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12 - Die Nadel der Götter

12 - Die Nadel der Götter

Titel: 12 - Die Nadel der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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die selbsternannten Herren von Paris nicht, den Abstand zu verringern. Offenbar hatte ihnen McDevonshires Pistole einigen Respekt eingeflößt. Allerdings ließen sie auch nicht zu, dass der Abstand wuchs!
    Bereits nach wenigen Minuten trug Tom keinen trockenen Faden mehr am Leib. Die Schritte wurden schwerer und die Füße verursachten schmatzende Geräusche in den Schuhen. Die potenziellen Retter der Welt wirkten wie begossene Pudel und kein bisschen heldenhaft.
    Der Ex-Commissioner nieste. »Sollten wir den Weltuntergang überleben, verende ich wahrscheinlich an einer Lungenentzündung.«
    Tom wandte sich um. Noch immer waren die Schläger hinter ihnen. »Das ist zum Kotzen!«, schimpfte er. »Da sitzt die Loge hinter Schloss und Riegel und schon übernimmt eine Bande hirnloser Ganoven deren Job.«
    Endlich kam ihr Ziel in Sichtweite. Keine Häuser verstellten mehr den Blick auf den stählernen Turm. Majestätisch ragte er in den Himmel.
    »Seht!«, rief Maria Luisa. »Er ist gesperrt!«
    Tatsächlich umzog leuchtend gelbes Trassierband den Eiffelturm weitläufig. Dahinter patrouillierten uniformierte, bewaffnete Männer.
    Hastig ließ McDevonshire die Pistole ins Halfter gleiten. Das hätte noch gefällt, dass die Sicherheitstypen die Waffe sahen und die falschen Schlüsse daraus zogen. »Und jetzt?«, fragte er.
    Tom richtete den linken Arm nach dem Turm aus und beobachtete den Reif. Die Einkerbungen verschoben sich munter, bildeten aber keinen Pfeil aus. Ihr ursprünglicher Verdacht bestätigte sich.
    Langsam drehte er sich, bis er die Peilung wiedergefunden hatte.
    »Wir müssen dort lang!«
    »Sie sind weg!«, rief Maria Luisa.
    Tom wandte sich um. Von den Schlägern war nichts mehr zu sehen.
    Langsam, um den Uniformierten nicht den falschen Eindruck zu vermitteln, gingen sie auf die Absperrung zu.
    »Hier können Sie nicht weiter«, sagte einer der Sicherheitsmänner, als Tom und seine Begleitung das Trassierband erreichten. »Der Turm ist gesperrt.«
    »Warum das?«
    »Weil wir nicht noch mehr Idioten brauchen, die von dort oben sich oder andere in die Tiefe stürzen.«
    Tom wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte, dass ihr neues Ziel jenseits der Absperrung lag. An den Uniformierten vorbeizukommen, wäre gewiss kein Kinderspiel geworden. Andererseits mussten sie die relative Sicherheit nun wieder verlassen. Einen Wagen besaßen sie auch nicht mehr. Ihnen blieb also nichts anderes übrig, als der Peilung des Armreifs zu folgen.
    »Was nun?«, fragte Maria Luisa.
    Tom zeigte nach rechts. »Diese Richtung.«
    »Was soll das bringen? Das Ziel kann Hunderte von Kilometern entfernt liegen.«
    »Glaube ich nicht.« Er deutete zum Turm. »Da ist Norden, die ursprüngliche Richtung unserer Peilung von Lyon aus. Nun weist der Armreif aber eher nach Osten. Das heißt, wir sind nah dran.« Zumindest hoffte er das.
    Also wandten sie sich nach rechts und stapften los. Ihr Weg führte sie durch verlassene Straßen, zwischen weiteren qualmenden Autowracks durch.
    Die Schläger tauchten nicht wieder auf. Dennoch schlug Tom jedes Mal das Herz bis zum Hals, wenn sie auf eine abzweigende Straße oder eine dunkle Ausfahrt stießen. Immer rechnete er damit, dass bullige Typen mit zahnlückigem Grinsen daraus hervortraten.
    Nach einigen Minuten erreichten sie eine Seine-Brücke und entdeckten auf der anderen Seite etwas, das Toms Puls in die Höhe trieb.
    Eine Nadel!
    »Die Place de la Concorde«, hauchte er. »Der Obelisk von Luxor.«
    Er kontrollierte den Armreif. Der Pfeil deutete direkt auf die Steinsäule inmitten des riesigen Platzes.
    »Ich war so auf den Eiffelturm fixiert, dass ich nicht mehr daran gedacht habe.«
    »Und das soll die Nadel der Götter sein?«, ließ sich McDevonshire vernehmen.
    Auch Tom hegte Zweifel. Wie sollte der Obelisk für die nötigen energetischen Verhältnisse sorgen, so wie es CERN getan hatte? »Wir werden sehen.«
    Das deutlich lauter werdende Summen aus der Umhängetasche zeigte ihm jedenfalls, dass ihr Ziel unmittelbar vor ihnen lag.
    Leider war die Place de la Concorde ungleich bevölkerter als die Umgebung um den Eiffelturm. Der Platz glich einer Müllkippe voller leerer Flaschen und Verpackungen. Dazwischen saßen oder lagen mindestens hundert Personen. Manche sahen aus, als hätten sie eine langjährige erfolgreiche Karriere als Clochard hinter sich, andere wirkten eher, als hätten sie noch vor wenigen Tagen an einem Schreibtisch im obersten Stock einer Bank gesessen.
    »Die

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