»Und was?«
»Abel Morley ist tot!«
***
Überraschung oder nicht?
Zumindest zur Hälfte. Wir hatten damit rechnen müssen, aber wir hatten uns noch immer ausgerechnet, dass er noch lebte, wenn auch nicht mehr in seinem Haus.
»Das ist Pech«, sagte Suko leise, »zumindest beim ersten Nachdenken, finde ich.«
»Ich möchte das nicht kommentieren«, sagte der Superintendent, »an seinem Tod besteht kein Zweifel.«
»Sie haben das aus sicherer Quelle?«
Sir James Powell schaute mich beinahe böse an. »Und ob ich das aus einer sicheren Quelle habe. Sie glauben gar nicht, welche Schwierigkeiten ich hatte, um das zu erfahren.«
»Also doch der Geheimdienst?«
Er nickte. »Zumindest eine gewisse Abteilung, die sich mit den Problemen der Zukunft beschäftigt.«
»Wirklich toll umschrieben«, erwiderte ich lachend. »Aber man muss dem Kind ja einen Namen geben.«
»Ja, das sehe ich auch so.« Sir James räusperte sich. »Ich habe mich mit der Bekanntgabe seines Todes nicht zufrieden gegeben. Ich wollte mehr über diesen Menschen wissen und musste erfahren, dass Abel Morley die letzten beiden Monate seines Lebens in einem Heim verbracht hat. In einem Seniorenheim, das den schönen Namen ›Rest House‹ trägt. Also Ruhehaus.«
Ich verzog das Gesicht. »Nein«, sagte ich, »nicht schon wieder ein Heim. Bitte nicht.«
»Was haben Sie?«
Ich winkte ab. »Ich
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