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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Geschichte mehr als einen erfolglosen Eroberungszug ge-führt hatten. Diese Nationen legten Fremden gegenüber eine geradezu selbstmörderische Offenheit an den Tag, und in ihren Weiten unterzutauchen erforderte keine herausra-genden Fähigkeiten – im Grunde fast gar keine, sofern man über genügend Geld verfügte. Diese Leute waren wirklich selbstzerstörerisch offenherzig und fürchteten so sehr, jemanden zu beleidigen – selbst jemanden, der über ihren Tod und die Auslöschung ihrer Kultur nicht einmal mit der Wimper gezuckt hätte. Eine hübsche Vorstellung, fand Mohammed, doch er lebte nicht in Träumen. Vielmehr arbeitete er daran, sie zu verwirklichen. Dieser Kampf würde nicht zu seinen Lebzeiten entschieden werden. Traurig vielleicht, aber wahr. Immerhin war es besser, sich in den Dienst einer Sache zu stellen, als nur die eigenen Interessen zu verfolgen. Das taten schon genug Menschen auf der Welt.
    Er fragte sich, was seine gestrigen Verhandlungspartner wohl nun sagen und denken mochten. Auch wenn es zu einer Einigung käme – wahre Verbündete würden sie nie sein. Sie und er hatten gemeinsame Feinde, schön und gut, 135

    doch das allein machte noch kein Bündnis aus. Allenfalls liefe durch ihre Kooperation einiges reibungsloser ab, aber ihre Männer würden seine Männer nicht wirklich in der Sache unterstützen. Die Geschichte hatte von jeher gezeigt, dass Söldner keine wirklich effektiven Soldaten abgaben.
    Ein guter Kämpfer musste an etwas glauben. Nur ein Gläubiger setzte sein Leben aufs Spiel, denn nur ein Gläubiger hatte nichts zu befürchten – was auch, schließlich hatte er Allah selbst auf seiner Seite. Nur eins, wie sich Mohammed eingestand: zu scheitern. Aber Scheitern kam nicht infrage.
    Die Hindernisse, die ihm den Weg zum Erfolg versperrten, waren Dinge, mit denen man nach Gutdünken verfuhr.
    Lediglich Dinge. Keine Menschen. Keine Seelen. Mohammed fischte eine Zigarette aus seiner Tasche und steckte sie an. Wenigstens in dieser Hinsicht war Mexiko ein zivilisiertes Land, auch wenn er lieber nicht darüber spekulierte, was der Prophet von Tabak gehalten hätte.
    »Mit dem Auto ist es bequemer, was, Enzo?«, neckte Brian seinen Bruder, als sie die Ziellinie erreichten. Für einen Marine war so ein Fünftausend-Meter-Lauf keine große Sache. Dominic dagegen, der sich an FBI-Standards ge-wöhnt hatte, geriet ganz schön außer Puste.
    »Hör mal, du Aas«, keuchte Dominic, »ich muss bloß schneller laufen als die Verbrecher, die ich verfolge.«
    »Afghanistan wäre dein Untergang gewesen.« Brian lief jetzt rückwärts, um besser zusehen zu können, wie sich sein Bruder abrackerte.
    »Wahrscheinlich«, räumte Dominic ein. »Aber Afghanen überfallen auch keine Banken in Alabama und New Jersey.«
    Dominic hatte seinem Bruder in Sachen Zähigkeit noch nie nachgestanden, aber offenbar wurde bei den Marines grö-
    ßerer Wert auf Fitness gelegt als beim FBI. Ob er mit der Pistole genauso gut war? Schließlich hatten die beiden das Trainingspensum geschafft, und sie kehrten zum Plantagenhaus zurück.
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    »Kommen wir durch?«, erkundigte sich Brian noch in der Tür bei Alexander.
    »Mit Leichtigkeit, alle beide. Das hier ist keine Range-rausbildung, Jungs. Wir erwarten nicht, dass ihr olympia-reif seid – aber bei Einsätzen ist es manchmal ganz nützlich, wenn man schnell weglaufen kann.«
    »Das hat Gunny Honey in Quantico auch immer gesagt«, stimmte Brian zu.
    »Wer?«, fragte Dominic.
    »Nicholas Honey, Master Gunnery Sergeant, United States Marine Corps – tja, über den Namen haben sich wohl schon eine Menge Leute lustig gemacht, allerdings niemand öfter als einmal. Er war einer der Ausbilder an der Basic School. Auch bekannt als ›der scharfe Nick‹«, erklärte Brian, schnappte sich ein Handtuch und warf es seinem Bruder zu. »Ein knallharter Marine. Jedenfalls hat er gesagt, Weglaufen ist die Fähigkeit, die man als Infanterist braucht.«
    »Und, hast du sie gebraucht?«, wollte Dominic wissen.
    »Ich war nur einmal bei einem Gefechtseinsatz dabei, und der hat nur ein paar Monate gedauert. Die meiste Zeit konnten wir zusehen, wie die Bergziegen unter uns vor Anstrengung am Herzinfarkt krepiert sind. Verfluchte Steilhänge.«
    »Echt, so schlimm?«
    »Schlimmer«, mischte sich Alexander ein. »Aber Krieg spielen ist was für Kids – als vernünftiger Erwachsener hält man sich da raus. Sie müssen nämlich wissen, Agent Caruso, dass man da draußen im Gelände auch

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