12 - Im Auge des Tigers
Sicherheit?«, wollte Dominic wissen.
»Darüber brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen«, versicherte ihm Bell. »Die Computer erfüllen die höchsten Sicherheitsstandards. Sie sind übrigens auch als Internet-Telefon zu benutzen, wenn mündliche Kommunikation erforderlich wird. Die Verschlüsselungssysteme sind extrem sicher.«
»Gut«, sagte Dominic, aber er klang nicht sonderlich ü-
berzeugt. Pete Alexander hatte ihnen zwar mehr oder weniger das Gleiche erzählt, aber Dominic traute Verschlüsse-lungsprogrammen nicht. Die angeblich so sicheren Kom-munikationssysteme des FBI waren schließlich auch schon mindestens einmal von cleveren Kriminellen geknackt worden – oder auch von Computerfreaks, die sich einfach nur beweisen wollten. »Wie sieht es mit unserer juristischen Rückendeckung aus?«
»Wir haben das hier für Sie.« Hendley reichte ihnen einen Ordner. Dominic nahm ihn, schlug ihn auf und bekam sofort große Augen.
»Wahnsinn! Wo haben Sie den denn her?« Die einzige vom Präsidenten ausgestellte Begnadigung, die er jemals zu Gesicht bekommen hatte, war in einem juristischen Fach-buch abgedruckt gewesen. Diese hier war bis auf die Unterschrift nicht ausgefüllt. Eine Blanko-Begnadigung? Wahnsinn!
»Das müssten Sie eigentlich selbst wissen«, erwiderte Hendley.
Beantwortet wurde Dominics Frage durch die Unterschrift. Er erinnerte sich, was er während des Jurastudiums gelernt hatte: Eine solche Begnadigung war hieb- und stich-fest. Nicht einmal der Supreme Court könnte sie anfechten, denn die uneingeschränkte Befugnis des Präsidenten, zu 392
begnadigen, war ebenso unantastbar wie die Redefreiheit.
Außerhalb der Grenzen Amerikas würde ihnen das allerdings wenig helfen. »Heißt das, dass wir hier in den Staaten Leute beseitigen sollen?«
»Möglicherweise.« Hendley nickte.
»Und wir sind die ersten Liquidatoren in Ihrem Team?«, fragte Brian.
»Auch das ist richtig«, bestätigte der ehemalige Senator.
»Wie werden wir es machen?«
»Das hängt vom jeweiligen Auftrag ab«, erklärte Bell. »In den meisten Fällen werden Sie eine neue Waffe benutzen, die wir gerade entwickelt haben. Sie wirkt hundertprozentig und ist sehr unauffällig. Näheres dazu werden Sie wahrscheinlich morgen erfahren.«
»Ist die Sache eilig?«, erkundigte sich Brian.
»Ab sofort werden auch wir mit harten Bandagen kämpfen«, erwiderte Bell. »Ihre Ziele werden Personen sein, die unserem Land und seinen Bürgern massiven Schaden zufü-
gen, zugefügt haben oder zuzufügen planen. Die Rede ist hier also nicht von Attentaten auf Politiker. Wir zielen ausschließlich auf Personen ab, die direkt an kriminellen Handlungen beteiligt sind.«
»Da muss doch noch mehr dahinter stecken«, meldete sich wieder Dominic zu Wort. »Wir sind doch nicht die amtlich bestallten Henker des Staates Texas.«
»Nein, natürlich nicht. Wir bewegen uns hier außerhalb des rechtlichen Rahmens. Wir versuchen feindliche Kräfte zu neutralisieren, indem wir ihre wichtigsten Leute eliminieren. Dadurch sollte es uns zumindest gelingen, die Handlungsfähigkeit dieser Organisationen zu blockieren.
Darüber hinaus hoffen wir, auf diese Weise die eigentlichen Drahtzieher aus ihrer Deckung zu locken, sodass wir auch diese gezielt aufs Korn nehmen können.«
»Das hier« – Dominic schloss den Ordner und gab ihn Hendley zurück – »ist also ein Jagdschein ohne Abschuss-beschränkungen und Schonzeiten.«
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»Richtig, aber innerhalb vernünftiger Grenzen.«
»Also, ich bin dabei«, verkündete Brian. Er dachte an den kleinen Jungen, der vor nicht mehr als 24 Stunden in seinen Armen gestorben war. »Wann soll es losgehen?«
Hendley übernahm die Antwort: »Bald.«
»Ähm, Tony, was machen die beiden hier?«
»Jack, ich hatte keine Ahnung, dass sie heute herkommen würden.«
»Ist das wirklich alles, was Sie dazu zu sagen haben?«
»Sie haben doch inzwischen mitbekommen, wozu dieser Laden hier aufgemacht wurde, oder nicht?«
Und das musste als Antwort genügen. Verdammt noch mal! Seine eigenen Cousins? Na ja, der eine war ein Marine, und der vom FBI – der Anwalt – hatte unten in Alabama einen Perversen abgeknallt. Jack hatte darüber in der Zeitung gelesen und sogar kurz mit seinem Vater darüber gesprochen. An der Sache war eigentlich nichts auszusetzen, vorausgesetzt natürlich, es hatte sich alles im gesetzlichen Rahmen gehalten. Aber Dominic war immer jemand gewesen, der sich an die Regeln hielt – das war geradezu
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