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12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

Titel: 12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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willkommen, Effendi!“
    „Du heißest mich willkommen und schändest mit demselben Atemzug meinen Glauben! Wir Christen kennen die Gesetze der Höflichkeit und der Gastfreundschaft besser als ihr; wir nennen euch nicht Giaurs, denn unser Gott ist es, den ihr Allah nennt.“
    „Das ist nicht wahr. Wir haben nur Allah; ihr aber habt drei Götter, einen Vater, einen Sohn und einen Geist.“
    „Wir haben doch nur einen Gott, denn Vater, Sohn und Geist sind eins. Ihr sagt: ‚Allah il Allah, Gott ist Gott.‘ Und unser Gott sagt: ‚Ich bin ein starker, einiger Gott.‘ Euer Koran sagt in der zweiten Sura: ‚Er ist der Lebendige, der Ewige; ihn ergreift nicht Schlaf, nicht Schlummer; sein ist, was im Himmel und auf Erden ist.‘ Unsere heilige Bibel sagt: ‚Gott ist von Ewigkeit zu Ewigkeit; es ist alles offen und entdeckt vor seinen Augen; er hat die Erde gegründet, und die Himmel sind seiner Hände Werk.‘ Ist das nicht ganz dasselbe?“
    „Ja, euer Kitab (Buch, Bibel) ist gut, aber euer Glaube ist falsch.“
    „Du irrst. Euer Koran sagt: ‚Die Gerechtigkeit besteht nicht darin, daß ihr euer Gesicht nach Osten oder Westen richtet (beim Gebet), sondern der ist gerecht, der an Gott glaubt, an den jüngsten Tag, an die Engel, an die Schrift und die Propheten und mit Liebe von seinem Vermögen gibt den Anverwandten, den Waisen, Armen und Pilgern, ja jedem, der ihn darum bittet, der Gefangene erlöst, sein Gebet verrichtet, an seinen Verträgen festhält, geduldig Not und Unglück erträgt. Der ist gerecht, der ist wahrhaft gottesfürchtig.‘ Unser heiliges Buch gebietet uns: ‚Du sollst Gott lieben über alles und deinen Nächsten wie dich selbst.‘ Gebietet uns unser Glaube nicht ganz dasselbe, was euch der eurige befiehlt?“
    „Ihr habt dies erst aus dem Koran in euer Kitab abgeschrieben.“
    „Wie ist dies möglich, da unser Kitab über zweitausend Jahre älter ist, als euer Koran?“
    „Du bist ein Effendi, und ein Effendi muß immer Gründe und Beweise finden, selbst wenn er unrecht hat. – Woher kommst du?“
    „Aus dem Lande Gipt (türkisch für Ägypten), dort im Westen.“
    „Und wo willst du hin?“
    „Nach Tor hinüber.“
    „Und dann?“
    „Nach dem Manastyr (Kloster) auf dem Dschebel Sinahi.“
    „So mußt du über das Wasser.“
    „Ja. Wohin fährst du?“
    „Auch nach Tor!“
    „Willst du mich mitnehmen?“
    „Wenn du gut bezahlst und dafür sorgst, daß wir uns mit dir nicht verunreinigen.“
    „Habe keine Sorge! Wieviel verlangst du?“
    „Für alle vier und die Kamele?“
    „Nur für mich und meinen Diener Hadschi Halef. Diese beiden Männer werden mit ihren Kamelen wieder umkehren.“
    „Womit willst du bezahlen? Mit Geld oder mit etwas anderem?“
    „Mit Geld.“
    „Willst du Speise von uns nehmen?“
    „Nein; ihr gebt uns nur das Wasser.“
    „So bezahlst du für dich zehn und für diesen Hadschi Halef acht Misri.“
    Ich lachte dem braven Mann gerade ins Gesicht. Es war echt türkisch, für die kurze Fahrt und einige Schlucke Wasser achtzehn Misri, also beinahe vierunddreißig Taler zu verlangen.
    „Du fährst einen Tag bis ungefähr zur Bucht von Nayazat, wo dein Schiff zur Nacht vor Anker geht?“ fragte ich.
    „Ja.“
    „Dann sind wir des Mittags in Tor?“
    „Ja. Warum fragst du?“
    „Weil ich dir für diese kurze Fahrt nicht achtzehn Misri geben werde.“
    „So wirst du hier zurückbleiben und mit einem anderen fahren müssen, der noch mehr verlangen wird.“
    „Ich werde weder zurückbleiben, noch mit einem anderen fahren. Ich fahre mit dir.“
    „So gibst du die Summe, welche ich verlangt habe.“
    „Höre, was ich dir sage! Diese beiden Männer haben mir ihre Tiere geliehen und mich zu Fuß begleitet von El Kahira für vier Mariatheresientaler; bei der Hadsch wird jeder Pilger für einen Mariatheresientaler über das Meer gesetzt; ich werde dir für mich und meinen Diener drei Taler geben; das ist genug.“
    „So bleibst du hier. Mein Sambuk ist kein Frachtschiff; er gehört dem Großherrn. Ich habe die Zehka (Eine Steuer, deren Ertrag nur zu Almosen bestimmt war) einzusammeln und darf keinen Passagier an Bord nehmen.“
    „Aber wenn er achtzehn Misri bezahlt, dann darfst du! Grade weil dein Sambuk dem Großherrn gehört, wirst du mich aufnehmen müssen. Blicke noch einmal hier in das Bjuruldu! Hier stehen die Worte ‚hep imdad wermek, sahihlik itschin meschghul, ejertsche akdschesiz – alle Hilfe leisten, für Sicherheit bedacht sein,

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