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12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Sekunden später ist er tot.
    Mit diesen Gedanken kam eine neue Gewissheit, doch Danny hatte keine Zeit, darüber nachzusinnen. Er legte den Hubschrauber in eine weite Kurve und überflog das Haus in dreißig Metern Höhe. Er glaubte, Carl Sims zu sehen, der die Fenster mit seinem Zielfernrohr absuchte, während er auf den hell leuchtenden Fleck auf dem Schirm des Thermobildgebers wartete, der einen lebenden Menschen anzeigte. In diesem Augenblick würde Warren Shields zu einem weichen Ziel. Carls Kugel würde mit der Wucht eines Frachtzugs auf dieses Ziel treffen und es zerfetzen.
    »Tiefer runter!«, befahl Sheriff Ellis. »Schalten Sie den Scheinwerfer ein!«
    Danny aktivierte den dreißig Millionen Candela hellen Suchscheinwerfer unter der Nase des Helikopters und richtete den gleißenden Lichtkegel auf den oberen Stock des Hauses, weg von den Fenstern im Erdgeschoss, um das Bild der Infraroteinheit nicht zu stören. Er bewegte den Gashebel vorsichtig nach vorn, bis sie mitten über dem Garten schwebten, keine fünfzehn Meter über dem Rasen. Er hatte bereits eine SMS an Laurel geschickt, in der er sie bat, sich von den Fenstern fern zu halten. Nun betete er im Stillen, dass Laurel eine Gelegenheit gefunden hatte, die SMS rechtzeitig zu lesen.
    »Black Team«, befahl Sheriff Ellis, »vorbereiten zum Sturm auf meinen Befehl.«
    Danny konnte die Anspannung des Sheriffs in dessen Gesicht erkennen. Die Muskeln seiner dicken Unterarme traten hervor wie gemeißelt. Er erinnerte Danny an einen Fallschirmspringer vor dem ersten Sprung.
    »Black Leader, hier Black Diamond«, rief Carl. »Wir haben ein Problem. Ich wiederhole, wir haben ein Problem.«
    »Hier Black Leader. Was für ein Problem?«
    »Ich sehe einen Jungen auf dem Hausdach.«
    Ellis starrte Danny ungläubig an. »Was?«, rief er in das Handstück. »Wiederholen Sie!«
    »Ein Junge auf dem Dach. Ein kleiner Junge. Er ist auf dem hinteren Dach, auf der Südseite.«
    Danny spähte auf das Dach hinunter, während er sich fragte, ob es Laurel irgendwie gelungen war, ihre Tochter Beth nach oben zu schaffen, während er sich mit Warren unterhalten hatte. Doch er konnte kein Kind entdecken, keine Bewegung, nichts.
    »Ist es vielleicht das kleine Mädchen?«, fragte Sheriff Ellis.
    »Negativ«, widersprach Carl. »Definitiv ein Junge, vielleicht zehn Jahre alt. Er versucht ins Haus einzusteigen, durch ein Gaubenfenster!«
    »Das muss Grant sein!«, sagte Danny, als er die kleine Gestalt endlich sah. Er richtete den Suchscheinwerfer auf einen Punkt rechts von der Dachgaube. »Sehen Sie ihn? Da ist er!«
    Eine behände Gestalt verschwand mit affenartiger Geschwindigkeit im Innern des Hauses und zog hinter sich das Fenster zu.
    »Verdammt!«, brüllte der Sheriff. »Wo steckt Deputy Sandra Souther?«
    »Was spielt das für eine Rolle?«, erwiderte Danny, indem er den Helikopter an Ort und Stelle schweben ließ. »Die Frage ist, was wir jetzt tun sollen.«
    Im Funkgerät knackte es, und Breen meldete sich zu Wort. »Wir sollten Shields ausschalten, bevor der Junge nach unten gehen kann. Jetzt gleich, auf der Stelle!«
    Sheriff Ellis öffnete den Mund zu einer Antwort, doch kein Laut kam über seine Lippen. Danny war nicht sicher, was die beste Strategie war, doch er wusste eins genau: Eine Situation wie diese zu meistern lernte man nicht auf dem Footballfeld. Ellis war völlig überfordert.
    »Was zeigen die Thermobildgeber an?«, fragte der Sheriff.
    »Wir haben den Jungen verloren, aber mein Ziel bewegt sich nicht«, meldete Carl. »Vielleicht hat es sich sogar dem Fenster ein wenig genähert, aber ich kann es nicht mit Sicherheit sagen.«
    »Los, Sheriff, greifen wir an!«, rief Ray. »Das ist unsere Chance!«
    Im geisterhaften Licht der Cockpitarmaturen bemerkte Danny, wie Sheriff Ellis den Kopf senkte.
    Er betet, erkannte Danny. Meine Güte, er betet!
    »Warten Sie!«, rief Carl über Funk. »Das Ziel bewegt sich jetzt seitlich durchs Bild … in Richtung Küche.«
    Ellis riss den Kopf hoch und blinzelte unsicher hinunter zum Haus.
    »Abbrechen«, sagte Danny leise.
    Als hätte Danny durch den Mund des Sheriffs gesprochen, krächzte Ellis in sein Mikrofon: »Abbrechen! Sofort abbrechen! Hier spricht Black Leader. Die Mission wird abgebrochen!«
    »Kommen Sie, Mann!«, bettelte Ray Breen.
    »Abbrechen!«, rief Ellis mit entschlossener Stimme. »Alles bleibt auf seiner Position. Trace, können Sie das Signal des Richtmikrofons zum Hubschrauber umleiten?«
    »Das

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