12 Stunden Angst
erster Linie geheiratet hatte. Mitternächtliche Blowjobs waren ihre Spezialität. Laurel hatte es Danny eines Abends aus der Nase gezogen, nachdem er mehr Whisky getrunken hatte, als gut für ihn war. Offensichtlich pflegte Starlette zu warten, bis er tief und fest eingeschlafen war, ehe sie sich wie ein Sukkubus über ihn hermachte. Manchmal erwachte er erst im letzten Moment vor dem Orgasmus, und seine Miene, als er Laurel davon erzählte, verriet ihr nur allzu deutlich, wie sehr er dieses Ritual genoss. Einige Male hatte sie überlegt, es selbst zu versuchen, sich am Ende aber dagegen entschieden. Es war besser, nicht mit Starlette auf deren Spezialgebiet zu konkurrieren, und sich stattdessen auf eigene Tricks zu verlassen oder neue zu erfinden – was ihr auch gelungen war.
»Du und ich, wir sind auseinander«, sagte Laurel. »Starlette ist deine Frau. Da liegt es doch wohl nahe, dass du mit ihr schläfst.«
Danny schüttelte den Kopf. »Nein. Wie steht es mit dir und deinem Mann?«
»Nein«, log Laurel und hasste sich dafür, doch sie hatte zu viel Angst, sie könnte ihm einen Vorwand liefern, mit Starlette zu schlafen, als dass sie die Wahrheit zugeben konnte.
Danny beobachtete sie. Dann tat er, was er häufig getan hatte (und was Warren so gut wie nie tat): Er schien ihre Gedanken zu lesen und tat genau das, was sie von ihm wollte. Er kam zu ihr, schloss sie in die Arme und hob sich hoch. Sein Geruch hüllte sie ein, und wie jedes Mal überraschte sie seine Kraft. Der Zettel blieb in ihrer zusammengeballten Hand.
»Ich vermisse dich«, raunte er ihr ins Ohr. »Mein Gott, wie sehr ich dich vermisse.« Sie spürte seinen warmen, feuchten Atem, der helle Funken der Erregung durch ihren Körper sandte. Als er sie wieder absetzte, ließ er ihren Schritt an seinem harten Oberschenkel entlanggleiten, und sie erschauerte. Sie wäre nass in der Zeit, die er benötigte, um mit der Hand in ihren Hosenbund zu fassen. Laurel dachte daran, ihm genau dabei zu helfen, als sie im Fenster der Klassenzimmertür einen dunklen Schatten bemerkte – als hätte jemand in den Raum geschaut und hastig den Kopf zurückgezogen. Sie packte Dannys Arm mit der rechten Hand und zerrte sie weg von ihrem Bauch.
»Drück mich weiter«, raunte sie ihm zu. »Du musst den verzweifelten Vater spielen.«
»Was?«, fragte er verwirrt.
»Da ist irgendjemand an der Tür. Ich glaube, er hat uns gesehen …«
Dannys Körper erschlaffte, und Laurel tätschelte ihm den Rücken, als wollte sie ihn trösten. Dann löste sie sich von ihm und versicherte ihm, alles würde gut, und dass Michael vielleicht überraschende Fortschritte machte, ehe das Schuljahr um war. Doch Danny war taub für ihre Worte. Er starrte sie an wie ein liebeskranker Teenager.
»Ich liebe dich«, flüsterte er ihr zu. »Ich denke jede Minute an dich. Ich fliege jeden Tag über dein Haus, weil ich hoffe, einen Blick auf dich zu erhaschen.«
»Ich weiß.« Sie hatte die Cessna, die er für seinenFlugunterricht benutzte, in den vergangenen fünf Wochen mehrere Male über Avalon gesehen, und jedes Mal hatte ihr Herz schneller geschlagen, trotz ihrer Schwüre, ihn zu vergessen. »Bitte sei still.«
»Es ist besser, wenn du es weißt. Ich möchte nicht, dass du glaubst, es wäre etwas zwischen mir und Starlette … außer den Kindern, versteht sich.«
Laurel verspürte einen Anflug brutaler Aufrichtigkeit. »Aber welchen Sinn hätte es? Entweder bringst du deine Frau zur Vernunft, oder du kannst gleich wieder mit ihr schlafen. Das ist die letzte Umarmung, die es je gegeben hat. Ich meine es ernst.«
Er nickte ernüchtert.
»Danny, ich …«, sagte sie stockend, als ihr bewusst wurde, dass sie ihm den Zettel noch nicht zugesteckt hatte.
»Was?«
Als sie vortrat, sah sie erneut ein Gesicht an der Tür, und diesmal verschwand es nicht wieder. Es gehörte Ann Mayer, der Mutter von Carl, dem schweren Fall von ADHS. Ann starrte mit unverhohlener Neugier auf Danny.
»Zur Hölle mit ihr«, flüsterte Danny und stellte sich zwischen Laurel und die Tür. »Was wolltest du sagen?«
»Nichts. Mach dir keine Gedanken.«
»Doch. Es war wichtig. Ich habe es dir angesehen.«
Laurel winkte Mrs. Mayer in den Klassenraum, und die Tür öffnete sich augenblicklich. »Michael wird es schaffen, Major McDavitt, ganz bestimmt«, sagte sie und benutzte Dannys ehemaligen Dienstgrad, um Distanz zwischen ihnen beiden herzustellen.
»Ich bin Ihnen wirklich dankbar für Ihre Worte, Mrs.
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