Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
Vom Netzwerk:
Shields«, antwortete Danny mit einem Beiklang von Kapitulation in der Stimme. »Bitte entschuldigen Sie, dass ich so aufgelöst war.«
    »Denken Sie nicht mehr daran. Ich weiß, wie schwer es ist, einen Jungen wie Michael großzuziehen. Insbesondere für einen Vater.«
    Mrs. Mayer nickte Danny aufmunternd zu – endlich glaubte sie zu wissen, was sie gesehen hatte.
    »Auf Wiedersehen«, sagte Laurel, ehe sie sich umwandte und Mrs. Mayer zu dem runden Tisch führte, ohne noch einmal aufzublicken.
    »Geht es ihm gut?«, fragte Mrs. Mayer, aus deren Augen die Neugier sprühte.
    »Es wird schon wieder.«
    »Du meine Güte, er hat ja wirklich die Fassung verloren, nicht wahr? Wenn Sie mich fragen, es sah aus, als wäre er zusammengebrochen.«
    Laurel runzelte die Stirn. »Ich bin sicher, es würde ihm gar nicht gefallen, wenn jemand davon erfährt.«
    »Oh, selbstverständlich nicht! Machen Sie sich keine Gedanken, dass ich etwas verraten könnte. Ich bin nur überrascht.«
    »Warum?«
    »Nun ja … mein Mann hat mir erzählt, dass Major McDavitt in Afghanistan Dutzende von Al-Kaida-Terroristen getötet hat. Er war bei einer Kommandoeinheit, nicht wahr? So stand es jedenfalls in der Zeitung.«
    Diese Legende entsprach nur zum Teil der Wahrheit, wie Laurel wusste. Alles andere war maßlos übertrieben. »Ich glaube, er hat mehr Menschen gerettet als getötet, Mrs. Mayer.«
    Sie blinzelte überrascht. »Wirklich? Hat er Ihnen das erzählt?«
    Laurel nahm Carl Mayers Akte vom Stapel. »Nein. Major McDavitt hat meinem Mann im letzten Jahr Flugstunden gegeben. Er spricht nicht gerne über seine Kriegserlebnisse, aber Warren konnte ihm ein paar Dinge aus der Nase ziehen.«
    »Ich verstehe«, sagte Mrs. Mayer erleichtert – oder gelangweilt –, weil unvermutet das Wort Ehemann in der Gleichung aufgetaucht war. Laurel konnte ihr ansehen, dass sie und Danny in Mrs. Mayers Augen als mögliches Paar viel zu gut zusammenpassten, als dass sie in aller Unschuld Zeit miteinander hätten verbringen können.
    Laurel empfand genau das Gleiche.

4
    E s war in der siebten Sprechstunde, als Laurel plötzlich schwarz vor Augen wurde. Das angespannte Gesicht der Frau auf der anderen Seite des Tisches begann zu wabern, als lägen fünfzig Meter kochender Asphalt zwischen ihr und Laurel. Unvermittelt wurde das Zentrum ihres Sehfelds dunkel, als führe ein Tunnel mitten durch die Welt.
    »O Gott«, flüsterte Laurel. »Oh, verdammt, nein …«
    Sie hatte gelogen, was ihre Migräne anging. Nun aber wurde die Lüge zur Wahrheit. Ihre Blutgefäße weiteten sich und drückten auf die Hirnnerven, was ihr Sehfeld beeinträchtigte. Bald würden diese Nerven einem solchen Trommelfeuer ausgesetzt sein, dass sie sich in Höllenqualen auf dem Boden wand.
    »Was ist mit Ihnen?«, fragte Rebecca Linton besorgt. »Stimmt etwas nicht?«
    Laurel hörte sie gar nicht. Ob es an der Schwangerschaft liegt?, schoss es ihr durch den Kopf. Sie hatte gelesen, dass Migräneanfälle sich bei manchen Frauen im ersten Drittel der Schwangerschaft verschlimmerten. Vielleicht ist es der Schock nach dem positiven Schwangerschaftstest.
    Laurel hatte das Gefühl, von Dämonen gefoltert zu werden, die nun Sühne für ihre Sünden forderten. Eine Woge der Übelkeit rollte über sie hinweg, entweder als Prodrom oder aus Angst vor den lähmenden Qualen des Migräneanfalls, die wie ein Tsunami am Horizont erschienen und in rasendem Tempo näher kamen. Hinter Mrs. Lintons rechtem Ohr explodierte ein Funkenschauer, der aussah wie ein Feuerwerk.
    »Oh nein!« Laurel drückte sich die Daumenballen auf die Augen. »Mein Gott …«
    »Sie sind ja schweißgebadet!«, rief Mrs. Linton erschrocken. »Was ist denn mit Ihnen?«
    Laurel hielt sich krampfhaft an der Tischkante fest. Ehe die Kopfschmerzen zuschlugen, blieben ihr bestenfalls vierzigMinuten, schlimmstenfalls nur fünfzehn. Gerade genug Zeit, um sich nach Hause in ihr dunkles, stilles Schlafzimmer zu flüchten. »Ich fürchte, ich muss unser Gespräch vorzeitig beenden, Mrs. Linton …«
    »Ja, sicher. Kann ich etwas für Sie tun?«
    »Würden Sie bitte Bescheid sagen, dass ich weg musste? Ich bekomme … einen Migräneanfall.«
    »Sicher, kein Problem. Wer wäre denn als Nächste an der Reihe?«
    Laurel blickte in ihren Kalender. Ein schwarzer Fleck, der wie ein Bullauge aussah, schwebte mitten auf dem Blatt. »Mrs. Bremer.«
    »Fahren Sie nur. Ich sage Mary Lou Bescheid. Wir Mütter sind inzwischen wie eine große

Weitere Kostenlose Bücher