12 – Das Raetsel von Chail
das?«, grollte Kolsch und drehte sich um. »Wer bist du überhaupt?«
»Ich heiße Maton.«
»Mein Name ist Wajsto Kolsch«, sagte der Solaner und bemühte sich, seine Stimme freundlich klingen zu lassen. Ihm war offenbar bewusst geworden, dass er dem Chailiden sein Leben zu verdanken hatte. »Vielen Dank für deine Hilfe. Ich hoffe, du nimmst mir nicht übel, dass ich gerade ein wenig schroff zu dir war.« Er wandte sich an seinen zweiten Retter. »Und dir danke ich natürlich auch, Isun. Ohne euch wäre es mir wahrscheinlich gegangen wie dem Murl da.«
Er deutete auf den Sumpf. Mit einem schmatzenden Laut verschwand soeben der Kopf des Tiers im Morast. Wie eine Emulsion floss der zähflüssige Schlamm auf den entstandenen Trichter zu und füllte ihn. Die nun wieder glatte, fast schwarze Oberfläche verriet nicht, welche Tragödie sich hier vor kurzem abgespielt hatte.
»Du und deine Begleiter, ihr wollt nach Syrgan?«, erkundigte sich Maton.
»Ja, warum?«
»Ich wohne dort. Wenn ihr nichts dagegen habt, begleite ich euch.«
»Das ist mir recht.« Wajsto Kolsch nickte zustimmend. Wie bei Maton auch war seine Entscheidung nicht ganz uneigennützig. Er hoffte, schon unterwegs einiges über die Stadt zu erfahren, was ihm und seinen beiden Gefährten von Nutzen sein konnte.
»Ich werde euch führen«, erbot sich Maton.
Die beiden hatten keine Einwände; besonders Isun war froh, in dem tückischen Gelände jemanden bei sich zu haben, der sich im Sumpf auskannte.
Der Jäger nahm sein verbliebenes Murl am Zügel, dann folgte er seinem Artgenossen und dem Solaner. Maton geleitete sie zuerst zu einer nahen Quelle, wo Wajsto Kolsch sich den verbliebenen Schlamm abwaschen konnte, der in der Hitze entsetzlich zu stinken begann. Nachdem der Magnide sich den Schmutz abgespült, und auch seine Kleidung gereinigt hatte, überprüfte er seine Waffen. Erfreut stellte er fest, dass sie noch intakt waren; dass auch der Translator noch funktionierte, hatte sich bereits gezeigt.
Der Hüne gab zu erkennen, dass er bereit war, den Weg fortzusetzen. Der kleine Trupp setzte sich wieder in Marsch und strebte dem Punkt zu, wo man Atlan und Bjo Breiskoll zurückgelassen hatte. Der Magnide stand noch derart unter dem Eindruck des Erlebten, dass er das Brennen seiner Füße gar nicht registrierte und nicht einmal humpelte.
Als sie einen kleinen Bruchwald aus Stangenholz und jungen Stämmen hinter sich gebracht hatten, trafen sie auf den Arkoniden und den Katzer. Das mit den Ausrüstungsgegenständen bepackte Murl knabberte an den Blättern des Baumes, an dem man es angebunden hatte. Der Unsterbliche hatte seinen Raumanzug übergestreift und war damit beschäftigt, die verschiedenen Systeme einem raschen Check zu unterziehen.
Atlan war ein Mann, der in seinem langen Leben gelernt hatte, dass man sich auf jede Situation einstellen musste. Er besaß die Geduld einer Katze, die stundenlang vor einem Mauseloch wartete, doch in einer Situation, die schnelle Entschlüsse und rasches Handeln erforderte, war ihm Untätigkeit ein Gräuel. Zusammen mit dem Katzer war er daher aufgebrochen, um Kolsch und Isun notfalls beistehen zu können.
Als die selbst gesetzte Wartezeit ereignislos verstrichen war, hatte er keinen Augenblick gezögert, den Raumanzug anzuziehen; seines Erachtens mussten sich die beiden in einer prekären Situation befinden, die sie selbst nicht meistern konnten, so dass Hilfe erforderlich war. Atlan wusste, dass der Einsatz des Raumanzugs das Risiko einer Ortung bedeutete, doch da es um zwei Leben ging, waren derartige Bedenken bedeutungslos.
»Sieh doch, Wajsto Kolsch und Isun sind zurück!«, rief Bjo Breiskoll erleichtert. »Und sie sind nicht allein.«
Überrascht sah Atlan von den Kontrollen auf. Der Solaner hatte recht. Der Arkonide beschattete die Augen mit der Rechten und musterte den fremden Chailiden.
Er war groß, schlank und muskulös. Die beiden Arme und Beine wirkten im Verhältnis zum Körper etwas zu lang, das Sonnenlicht schuf auf der kupferfarbenen Haut grünliche Reflexe. Ein schwarzes Band hielt das lange, stahlblaue Haar im Nacken zusammen.
Das Gesicht war schmal und knochig, beinahe streng; es wurde von der hohen Stirn beherrscht. Die weit auseinander stehenden Augen wurden von der grauen Iris vollkommen ausgefüllt.
Mittlerweile war die Gruppe bis auf Sprechweite herangekommen.
»Wie ich sehe, wolltest du wegen mir deine Prinzipien umwerfen«, tönte Wajsto Kolsch.
»Wegen dir und Isun –
Weitere Kostenlose Bücher