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12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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GPS-Empfänger gerichtet, der auf der Armaturentafel befestigt war. »Warum immer Avalon?«, wollte sie wissen. »Wollen Sie dort ein Haus kaufen?«
    »Man kann nie wissen«, antwortete Danny mit gezwungenem Lachen.
    Er blickte hinunter auf die Lößhügel und versuchte sich zu beruhigen. Athens Point war eine wunderschöne Gegend, und die prächtigen Wälder tief unter ihnen erinnerten ihn daran, warum er nach seiner militärischen Laufbahn hierher zurückgekehrt war. Im Gegensatz zu vielen anderen Orten, an denen er gelebt hatte, besaß die Stadt eine lange und wechselhafte Geschichte. Athens Point war 1753 von einem Franzosen gegründet worden, der das Natchez-Territorium flussabwärts erkundet hatte. Das Land wurde damals von Choctaw-Indianern bewohnt, doch sie hielten sich nur siebzig Jahre in der Gegend, bevor sie nachOklahoma und in noch schlimmere Gegenden umgesiedelt wurden. Die Umsiedlung erfolgte genauso, wie Bill Gortons Bankrott in Hemingways Fiesta vonstattenging – zuerst langsam, dann ganz plötzlich. Nach dem Vertrag von Dancing Rabbit Creek war von den Choctaw-Indianern in dieser Gegend des Staates Mississippi nicht viel mehr geblieben als ein paar Namen, etwa der des Countys Lusahatcha – Schwarzes Wasser –, obwohl der große Fluss, der sich hinter der Cessna durch die Ebene wand, rötlichbraun in der Sonne leuchtete. Doch der Mississippi hatte viele Gesichter, und Danny hatte sie alle kennen gelernt, als er an den Ufern dieses Flusses aufgewachsen war.
    Im Gegensatz zu Natchez, fünfzig Kilometer weiter im Norden, hatte Athens Point sich gegen die Invasion der Yankees während des Bürgerkriegs gewehrt. Die Gemeinde hatte drei Kompanien abgestellt, die unter General Lee in Virginia gekämpft hatten. Die in der Stadt verbliebenen Truppen hatten bis zum 11. Juli 1863 durchgehalten, ehe sie nach dem Fall von Vicksburg zur Kapitulation gezwungen worden waren. Während der Vater aller Flüsse weiterhin ungerührt ins Meer geflossen war, wie Präsident Lincoln es ausgedrückt hatte, hatten sich die ländlichen Gegenden des südwestlichen Mississippi als weniger friedlich erwiesen. Deserteure der Südstaatenarmee hatten sich zu Banden zusammengerottet und das Land durchstreift, und marodierende Kavallerieeinheiten der Nordstaaten unter Colonel Embury Osband hatten geplündert, was von den Ressourcen des Staates geblieben war.
    Held der Stadt war Jean Larrieu, ein Farmer, der auf der Belle Chêne Plantation sechs Kavalleristen erschossen hatte, bevor er während Friedensverhandlungen auf der eigenen Veranda von einem Säbel niedergestreckt worden war. Ein Gefreiter der Unionstruppen hatte Larrieus Frau geschlagen, und Larrieu hatte sich geweigert, diese Beleidigung ungesühnt durchgehen zu lassen. Heute stand seine Statue auf dem zentralen Platz der Stadt.
    Die Vorurteile, die in Dannys Kindheit und Jugend weit verbreitet gewesen waren, waren im Lauf der Jahre geschwunden, doch selbst heute noch blieben Schwarze und Weiße mehr oderweniger unter sich. Die schwarzen Familien lebten entweder in der Stadtmitte oder im Süden, während wohlhabende Weiße und ein paar reiche Schwarze neue Vorort-Siedlungen in den Wäldern entlang dem Highway 24 im Norden bezogen hatten. Avalon war die jüngste und exklusivste dieser Siedlungen. Danny konnte den sich dahinschlängelnden Larrieu’s Creek, der die Grenze von Avalon bildete, gerade so erkennen.
    Avalon war gewissermaßen aus einem Wald herausgeschlagen worden, der mehr als hundert Jahre im Besitz einer alteingesessenen Familie gewesen war. Potentielle Käufer, die vom Highway 24 auf die Cornwall abbogen – eine breite Allee, die sich durch die vornehme Siedlung wand –, wurden von einem massiven schmiedeeisernen Tor begrüßt. Bisher waren erst fünfzehn Häuser errichtet worden; eine Handvoll weiterer befand sich im Bau. Die kleinsten erhältlichen Grundstücke hatten fünfundzwanzigtausend Quadratmeter. Das Anwesen der Shields war aus der Luft nicht zu übersehen, weil das riesige Grundstück direkt an den Larrieu’s Creek grenzte.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte Marilyn. »Ich werde versuchen, nach der Sichtfluglizenz gleich die Instrumentenfluglizenz zu erwerben.«
    Danny kicherte. »Ihnen geht’s wohl nicht schnell genug?«
    Sie lächelte. »Ich bin Strafverteidigerin. Ich nehme an, es liegt mir im Blut.«
    Danny wusste, dass sie von ihm erwartete, das Gespräch in Gang zu halten, doch seine Gedanken waren bei Laurel. Er sah das Haus der Shields zur

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