12 Stunden Angst
»Wie sollen wir uns vorarbeiten, wenn wir von Sicherheitskameras ins Visier genommen werden?«
»Sprühfarbe«, sagte Ray grinsend. »Es gibt da eine Baumreihe, die sich bis zur Ecke des Hauses hinzieht. Der Junge ist über diesen Weg geflüchtet. Ich nehme zwei meiner Leute mit, die mit schwarzer Sprühfarbe ausgerüstet sind. Damit erledigen wir die Kameras.«
»Und was, wenn Sie Shields erschrecken?«, fragte Burnette. »Vielleicht gerät er in Panik und fängt an, wild um sich zu schießen.«
»Wir müssen die Kameras irgendwie ausschalten, Rusty. Wie wäre es, wenn wir die Stromversorgung zum Haus unterbrechen?«
Danny sah eine Chance. »Ja, sicher. Shields hat doch erzählt, er wartet darauf, dass sein Computer irgendein Ergebnis für ihn ausspuckt. Wenn er tatsächlich so darauf fixiert ist und wir die Stromversorgung unterbrechen, könnten wir ihm den Rest geben.«
Sheriff Ellis nickte zustimmend.
»Ein Notebook läuft eine Zeit lang auf Akkubetrieb«, warf Burnette ein.
»Wir wissen aber nicht, ob er eins benutzt«, erinnerte Danny und blickte zu Carl. »Diese Jalousien an den Fenstern – reichen sie bis zum Boden?«
Carl schüttelte den Kopf. »Nicht ganz. Oben an der Scheibe gibt es einen schmalen Streifen, der nicht bedeckt ist. Die Fenster sind nach oben hin leicht gewölbt. Aber das ist in fünf Metern Höhe über dem Boden, und es gibt keine Bäume in der Umgebung, die hoch genug wären, um den richtigen Schusswinkel zu bieten.«
»Können Sie den Hubschrauber als Plattform benutzen?«, fragte Danny. »Ich könnte Ihnen einen perfekten Schusswinkel verschaffen.«
Das dunkle Gesicht des Scharfschützen war skeptisch. »Helis sind viel zu instabil für Präzisionsschüsse. Außerdem handelt es sich um doppelt verglaste Scheiben. Ich könnte nicht garantieren, dass ich von einer bewegten Plattform aus das Ziel treffe.«
»Verstehe«, sagte Danny. »Aber ich habe so etwas schon mal gesehen. Ich hatte einen Delta-Force-Scharfschützen an Bord. Er lag auf dem Bauch und feuerte aus dem Helikopter heraus. Es gefiel ihm zwar nicht, doch er hat seine Ziele getroffen.«
Carl sah die anderen Männer reihum an. »Okay, ich versuche es. Aber wenn man die Ablenkung durch das Glas einbezieht, ist es ein verdammt schwieriger Schuss. Wenn meine Zielperson allein in einem Raum ist, okay – aber wenn eine Geisel in der Nähe ist, könnte sie verletzt werden.«
Ray verfolgte die Diskussion ungläubig. »Was glaubt ihr zwei Experten eigentlich, was Shields tut, während Carl im Helikopter hockt und versucht, ihn zu erschießen? Er wird euch vom Himmel holen, sage ich! Ein gewöhnliches Jagdgewehr reicht, um den Helikopter zum Absturz zu bringen!«
Danny wusste, dass Ray recht hatte. Dennoch sagte er: »Ich glaube nicht, dass er mit einem Schuss aus dem Helikopter rechnet. Ich schalte den Suchscheinwerfer ein. Dann wird er annehmen, dass wir versuchen, einen Blick auf ihn zu werfen.«
»Und wenn Carl beim ersten Mal vorbeischießt?«
»Dann kann die TRU das Haus immer noch stürmen.«
Sheriff Ellis war ein Mann, der sich beim Nachdenken reden hören musste. »Angenommen, Carl sieht Shields mit einer Waffein den Händen … dann könnten wir definitiv rechtfertigen, dass wir ihn ausschalten.«
»Und wenn wir reingehen und keine Waffe finden?«, fragte Ray.
»Dann schießen Sie ihn kampfunfähig«, sagte Ellis. »Das haben Sie doch wohl geübt?«
Ray schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Zwei Schüsse auf den Rumpf, der dritte in den Kopf, um ganz sicher zu sein, dass der Gegner sich nicht mehr rührt.«
»Meine Güte. Was ist aus all den Präzisionstechniken geworden?«
»Die sind im Nahkampf nicht viel wert«, sagte Carl. »Alles geht viel zu schnell, wenn man erst einmal drin ist. Möglicherweise hat der Geiselnehmer eine Waffe, die wir nicht gleich sehen. Oder er trägt eine kugelsichere Weste unter der Kleidung. Wenn die Dinge so weit gediehen sind, bleibt gar nichts anderes übrig. Man muss schießen, um zu töten.«
Ellis nickte. »Ich bin froh, das aus Ihrem Mund zu hören, Carl. Ray scheint mir heute ein bisschen vorschnell zu sein.«
Danny bemerkte erleichtert, dass Sheriff Ellis immer zögerlicher wurde, den Befehl zum Stürmen zu erteilen, je näher der Augenblick der Entscheidung rückte.
Ein leises, hartnäckiges Summen zog mehrere Augenpaare zu Danny hin. Er lief rot an und hob entschuldigend die Hand, während er mit der anderen sein Handy aus der Tasche zog und es so hielt, dass
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