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12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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verschlossen und verriegelt, doch der Schlüssel steckte. Laurel drehte ihn im Schloss, als draußen ein Wagen hupte. Zwei schnelle Signale hintereinander, die ihr verrieten, dass Diane Rivers soeben unten am Straßenrand gehalten hatte, um die Kinder aussteigen zu lassen. Noch während der Riegel zurückglitt, schob sich ein Schatten über die Tür.
    »Wenn du die Tür aufmachst, töte ich dich«, zischte Warren. »Ich schlachte dich vor den Augen der Kinder ab …«
    Das wird er nicht tun, sagte Laurel sich. Nie und nimmer wird er mich vor den Augen der Kinder erschießen. Er würde den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen, und keine Menschenseele würde ihn besuchen, nicht einmal seine eigene Mutter.
    Laurel packte den Messingknauf mit aller Kraft und zwang sich, die Tür zu öffnen.
    »… und anschließend jage ich mir eine Kugel in den Kopf«, beendete Warren den Satz.
    Laurel erstarrte, als ihr tausend Bilder von Nachrichtensendungen durch den Kopf gingen, die sie im Lauf der Jahre gesehen hatte.
    Mord und Selbstmord! Verzweifelter Vater verbarrikadiert sich in seinem Haus und tötet seine Familie! Ersticht die Ehefrau und stranguliert die Kinder in ihren Betten! Vater stürzt sich mit den Kindern an Bord mit dem Flugzeug auf das Haus der Schwiegermutter!
    Laurel ließ den Türknauf los.
    Warren packte sie im Nacken und zerrte sie vom Eingang weg.

11
    K yle Auster umklammerte das Telefon in seinem privaten Büro so fest, dass die Hand blutleer aussah. Der Mann am anderen Ende der Leitung war Patrick Evans, Erster Sekretär des Gouverneurs von Mississippi und Austers Hörrohr in das Büro der Betrugsabteilung von Medicaid. Evans hatte die Unterhaltung mit den warnenden Worten »Keine Namen!« eröffnet, da er von einem öffentlichen Fernsprecher aus anrief. Evans’ nächste Worte ließen Auster vor Angst erstarren.
    »Ich weiß zwar nicht, was du heute zu Paul Biegler gesagt hast, aber er ist mit zwei Agenten im Gefolge auf dem Weg zu dir, um deine Praxis dichtzumachen. Du bist aus dem Geschäft, Kyle. Für eine Weile zumindest. Es wird Zeit, dass du dir einen guten Strafverteidiger zulegst.«
    »Aber … aber …«, stammelte Auster. »Heute? Biegler hat gesagt, er käme morgen früh.«
    Evans machte sich nicht die Mühe, auf diese Zurschaustellung von Schwachsinn zu antworten. Auster hörte Verkehrsgeräusche in der Leitung. Das Telefon, das Evans benutzte, stand offenbar an einer vielbefahrenen Straße. Er stellte sich seinen alten Schulkameraden vor, wie er jeden Passanten misstrauisch musterte, als wäre er ein potentieller Straßenräuber.
    »Patrick«, sagte Auster dann mit stockender Stimme. »Gibt es denn gar keine Möglichkeit, wie ich das abwenden kann?«
    »Tut mir leid. Der Zug ist abgefahren. Und … ich muss es dir leider sagen, aber … unsere Freundschaft endet hier. Ich weiß, wir kennen uns schon viele Jahre, aber in meinem Job stehe ich im Licht der Öffentlichkeit. Unsere Freundschaft ist zu einem Risiko für mich geworden. Ich werde nicht alles aufs Spiel setzen, nur weil wir in der Highschool Tennispartner waren.«
    Ein schwerer Lastwagen donnerte im Hintergrund vorüber. Auster fühlte sich, als wäre Evans soeben mit einer halben Million in der Tasche vom Roulettetisch aufgestanden und hätte ihm die Revanche verweigert.
    »Ich muss jetzt auflegen«, sagte Evans. »Haben wir uns verstanden, Kyle? Keine Anrufe im Büro des Gouverneurs, nicht von zu Hause aus und erst recht nicht aus dem Gefängnis.«
    Angst und Zorn stiegen in Auster auf. »Und was ist mit all den Spenden an euch, Patrick? Verdammt, allein dieses Jahr waren es …«
    »Wach auf, Kyle. Es geht ums Überleben. Beschaff dir einen guten Anwalt. Ich bin raus.«
    Es klickte, und die Leitung war tot. Keine Verkehrsgeräusche mehr. Nichts außer dem Summen der Klimaanlage in seinem Büro und der Stimme eines Patienten draußen auf dem Gang. Kyle Auster hatte das Gefühl, rings um ihn her würde die Welt zusammenstürzen und ihn unter sich begraben. Seine verbleibende Zeit als Doktor Kyle Auster, angesehener Arzt in Athens Point, war zusammengeschrumpft auf jene kurze Zeitspanne, die Agent Biegler benötigte, um die zweihundert Kilometer von Jackson nach Athens Point zurückzulegen. Bei starkem Verkehr waren das ungefährzwei und eine viertel Stunde, doch wenn Biegler das Gaspedal durchtrat, konnte er es auch in neunzig Minuten schaffen.
    Himmel, wann ist er losgefahren? Auster kämpfte gegen das heftige

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