1194 - Lady Sarahs Horror-Trip
machte dem Senioren-Heim wirklich keine Ehre. Sie glich mehr einer Versuchsstrecke, um die Stoßdämpfer irgendwelcher Autos testen zu können. Ich konnte den Schlaglöchern nicht ausweichen. So wurde nicht nur der Rover malträtiert, sondern auch wir.
Bei hellem Wetter hätten wir das Heim sicherlich gesehen. Jetzt verschwand es im Dunst und im Regen. Zum Glück dunkelte es noch nicht ein, und so hatten wir schließlich die Gelegenheit, es sehen zu können, weil es sich in der Nähe des Flusses abmalte, wo die Luft etwas klarer war.
Es war ein steifer, hoher und auch irgendwie verwinkelter Bau mit mehreren Dachgauben und zwei kleinen Türmen, die wie Wächter in die Höhe standen.
Wir wurden erwartet. Ich hatte zuvor im Rest House angerufen und unseren Besuch angekündigt.
Man hatte nichts dagegen und würde uns empfangen.
Die Landschaft war etwas kultiviert worden. Zumindest hatte ich den Eindruck. Die Bäume sahen gepflegt aus. Man hatte sie gestutzt, und es gab auch jenseits der Zufahrt einige mit Kies bestreute Wege.
Es gab auch noch ein zweites Haus. Es hielt keinen Vergleich zu dem eigentlichen Heim aus. An der linken Seite stand es schief und krumm. Mehr ein Gartenhaus, das den Unbilden des Wetters nicht immer getrotzt hatte.
»Halt an, John!«
Ich tat Suko den Gefallen. Er hatte sich schon losgeschnallt und öffnete die Tür. Er huschte hinaus und hatte nach drei Schritten das kleine Gartenhaus erreicht. Das leicht vorspringende Dach schützte ihn ein wenig vor dem Regen.
»Wir treffen uns dann später.«
»Okay.« Ich ließ die Scheibe wieder hochgleiten und hoffte, dass wir vom Heim her nicht beobachtet worden waren. Von außerhalb nicht, denn bei diesem Wetter traute sich niemand raus.
Mit dem Rover blieben wir auf dem offiziellen Weg. In der Nähe des Eingangs wurde der Weg breiter. Wir sahen bereits die zahlreichen Fenster, konnten jedoch nicht erkennen, ob wir aus ihnen beobachtet wurden.
Neben mir seufzte Sarah.
»Hast du Probleme?«
»Mit Heimen schon.«
»Ist ja nur für kurze Zeit.«
»Hoffentlich, John. So ein Heim kann auch leicht zu einem Grab werden.«
»Was bist du so pessimistisch?«
»Das wärst du auch nach der Begegnung mit den beiden Killern. Die kannten wirklich kein Pardon.«
Ich gab ihr innerlich Recht und streichelte mit der linken Hand kurz über ihre linke Schulter, um ihr klar zu machen, dass ich auch noch da war. Dann sah ich zu, so nahe wie möglich an das Haus heranzukommen, damit wir nicht zu lange durch den Regen laufen mussten. Der Name Rest House war in großen Buchstaben über dem Eingang an das Mauerwerk geschrieben worden. Einen Willkommensgruß las ich ebenfalls, aber in dieser grauen Welt sah ich es als Ironie an.
Aus den Regenrinnen rann das Wasser zu Boden. Überall tropfte es, auch von dem Vorsprung des Dachs herab, das eine dreistufige Treppe schützte.
Dicht davor hatte ich den Wagen gestoppt und ihn so rangiert, dass Sarah fast trockenen Fußes den eigentlichen Eingang erreichen konnte.
»Steig du schon aus. Ich fahre den Wagen zur Seite.«
»Okay.« Etwas mühsam kletterte sie ins Freie und blieb dann auf einer breiten Treppenstufe stehen.
Es gab hier keinen normalen Parkplatz. So fuhr ich ein paar Meter weiter und drehte das Fahrzeug so, dass es mit der Frontseite auf die Hauswand zeigte.
Bevor ich ausstieg, peilte ich durch die schräge Frontscheibe in die Höhe. Mein Blick traf eines der Fenster. Dahinter war die Gardine zur Seite geschoben worden.
Wie ein steifer Geist stand dort ein alter Mann mit schlohweißem Haar und beobachtete mich. Ich lächelte und winkte ihm zu, aber er grüßte nicht zurück.
Ich stieg aus. Sofort erwischte mich der Regen. Es waren verdammt kalte Tropfen, fast schon wie Eiskörner, die in mein Gesicht schlugen und gegen den Körper prasselten.
Sekunden später hatte ich das schützende Dach erreicht, wo Sarah Goldwyn auf mich wartete. Ihr Lächeln sah gezwungen und auch sehr künstlich aus.
»So, dann wollen wir mal«, sagte ich und legte einen Arm um ihre Schultern.
»Du kommst mir sehr locker vor, John.«
»Ach, das ist nur gespielt.«
Sie blieb noch stehen und sagte mit leiser Stimme: »Hier ist einiges nicht in Ordnung, John.«
»Woher weißt du das?«
»So etwas spüre ich.«
»Ja, das glaube ich dir. Aber jetzt lass uns reingehen. Wir werden ja schließlich erwartet.«
Begeistert war Sarah davon nicht. Wir hatten den sauren Apfel angebissen und mussten ihn nun auch essen.
Die Tür vor uns
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