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12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Sie wissen auch, dass so wichtige Dinge wie eine Ehe in Ruhe überdacht werden müssen. Sie müssen mit kaltem Auge an die Sache herangehen, wie mein früherer befehlshabender Offizier immer gepredigt hat. Erst dann können Sie sehen, was wirklich da ist. Was wirklich passiert ist.«
    Ein langes, von statischem Rauschen erfülltes Schweigen folgte. Gerade als Danny glaubte, die Verbindung wäre zusammengebrochen, hörte er Warrens Stimme. »Ich fühle mich so verdammt allein hier drin. Als hätte ich mich verirrt. Verstehen Sie?«
    Danny spürte einen Anflug von Hoffnung. »Deshalb bin ich hier. Ich helfe Ihnen zurück auf die Erde.«
    Warren lachte merkwürdig. »Ich bin nicht sicher, ob es von da, wo ich jetzt bin, einen Weg zurück zur Erde gibt. Ich weiß ja nicht einmal genau, wie ich hierhergekommen bin. Es ist, als gäbe es neben Nord, Ost, Süd und West eine fünfte Himmelsrichtung und als säße ich auf ihr fest. Klingt das verrückt?«
    »Nicht für jemanden, der das selbst schon einmal erlebt hat. Manchmal gerät das Leben gewaltig aus der Bahn. Ich wäre einmal fast ins Rote Meer gestürzt, weil ich den Kopf voll hatte mit persönlichen Dingen und mit den Gedanken nicht bei meinem Job war.«
    »Das ist schwer zu glauben, Danny.«
    »Sie können es ruhig glauben.« Danny hatte seit zwanzig Jahren keine Zigarette mehr angerührt, doch jetzt spürte er großes Verlangen. »Wie lange haben Sie nicht mehr geschlafen, Doc?«
    »Ist schon eine Weile her.«
    »Wie viele Stunden?«
    »Hmm … fast vierzig.«
    Danny kritzelte 40 h Defizit ins Notizbuch. Kein Wunder, dassder Mann mit den Nerven runter war. »Vierzig Stunden ohne Schlaf. Würden Sie in diesem Zustand zum Flughafen fahren und ein Flugzeug steuern?«
    »Selbstverständlich nicht.«
    »Sehen Sie, und ich würde selbstverständlich nicht mit Ihnen fliegen. Deshalb meine Frage, Warren. Wenn Sie in diesem Zustand nicht fliegen würden, warum treffen Sie dann Entscheidungen, die Sie alles kosten könnten, was Sie haben?«
    Diesmal währte das Schweigen mehr als eine Minute, bevor Shields antwortete. »Ich habe bereits alles verloren, Danny«, sagte er. »Jetzt auch noch meine Frau. Sie war alles, woran ich mich geklammert habe … sie und die Kinder. Ich fühle mich, als wäre ich in einem reißenden Strom, als hätte ich mich an einem Ast festgeklammert, der plötzlich nachgegeben hat. Es gibt nichts mehr, das mich festhält, und am Ende des Flusses wartet nichts außer schwarzem Wasser. Ein bodenloses Loch. Ach, vergessen Sie’s. Sie wissen ja gar nicht, wovon ich rede.«
    Danny wollte erwidern, dass er es sehr wohl wisse, erinnerte sich dann aber an Bieglers Warnung. »Warten Sie, Warren, ich kann Sie kaum noch verstehen … ich rufe Sie gleich zurück.«
    Er umklammerte das Mikrofon seines Headsets mit der Faust und bedeutete Trace mit einer Handbewegung, die Verbindung zu unterbrechen, was der Deputy zu Dannys Erleichterung auch sofort tat.
    »Warum haben Sie das getan?«, wollte Biegler wissen.
    Danny blickte Sheriff Ellis an. »Ich muss mit ihm über seine Krankheit reden.«
    »Den Krebs?«
    »Er ist bereit dazu. Er hat selbst schon Andeutungen gemacht. Sie haben es gehört.«
    »Das Risiko ist inakzeptabel«, warf Biegler ein. »Möglicherweise schicken Sie ihn damit in eine emotionale Todesspirale.«
    Danny spürte die gleiche Verärgerung wie damals, wenn er unter unfähigen Vorgesetzten gedient hatte. »Sie glauben, Shields weiß nicht, dass er einen Hirntumor hat?«
    »Ich frage mich, welchen Sinn es haben soll, ihn daran zu erinnern. Wenn er nicht von allein ständig daran denkt, bringen wir ihn auch nicht auf diesen Gedanken.«
    »Aber er denkt daran! Hören Sie, ich kenne diesen Mann. Er ist Arzt, und er ist Realist. Er hört lieber die Wahrheit, anstatt einen Haufen Mist erzählt zu bekommen. Deswegen wollte er mit mir reden und mit niemandem sonst.«
    Biegler blickte den Sheriff an.
    »Ich bin der gleichen Meinung wie der Major«, pflichtete Ellis Danny bei. »Dr. Shields ist aufgebracht, weil er keine klare Antwort von seiner Frau bekommt. Machen wir die Dinge nicht noch schlimmer, indem wir ihn ebenfalls anlügen. Reden wir offen zu dem Mann.«
    Danny nickte dankbar und streifte sich das Headset wieder über.
    »Es wäre besser für Sie, wenn Sie recht behalten«, sagte Biegler.
    Danny ergriff erneut das Mikro und umschloss es mit der Faust. »Sie gehen mir auf die Nerven, Biegler. Sie wollen ein Ergebnis, ohne das geringste Risiko

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