Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
Vom Netzwerk:
Nummer«, sagte Trace.
    Danny streifte das Headset über und wartete. Nach drei Klingelzeichen hörte er ein Klicken. Dann die Stimme von Warren Shields, doch sie klang wie die eines Fremden: »Dr. Shields am Apparat.«
    »Warren?«, sagte Danny, mehr als nur ein wenig verlegen. »Hier ist Danny McDavitt.«
    »Endlich!«, sagte Shields mit unüberhörbarer Erleichterung. »Gut, Ihre Stimme zu hören, Danny.«
    »Ihre auch, Warren.« Danny wusste nicht, wie er anfangen sollte, also machte er nach Gefühl weiter. »Warren, hier draußen herrscht eine Menge Verwirrung. Verraten Sie mir, was das alles zu bedeuten hat?«
    Shields seufzte tief. »Laurel hat mich betrogen, Danny. Sie hat eine Affäre. Schlimmer noch – sie liebt diesen Kerl.«
    Er weiß nicht, dass ich es bin, erkannte Danny. Die Erleichterung hätte ihn beinahe aus dem Stuhl springen lassen. »Das hört sich aber nicht nach Ihrer Frau an, wenn Sie mich fragen. Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe einen Brief von ihrem Liebhaber gefunden.«
    Himmel. Er muss einen handgeschriebenen Brief gefunden haben. Wäre er in Laurels E-Mail-Account eingebrochen, wüsste er längst alles. Danny hatte seine handschriftlichen Briefe stets mit »Ich« unterschrieben, für den Fall, dass jemand anders sie las. »Und das ist der Grund für das alles?«, fragte er. »Eine Affäre?«
    »Ich fürchte, ja. Ziemlich erbärmlich, was?«
    »Eigentlich nicht. Es ist ein schwerer Schlag, wenn man herausfindet, dass ein Mensch nicht der ist, den man zu kennen geglaubt hat … dass die Welt nicht so ist, wie man dachte.«
    »Genau. Sie haben verstanden, Danny. Ganz genau. Man lebt sein Leben unter gewissen Annahmen und Voraussetzungen, und dann, eines Tages, stellt man fest, sie waren alle falsch. Man meint, man hätte die ganze Zeit festen Boden unter den Füßen, doch in Wirklichkeit ist man durch einen Sumpf voller Scheiße gewatet.«
    Danny schrieb betrogener/enttäuschter Ehemann in Carls Notizbuch. Er hatte viele Männer gekannt, die Abschiedsbriefe erhalten hatten, als sie in Übersee Dienst für das Vaterland leisteten. Einige wenige hatten Danny die Briefe gezeigt in der Hoffnung, er könne etwas zwischen den Zeilen lesen, das sie übersehen hatten. Danny hatte nie einen Weg gefunden, den Schmerz dieser Männer zu lindern.
    »Sie müssen ziemlich wütend sein«, sagte er ins Mikrofon. »Ich weiß, wie wütend ich an Ihrer Stelle wäre. Die Sache ist nur die, Warren, ich habe keine Ahnung, was Sie da drin versuchen. Sie reden über ein Problem zwischen Mann und Frau, aber Sie haben eine Menge Staub aufgewirbelt, und hier draußen herrscht große Aufregung. Und hier ist eine Menge Feuerkraft versammelt. Können Sie mir vielleicht auf die Sprünge helfen, was Sie sich dabei denken?«
    »Es ist ganz einfach«, sagte Shields, als wäre es tatsächlich so.
    »Wirklich?«
    »Absolut, Danny. Ich muss wissen, wer der Kerl ist.«
    Dannys Eingeweide verkrampften sich. »Der Mann, mit dem Ihre Frau eine Affäre hat?«
    »Ja. Das ist alles.«
    »Und Laurel will es Ihnen nicht verraten?«
    »Nein. Sie schützt diesen Kerl. Ich meine, das Arschloch hat sie abserviert – es steht hier, in diesem Brief –, und sie schützt ihn trotzdem. Soll man das für möglich halten?«
    Danny hatte vergessen, sich zur Wand zu drehen. Das tat er nun, während er zugleich versuchte, nicht an die Augenpaare zu denken, die sich in seinen Hinterkopf bohrten. »Vielleicht meint sie, dass es die Sache nur noch schlimmer macht, weil es sowieso vorbei ist.«
    »Wie könnte es noch schlimmer werden, als es jetzt schon ist?«
    Danny bemerkte, dass ihrer beider Stimmen den hallenden Klang billiger Telefonlautsprecher angenommen hatten. Er fragte sich, ob Laurel seine Stimme hörte, während er mit Warren redete. »Vielleicht glaubt sie, dass es noch viel mehr weh tut, wenn Sie Ihre negativen Gedanken einem Gesicht zuordnen könnten. Was durchaus stimmen könnte, verstehen Sie?«
    »Absolut nicht. Es ist nicht so schlimm, ein Gesicht zu kennen. Wenn ich wüsste, wer der Kerl ist, würde ich vermutlich lachen. Wahrscheinlich ist er der totale Looser.«
    Vielleicht hast du damit sogar recht, dachte Danny.
    »Eine Zeit lang dachte ich, es wäre Kyle Auster, mein Partner. Aber er war es nicht.«
    Danny schrieb Vergangenheitsform in das kleine Notizbuch und bemerkte, dass jemand die Lautsprecher im Wohnwagen lauter gestellt hatte.
    »Ich höre ein Echo«, sagte Shields misstrauisch. »Wer belauscht unsere

Weitere Kostenlose Bücher