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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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wirklich im Gange war. Doch so weit dachte Jack nicht.
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    Hendley verfügte sowohl im Büro als auch zu Hause über ein abhörsicheres Telefon, eine brandneue Gemeinschafts-entwicklung von AT&T und NSA, genannt STU-5 – die Abkürzung für Secure Telephone Unit, Version 5. Das Gerät war auf etwas unkonventionelle Weise in seinen Besitz gelangt.
    Gerade telefonierte er über diese Leitung.
    »Ja, das stimmt. Wir werden das Material morgen früh vorliegen haben. Hat nicht viel Sinn, jetzt im Büro zu sitzen und den leeren Bildschirm anzustarren«, erklärte der ehemalige Senator sachlich, während er an seinem Bourbon mit Soda nippte. Dann hörte er sich an, was sein Gesprächspartner zu sagen hatte.
    »Wahrscheinlich«, erwiderte er auf eine ziemlich nahe liegende Frage. »Aber noch nichts ›Hartes‹… ja, so in etwa das, was an diesem Punkt zu erwarten wäre.«
    Wiederum eine längere Frage.
    »Wir haben da zwei Burschen, die gerade so weit sind…
    ja, das auch – etwa vier. Wir nehmen sie gerade näher unter die Lupe – das heißt, morgen. Jerry Rounds zerbricht sich den Kopf über die Sache, zusammen mit Tom Davis –
    stimmt, den kennst du nicht, oder? Ein Schwarzer von der anderen Seite des Flusses, arbeitet in beiden Teilen des Hauses. Cleverer Bursche, hat ein gutes Gespür für Finanz-angelegenheiten und auch für die operative Seite. Eigentlich merkwürdig, dass sich eure Wege nie gekreuzt haben. Sam?
    Der ist ganz heiß drauf, das kannst du glauben. Jetzt müssen wir nur noch die richtigen Angriffsziele auswählen…
    Ich weiß, du kannst da nicht mitmischen. Entschuldige, dass ich von ›Angriffszielen‹ gesprochen habe.«
    Ein längerer Monolog, der mit einer rhetorischen Frage schloss.
    »Ja, ich weiß. Darum sind wir hier. Bald, Jack. Bald…
    Danke, mein Lieber. Du auch. Wir sehen uns.« Er legte auf, wohl wissend, dass er seinen Freund in Wirklichkeit nicht so bald sehen würde… vielleicht würden sie sich auch nie 379

    wieder persönlich begegnen. Und das war eine gottverdammte Schande. Es gab nicht viele Leute, mit denen man so reden konnte – und nicht nur darum war es schade. Ein weiterer Anruf stand an, diesmal über die reguläre Telefonleitung.
    Die Anzeige an Grangers Telefon verriet ihm schon vor dem Abheben, wer ihn da sprechen wollte.
    »Ja, Gerry?«
    »Sam, diese beiden Rekruten – sind Sie sicher, dass die bereit sind, in der obersten Liga zu spielen?«
    »Für unsere Zwecke schon«, versicherte der Leiter der Einsatzabteilung seinem Boss.
    »Sie sollen morgen zum Mittagessen herkommen. Sie sind natürlich auch dabei, und Jerry Rounds.«
    »Ich rufe Pete gleich morgen früh an.« Unnötig, das jetzt noch zu tun – schließlich dauerte die Fahrt kaum zwei Stunden.
    »Gut. Haben Sie irgendwelche bösen Vorahnungen?«
    »Gerry, Sie wissen ja – nachher ist man immer schlauer.
    Uns bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten.«
    »Recht haben Sie. Dann bis morgen.«
    »Gute Nacht, Gerry.« Granger legte auf und wandte sich wieder seinem Buch zu.
    Die Frühnachrichten waren in ganz Amerika – und auch in der übrigen Welt – besonders spektakulär. Die Satelliten-
    übertragungen von CNN, FOX, MSNBC und jeder anderen Agentur, die über Fernsehkameras und einen Ü-Wagen verfügte, bescherten der Welt eine Aufmacherstory, die allenfalls noch von einer Atomexplosion in den Schatten gestellt worden wäre. Die europäischen Zeitungen brachten die üblichen Sympathiebekundungen für Amerika, das wieder einmal einen harten Schlag zu verkraften hatte –
    kurzlebige Sympathien, die bald in Vergessenheit geraten würden. Die amerikanischen Nachrichtenmedien sprachen von der Angst der Bevölkerung, natürlich ohne ihre Be-380

    hauptungen statistisch zu untermauern. Dennoch – plötzlich kauften die Bürger im ganzen Land Schusswaffen zu ihrem eigenen persönlichen Schutz – ein Zweck, der kaum oder gar nicht erfüllt werden würde. Die Polizei bedurfte keiner besonderen Anweisung, verschärft auf Personen zu achten, die aussahen, als stammten sie aus einem Land östlich von Israel. Mochten irgendwelche verbohrten Juristen das als ethnische Diskriminierung auslegen – zum Teufel mit ihnen! Die Gräueltaten des vergangenen Tages waren schließlich nicht von einer Gruppe norwegischer Touristen begangen worden.
    Die Zahl der Kirchenbesucher stieg leicht an.
    Überall in Amerika gingen die Menschen zur Arbeit und erledigten ihren Job, fragten ihre Kollegen, wie sie darüber dachten,

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