12 Stephanie Plum: Kalt erwischt (Twelve Sharp)
472 überflüssigen Kabelsender, da klingelte Rangers Handy. Er ging ran, und in Sekundenschnelle war er auf den Beinen und riss mich gleich mit hoch.
»Einer meiner Männer ist gerade angeschossen worden«, sagte er.
Mit einer Hand umklammerte er mein Handgelenk und zog mich durch die Wohnung. Ohne innezuhalten, griff er nach der Waffe und den Schlüsseln auf dem Küchentresen, und schon war er aus der Tür. Er rannte das Treppenhaus hinunter und zwang mich, da seine Beine länger waren als meine, mit ihm Schritt zu halten.
Wenn kein Verkehr ist und die Ampeln alle auf grün, schafft man die Strecke zum Saint Francis Hospital in weniger als zehn Minuten. Wir fuhren den silbernen BMW, Ranger hinterm Steuer, die Freisprechvorrichtung beim Handy angeschaltet.
Am Apparat war Hai, der Anrufe über Rangers zentralen Verteiler weiterleitete. »Manuel und Zero wurden zu einem Einbruch ins Kautionsbüro gerufen«, sagte Hai. »Als Manuel auf das Büro zuging, wurde dreimal auf ihn geschossen, durchs Schaufenster. Der Täter ist durch den Hinterausgang entkommen. Soll ich dich zu Zero durchstellen? Er ist gerade mit Manuel im Krankenhaus eingetroffen.«
»Nein«, sagte Ranger. »Ich melde mich von da aus.«
Wir waren nur einen Häuserblock vom Kautionsbüro entfernt, und der Verkehr vor uns kam zum Erliegen. Weiter vorne sahen wir das Blinklicht der Polizei. Ranger bog von der Hamilton ab und schlängelte sich durch Seitenstraßen. Fünf Minuten später stieß er auf die Straße, die direkt zum Eingang der Notaufnahme des Krankenhauses führte.
»Ich komme nicht mit rein«, sagte er. »Ich setze dich hier ab, dann kurve ich ein bisschen rum und parke in der Mifflin. Du kannst ja Zero zu mir schicken, aber sag ihm, er soll aufpassen, dass ihm keiner folgt. Du hast den Notsender angesteckt, ja? Ruf mich an, wenn du was über Manuel in Erfahrung gebracht hast!«
Ich sprang aus dem BMW und lief zum Eingang der Notaufnahme. Ranger wartete, bis ich durch die Tür getreten war, erst dann fuhr er los. Im Wartezimmer saß Zero, unverkennbar in RangeMan-Uniform.
»Wie geht es Manuel?«, fragte ich ihn.
»Er ist irgendwo dort hinten. Er wurde dreimal getroffen, aber er hatte eine kugelsichere Weste an. Die ersten beiden Treffer haben ihn einfach nur umgestoßen. Der dritte Schuss hat ihn in den Arm getroffen. Er wartet jetzt auf den Arzt. Heute Abend ist hier der Teufel los.«
Zero hatte recht. Das Wartezimmer war gerammelt voll mit Leichtverwundeten und ihren Angehörigen. Ich schickte Zero zu Ranger, damit er ihm berichtete, und sah mich um, wer gerade Dienst hatte. Wenn man in Burg aufgewachsen ist, kennt man eigentlich immer jemanden, der in der Notaufnahme arbeitet. Aber eigentlich war das auch egal, denn hier herrschte immer viel Publikumsverkehr. Mit etwas Geschick konnte man ungehindert bis zu den Behandlungsräumen durchkommen.
Ich holte zwei Tassen Kaffee und ging damit am Notaufnahmeschalter vorbei.
»Wo möchten Sie hin?«, fragte die Frau hinter der Theke.
»Ich will meinem Mann nur eben Kaffee bringen«, sagte ich. »Ich gehe gleich wieder.«
Ich trabte von Bett zu Bett, spähte hinter Vorhänge, bis ich Manuel schließlich gefunden hatte. Er lag auf dem Rücken, an einen Tropf angeschlossen. Das Hemd hatte man ihm ausgezogen, und um seine Brust war ein blutverschmiertes Handtuch gebunden. Gail Mangianni war bei ihm. Mit Gail bin ich zusammen zur Schule gegangen, ihre Schwester ist mit meinem Cousin Marty verheiratet. Gail ist Krankenschwester in der Notaufnahme und hat fast immer Nachtdienst.
»Hallo, meine Liebe«, sagte Gail. »Was treibst du denn hier?«
»Ich wollte meinen Mann Manuel Soundso besuchen.«
»Da hast du aber Glück, dass Ehefrauen hier reindürfen«, sagte Gail. »Sonst müssten wir dich wieder wegschicken.«
»Wie geht es ihm?«
»In ein paar Minuten hebt er ab. Ich habe ihm gerade eine Spritze verpasst.«
»Ich muss ihn unbedingt noch sprechen, bevor er abhebt«, sagte ich.
»Dann beeil dich! Er fängt schon an zu sabbern.«
»Weißt du, wer auf dich geschossen hat?«, fragte ich Manuel.
»Es war seltsam. Ich gucke von außen durchs Fenster, und so ein Typ glotzt mir entgegen. Er sah aus wie Ranger. Ich habe mich total erschrocken und war erst mal wie gelähmt. Dann hebt der Kerl seine Waffe, und die ganze Zeit, ich schwöre es, zuckt er nicht ein einziges Mal mit der Wimper. Er starrt mich stur an und schießt auf mich.«
Mir lief es kalt den Rücken herunter. Edward Scrog
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