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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Davis griff nach seinem Eiswasser. So spät am Tag trank er nie Kaffee. »Jedenfalls sagt Pete, er weiß noch nicht recht, wie sich die Sache entwickelt, aber er hat keine andere Wahl, als die Ausbildung durchzuziehen. Gerry, ich hätte Sie deutlicher warnen sollen. Ich dachte mir schon, dass dieses Problem auftauchen würde. Wir machen das ja auch zum ersten Mal, verdammt! Und wie ich schon sagte – wir können keine Psychopathen gebrauchen. Die Leute, die für uns die Richtigen sind, stellen nun mal Fragen. Die wollen nun mal die Gründe wissen. Und sie haben nun mal ihre Bedenken. Wir können schließlich keine Roboter anheuern, stimmt’s?«
    »Wie damals, als sie versucht haben, Castro auszuschalten«, bemerkte Hendley. Er hatte einen Teil der geheimen Akten über dieses wahnwitzige, fehlgeschlagene Abenteuer gelesen. Bobby Kennedy brachte damals die Operation MONGOOSE in Gang. Er und seine Verbündeten beschlossen wahrscheinlich bei einem Drink oder vielleicht auch nach ein paar Spielen Touch Football, die Sache durchzuziehen. Schließlich benutzte Eisenhower die CIA während seiner Präsidentschaft zu ähnlichen Zwecken – warum nicht auch sie? Nur dass ein ehemaliger Lieutenant der Navy, der sich selbst durch eine aus purem Übermut entstandene Kollision um sein Kommando gebracht, und ein Jurist, der niemals praktiziert hatte, nicht instinktiv all das wussten, was für einen Berufssoldaten selbstverständlich war, den hart erarbeitete fünf Sterne zierten. Dennoch besaßen sie die Macht. Kraft Verfassung war John F. Kennedy seinerzeit oberster Befehlshaber aller US-Streitkräfte, und mit solch einer Macht ging unweigerlich der Drang einher, sie zu benutzen, um die Geschicke der Welt nach eigenem Gutdünken zu lenken. So wurde also die CIA angewiesen, 259

    Castro aus dem Weg zu schaffen. Nur dass die CIA nie über eine Abteilung für Attentate verfügt und auch nie Leute für derartige Missionen ausgebildet hatte. Also ging die Firma zur Mafia. Für deren Bosse gab es wenig Grund, Fidel Castro zu verehren – hatte ihnen dieser doch einen Strich durch die Rechnung gemacht, als sie drauf und dran gewesen waren, das profitabelste Unternehmen aller Zeiten aufzu-ziehen. Die Sache sah damals so sehr nach einem todsicheren Geschäft aus, dass einige der Größen des organisierten Verbrechens ihr privates Vermögen in die Casinos von Ha-vanna investiert hatten, nur um dann zusehen zu müssen, wie der kommunistische Diktator sie schloss.
    Und kannte sich die Mafia nicht damit aus, Leute umzubringen?
    Nun, in Wahrheit war sie darin – entgegen den Darstel-lungen sämtlicher Hollywood-Filme – nie besonders effizient gewesen, insbesondere wenn die betreffenden Leute in der Lage waren, sich zu verteidigen. Und dennoch versuchte die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika, Mafiosi als Mörder anzuheuern, um das Staatsoberhaupt eines anderen Landes auszuschalten – weil die CIA nicht wusste, wie man so etwas anfing. Im Rückblick betrachtet, war das schon etwas grotesk. Etwas ?,fragte sich Gerry Hendley. Um Haaresbreite wäre öffentlich bekannt geworden, dass die Regierung für das ganze Desaster selbst ver-antwortlich war. Unter dem Druck dieser Ereignisse musste Präsident Gerry Ford seine Executive Order erlassen, nach der solche Aktionen illegal waren, und dieses Gesetz hielt vor, bis Präsident Ryan beschloss, den religiösen Diktator des Iran mit zwei Smart Bombs auszuschalten. Zeitpunkt und Umstände verhinderten bemerkenswerterweise, dass die Medien den Mord kommentierten. Schließlich war er von der United States Air Force ausgeführt worden, und zwar von mit den richtigen Kennungen versehenen – wenn auch getarnten – Jagdbombern. Und das zu einer Zeit, als in einem zwar nicht offiziell erklärten, aber dadurch nicht 260

    weniger realen Krieg Massenvernichtungswaffen gegen amerikanische Bürger eingesetzt wurden. Durch das Zusammenspiel dieser Faktoren wurde die ganze Operation nicht nur legitimiert, sondern erhielt sogar den Status einer verdienstvollen Handlung, die das amerikanische Volk bei der nächsten Wahl dann auch ratifizierte. Nur George Washington hatte je eine größere Stimmenmehrheit erhalten –
    eine Tatsache, die Jack Ryan sen. noch immer nicht recht geheuer war. Aber Jack war bewusst gewesen, wie viel davon abhing, dass Mahmoud Haji Daryaei getötet wurde.
    Und aus ebendiesem Grund hatte er, bevor er aus dem Amt schied, Gerry dazu überredet, den Campus aufzubauen.
    Aber Jack hat

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