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12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

Titel: 12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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konnte.
    Von den ausgestellten Posten erfuhren wir, daß nichts vorgefallen sei. Wir erreichten also ohne Störung den langgezogenen Dschebel Deradsch, hinter welchem sich das fast eine Stunde lange Tal von West nach Ost erstreckte. Diejenigen, welche als Schützen ausersehen waren, stiegen ab; ihre Pferde wurden in gehöriger Ordnung in der Ebene angepflockt, damit im Falle eines Rückzugs keine Verwirrung entstehen könne. Unweit davon wurden die Kamele entlastet und die Zelte, welche sie getragen hatten, aufgeschlagen; sie waren, wie bereits erwähnt, für die Verwundeten bestimmt. Wasser war in Schläuchen genug, Verbandzeug aber nur sehr wenig vorhanden, ein Übelstand, welcher mich mit Bedauern erfüllte.
    Die Postenkette, welche uns mit den Abu-Mohammed-Arabern verband, hatten wir natürlich hinter uns hergezogen, so daß wir mit ihnen immer in Verbindung blieben. Es waren fast stündlich Meldungen von ihnen angekommen, und die letzte derselben belehrte uns, daß die Feinde unseren Anmarsch noch nicht entdeckt hätten.
    Sir Lindsay hatte sich am gestrigen Abend und auch heute bis jetzt sehr einsilbig verhalten. Es war mir ja keine Zeit übrig geblieben, die ich ihm hätte widmen können. Jetzt hielt er an meiner Seite.
    „Wo schlagen, Sir? Hier?“ fragte er.
    „Nein, hinter dieser Höhe“, antwortete ich.
    „Bei Euch bleiben?“
    „Wie Ihr wollt.“
    „Wo seid Ihr? Infanterie, Kavallerie, Genie, Pontons?“
    „Kavallerie, aber Dragoner, denn wir werden ebenso schießen wie fechten, wenn es notwendig ist.“
    „Bleibe bei Euch.“
    „So wartet hier. Meine Abteilung hält hier, bis ich sie abhole.“
    „Nicht hinein in das Tal?“
    „Nein, wir werden uns oberhalb von hier an den Fluß ziehen, um den Feind zu verhindern, nach Norden zu entkommen.“
    „Wieviel Mann?“
    „Hundert.“
    „Well! Sehr gut, ausgezeichnet!“
    Ich hatte diesen Posten mit einer gewissen Absicht übernommen. Zwar war ich Freund und Gefährte der Haddedihn, aber es widerstrebte mir doch, Leute, wenn auch im offenen Kampf, zu töten, die mir nichts getan hatten. Der Zwist, welcher hier zwischen diesen Arabern ausgefochten werden sollte, ging mich persönlich gar nichts an, und da nicht zu erwarten stand, daß die Feinde sich nach Norden wenden würden, so hatte ich gebeten, mich der Abteilung anschließen zu dürfen, welche den Feinden dort das Vordringen verwehren sollte. Am liebsten wäre ich am Verbandplatz zurückgeblieben; dies aber war eine Unmöglichkeit.
    Jetzt führte der Scheik seine Reiterei in das Tal, und ich schloß mich ihr an. Sie wurde in die beiden Seitentäler rechts und links verteilt. Dann folgte die Infanterie. Ein Drittel derselben erstieg die Höhe rechts, das andere Drittel die Höhe links, um – hinter den zahlreichen Felsen versteckt – den Feind von oben herab fassen zu können; das letzte Drittel, welches zumeist aus Scheik Malek und seinen Männern bestand, blieb am Eingang zurück, um denselben zu verbarrikadieren und hinter dieser Verschanzung hervor den Feind zu begrüßen. Jetzt kehrte ich zurück und ritt mit meinen hundert Mann davon.
    Unser Ritt ging grad nach Norden, bis wir einen Talpaß fanden, welcher uns ermöglichte, den Dschebel zu übersteigen. Nach einer Stunde erblickten wir den Fluß vor uns. Weiter rechts, also nach Süden zu, gab es eine Stelle, an welcher das Gebirge zweimal hart an das Wasser trat, und also einen Halbkreis bildete, aus welchem heraus sehr schwer zu entkommen war, wenn man einmal das Unglück gehabt hatte, hinein zu geraten. Hier postierte ich meine Leute, denn hier konnten wir eine zehnfache Übermacht ohne große Anstrengung aufhalten.
    Nachdem ich Vorposten aufgestellt hatte, saßen wir ab und machten es uns bequem. Master Lindsay fragte mich:
    „Hier bekannt, Sir?“
    „Nein“, antwortete ich.
    „Ob vielleicht Ruinen hier?“
    „Weiß nicht.“
    „Einmal fragen!“
    Ich tat es und gab ihm den Bescheid, indem ich die Antwort übersetzte:
    „Weiter oben.“
    „Wie heißt?“
    „Muk hol Kai oder Kalah Schergatha.“
    „Fowling-bulls dort?“
    „Hm! Man müßte erst sehen.“
    „Wie lange noch Zeit bis zum Kampf?“
    „Bis Mittag, auch wohl später. Vielleicht gibt es für uns gar keinen Kampf.“
    „Werde unterdessen einmal ansehen.“
    „Was?“
    „Kalah Schergatha. Fowling-bulls ausgraben; Londoner Museum schicken; berühmt werden; well!“
    „Das wird jetzt nicht gut möglich sein.“
    „Warum?“
    „Weil Ihr von hier bis dorthin

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