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12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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nach diesem Brief zu suchen. Und jetzt gerade hat dieser Jemand gesagt, du sollst im Sicherheitszimmer nachsehen, stimmt’s?«
    »Du bist eine kleine Schnüfflerin, wie?«
    »Ich habe dir gleich gesagt, dass noch mehr im Haus sein muss. Jemand spielt mit dir, Warren – merkst du das denn nicht?«
    »Das werden wir sehen, wenn wir herausgefunden haben, was es ist.«
    Ich hatte recht!, dachte Laurel aufgeregt. O Gott, was werden wir dort finden? Hoffentlich nicht irgendetwas, das ich nicht erklären kann …
    Warren öffnete die Kammertür, hinter der die Stahltür des Sicherheitsraums verborgen lag, und befahl Laurel, sich mit dem Rücken zur Tür zu drehen. Sie gehorchte, und er tippte seinen neuen Kode ins Zahlenfeld. Damit öffnete sich die Tür, es sei denn, von innen wurde das Hauptschloss aktiviert. Als Warren den von Metallwänden umschlossenen Raum betrat, kam Laurel ein Gedanke: Wenn sie es schaffte, in den Sicherheitsraum zu gelangen und Warren nach draußen zu stoßen, konnte sie die Tür zuschlagen und von innen verriegeln. Die Kinder waren dann zwar immer noch in Gefahr, doch der Raum verfügte über eine eigeneTelefonleitung, und sie konnte Diane Rivers anrufen und warnen, die Kinder nicht nach Hause zu bringen.
    Laurel machte einen verstohlenen Schritt rückwärts, als sie instinktiv begriff, dass dies der Weg in den Sicherheitsraum war. Warren würde damit rechnen, dass sie zur Haustür zu fliehen versuchte. Wie auf ein Stichwort sagte er: »Das ist weit genug. Komm her und stell dich hierhin, in die Tür.«
    Sie gehorchte scheinbar zögernd. Die Luft im Sicherheitsraum roch muffig und abgestanden. Warren machte sich daran, die Konserven aus den Regalen zu räumen und auf dem Boden zu stapeln. Zuerst gebackene Bohnen, dann Wasserflaschen.
    Laurel lauerte auf ihre Chance. Doch Warren war dreißig Kilo schwerer als sie, und diese dreißig Kilo waren kein Fett, sondern Muskeln. Die Sache wurde noch komplizierter dadurch, dass Laurel immer noch an den Handgelenken gefesselt war und dass Warren dicht vor den Regalen stand. Wie sollte sie an ihm vorbei und vor ihn gelangen, um ihn durch die Tür zu stoßen?
    Dann sah sie ihre Chance – weniger als einen Fuß entfernt.
    Dort, wo die Tür in der metallverstärkten Wand saß, ragte auf Schulterhöhe ein Stück Blech in den Durchgang. Es sah aus wie eine altmodische Rasierklinge. Laurel verschwendete keine Zeit mit Nachdenken. Als Warren fluchend einen Sechser-Karton Dasani auf den Berg hinter sich stapelte, hob sie die Arme und zog das Klebeband über die vorspringende Klinge. Warren stockte, als er das reißende Geräusch vernahm – es klang ein wenig wie ein Klettverschluss, der geöffnet wurde –, doch bis er reagierte und sich umdrehte, drückte Laurel die Handgelenke schon wieder gegeneinander.
    Er kniete vor den unteren Regalen, als er auf einmal einen überraschten Grunzlaut ausstieß.
    Laurel nahm eine Dose Bohnen und hielt sich bereit.
    Warren stöhnte auf. Er versuchte etwas aus dem unteren Regal zu ziehen. Einen weißen Pappkarton. Einen Aktenkarton.
    Laurel sprang vor und zielte mit der Dose auf seinen Hinterkopf. Ihre Kinder schwebten in Lebensgefahr, und halbherzigeAktionen ergaben keinen Sinn. Doch Warren musste sie gehört haben, denn er drehte den Kopf genau in dem Moment nach oben und zu ihr hin, als die Dose ihn traf. Statt ihn in ein Wachkoma zu befördern, krachte das flache Ende gegen seinen Hals und seinen Unterkiefer. Er taumelte rückwärts gegen die Regale.
    Wieder sprang Laurel vor, um ein zweites Mal zuzuschlagen, doch Warren kippte zur Seite und aus ihrer Reichweite. Gerade wollte sie die Waffe aus seinem Hosenbund reißen, als Warren wieder zu sich kam. Für einen Moment erstarrte Laurel, als ihr bewusst wurde, dass sie in Reichweite seiner Hände war. Dann wirbelte sie herum und stürzte zur Tür.
    Das Krachen des Revolvers klang in dem kleinen Raum so laut wie ein Kanonenschuss.
    »KEINEN SCHRITT WEITER!«, brüllte Warren hinter ihr.
    Doch die Freiheit war zu nah, als dass Laurel gehorcht hätte. Sie rannte weiter. Der Revolver krachte erneut. Vor ihr in der Wand des Foyers erschien ein Loch, und Gips spritzte in sämtliche Richtungen. Irgendwie durchdrang dieser Anblick die Panik, die Laurel vorantrieb. Sie drehte sich um und sah, wie Warren durch die Tür des Sicherheitsraums gekrochen kam, den Revolver in der Hand. Sie sprang nach rechts, aus seiner Schusslinie, und rannte in Richtung Haustür.
    Die Tür war

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