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12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

Titel: 12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mohammed Emin zu mir gesagt hatte: „Dieses Pferd wird dich durch tausend Reiter hindurchtragen, und ich fühle mich unendlich stolz, der Besitzer dieses ausgezeichneten Renners zu sein.“
    Doch ich mußte daran denken, diese äußerste Anspannung aller Kräfte zu beenden; ich ließ den Rappen in Gang fallen und legte ihm liebkosend die Hand an den Hals. Das kluge Tier wieherte freudig bei diesem Beweis meiner Anerkennung und trug stolz den Hals.
    Als ich das Lager erreichte, hatte ich vom Wadi Deradsch nur den vierten Teil der Zeit gebraucht, welche zu dem Hinweg notwendig gewesen war. In der Nähe des Zeltes, welches der Scheik bewohnte, hielt auf Kamelen und Pferden eine Menge dunkler Gestalten, die ich wegen der Dunkelheit nicht genau zu erkennen vermochte, und im Zelt selbst wartete meiner eine sehr angenehme Überraschung: – Malek stand vor dem Scheik, welcher soeben im Begriff war, Worte der freundlichsten Begrüßung auszusprechen.
    „Sallam!“ begrüßte mich der Ateïbeh, indem er mir beide Hände entgegenstreckte. „Meine Augen freuen sich, dich zu sehen, und mein Ohr ist entzückt, die Schritte deines Fußes zu vernehmen!“
    „Allah segne deine Ankunft, Freund meiner Seele! Er hat ein Wunder getan, um dich heute schon zu uns zu bringen.“
    „Welches Wunder meint deine Zunge?“
    „Wir konnten dich heute unmöglich erwarten. Es sind ja drei Tagreisen von hier bis zum Dschebel Schammar und zurück!“
    „Du sagest die Wahrheit. Aber dein Bote brauchte nicht bis zum Berge der Schammar zu reiten. Nachdem er mit Halef uns verlassen hatte, erfuhr ich von einem verirrten Hirten, daß die Krieger der Haddedihn hier ihre Herden weiden. Ihr Scheik, der berühmte und tapfere Mohammed Emin, ist mein Freund; Hadschi Halef konnte nur auf ihn und keinen anderen getroffen sein, und so berieten wir uns, nicht auf seine Rückkehr zu warten, sondern seiner Botschaft zuvorzukommen.“
    „Dein Entschluß war gut, denn ohne ihn hätten wir dich heute nicht begrüßen können.“
    „Wir trafen den Boten auf der Mitte des Weges, und mein Herz freute sich, als ich erfuhr, daß ich dich, o Hadschi Kara Ben Nemsi, bei den Kriegern der Haddedihn finden werde. Allah liebt dich und mich; er leitet unsere Füße auf Pfade, welche sich wieder begegnen. Doch sage, wo ist Hadschi Halef Omar, der Sohn meiner Achtung und meiner Liebe?“
    „Er befindet sich unterwegs hierher. Ich ritt voraus und ließ ihn mit zwei Gefangenen zurück; in kurzer Zeit wirst du ihn sehen.“
    „Es ist dir gelungen?“ fragte mich Mohammed Emin.
    „Ja. Die Kundschafter sind in unserer Hand; sie können uns nicht schaden.“
    „Ich höre“, meinte Malek, „daß Feindschaft ausgebrochen ist zwischen den Haddedihn und den Räubern am Tigris?“
    „Du hast recht gehört. Morgen, wenn die Sonne am höchsten gestiegen ist, werden unsere Gewehre donnern und unsere Säbel blitzen.“
    „Ihr werdet sie überfallen?“
    „Sie wollen uns überfallen, wir aber werden sie empfangen.“
    „Dürfen euch die Männer der Ateïbeh ihre Säbel leihen?“
    „Ich weiß, daß dein Säbel ist wie Dsu al Fekar (‚Der Blitzende‘, Mohammeds Degen, der noch heute aufbewahrt wird), dem niemand widerstehen kann. Du bist uns hoch willkommen mit allen, welche bei dir sind. Wie viele Männer sind bei dir?“
    „Einige mehr als fünfzig.“
    „Sie sind müde?“
    „Ist der Araber müde, wenn er den Schall der Waffen hört und das Getöse des Kampfes vernimmt? Gib uns frische Pferde, und wir werden euch überall folgen, wohin ihr uns führen mögt!“
    „Ich kenne euch. Eure Kugeln treffen sicher, und die Spitzen eurer Lanzen verfehlen nie ihr Ziel. Du wirst mit deinen Männern die Schanze verteidigen, welche den Ausgang des Schlachtfeldes verschließen soll.“
    Während dieser Unterredung saßen seine Leute draußen ab; ich hörte, daß ihnen ein Mahl aufgetragen wurde, und auch das Zelt des Scheik wurde reichlich mit Speise versehen. Wir hatten das Abendessen noch nicht beendet, als der kleine Halef eintrat und die Ankunft der Gefangenen meldete. Diese wurden dem Scheik vorgeführt. Er sah sie verächtlich an und fragte:
    „Ihr seid vom Stamm der Obeïde?“
    „So ist es, o Scheik.“
    „Die Obeïde sind Feiglinge. Sie fürchten sich, die tapferen Krieger der Haddedihn allein zu bekämpfen, und haben sich deshalb mit den Schakalen der Abu Hammed und Dschowari verbunden. Ihre Übermacht sollte uns erdrücken; wir aber werden sie auffressen und verzehren.

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