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12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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auszuweichen versuchte, schnürte ihr das Kabel noch mehr die Luft ab.
    »Ich kann nicht atmen!«, würgte sie hervor.
    »Das ist dein Problem«, erwiderte Warren ungerührt und hockte sich in scheinbarer Abscheu auf die Bettkante. »Lass mich wissen, wenn du eine Lösung hast.«
    Laurel verdrehte den Hals weit genug, um Atem schöpfen zu können, doch die durch den Sauerstoffmangel hervorgerufene Panik verdrängte alles andere. Sie schob die Finger unter das Kabel und drückte es von sich, um erleichtert Luft zu holen.
    »Ich wusste, dass ich recht hatte«, sagte Warren. »Eine Zeit lang hast du Zweifel in mir geweckt. Der Brief ebenfalls. Er klang nicht nach Kyle. Aber man weiß im Voraus nie, wie jemand anders wirklich ist. Du bist das perfekte Beispiel dafür. Mein sexsüchtiger Partner erweist sich als heimlicher Romantiker und meine Frau als verlogene Hure.« Er schnalzte mit der Zunge. »Man lernt jeden Tag etwas Neues.«
    Laurel hatte keine Ahnung, was Warren wieder auf den Auster-Trip gebracht hatte. Es musste etwas mit den Kartons zu tun haben. »Die Kinder …«, brachte sie mühsam hervor. »Was hast du den Kindern erzählt?«
    »Mami hat eine Migräne. Sie sind sehr besorgt um deinen Zustand«, sagte Warren in unaufrichtigem Bedauern. »Sie haben versprochen, keinen Mucks von sich zu geben und nicht nach unten zu kommen. Wenn sie irgendetwas brauchen, rufen sie mich von oben an.«
    Laurel nickte dankbar. Wenigstens würden die Kinder sie nicht in diesem Zustand zu Gesicht bekommen.
    Er öffnete eine der Schachteln und zog etwas hervor, das wie eine Buchführungskladde aussah, eingebunden in rotes Kunstleder. »Zuerst dachte ich, du würdest die hier für Auster aufbewahren. Aber das ist nicht der Grund, stimmt’s?«
    Laurel zuckte misstrauisch die Schultern. »Ich weiß ja nicht mal, was das ist.«
    »Du gibst dich wohl nie geschlagen, was? Aber ich kenne den Grund. Du weißt genau, was passieren wird, nicht wahr?« Er hielt ihr die Kladde hin. »Das ist ein doppelter Satz der Buchhaltung aus der Praxis – nur, dass hier Zahlungen erfasst sind, die nie in unsere Einkommensteuererklärung aufgenommen wurden. Barzahlungen, nehme ich an. Und neben den Namen verschiedener Patienten stehen Kodes, die ich noch nie gesehen habe. Gott weiß,was sie bedeuten. Gott und Kyle wissen es, um genau zu sein.« Er nickte ihr bedeutsam zu. »Und du ebenfalls, nicht wahr?«
    Trotz des Risikos, sich wieder die Luftzufuhr abzuschneiden, schüttelte Laurel heftig den Kopf.
    »Du bewahrst diese Bücher doch nicht aus reiner Gefälligkeit für Kyle auf, nicht wahr? Ich weiß nur davon, weil ich diese hier gefunden habe.« Er hielt etwas hoch, das aussah wie ein Bündel Aktienzertifikate, zusammengehalten von einer Papierbanderole.
    »Inhaberschuldverschreibungen«, sagte er, »im Wert von zweihunderttausend Dollar, wenn ich richtig gezählt habe.«
    Laurel blinzelte verwirrt.
    »Sie sind wie Bargeld«, fuhr Warren fort. »Problemlos in jeder Bank einzulösen. Wer sie hat, ist der Besitzer. In den Vereinigten Staaten sind sie illegal. Aber diese hier wurden praktischerweise von einer Firma aus Guatemala ausgestellt.«
    »Ich habe das Zeug noch nie gesehen, Warren. Ich weiß nicht mal, was das ist.«
    Er lachte auf. »Merkwürdig. Die Papiere sind in unserem Haus versteckt, und ich sehe sie zum ersten Mal. Wenn du sie nicht versteckt hast, wie sind sie dann hierhergekommen? Hat die Märchenfee sie gebracht? Oder der Nikolaus?«
    »Auster … Kyle Auster muss sie in unserem Haus versteckt haben. Er will dir etwas anhängen …«
    »Da hast du recht. Und du hilfst ihm dabei.«
    Laurel wusste, dass es sinnlos war, doch sie schüttelte trotzdem den Kopf.
    Warren streckte die Hand aus und packte sie an der Kehle. »Streite es ab, du Miststück! Hör auf zu lügen! Und vielleicht – nur vielleicht, hörst du? – überlebst du diese Geschichte.«
    »Sag mir, was du von mir willst, Warren. Was soll ich tun?«
    Er schürzte die Lippen. »Ich möchte wissen, wie es sich anfühlt, wenn du Austers Schwanz lutschst. Gefällt dir die Vorstellung, dass fünfzig andere Frauen vor dir das Gleiche getan haben? Oder dass er ihn kaum eine Stunde vorher aus Vida gezogen hat?«
    Laurel schloss die Augen und begann leise zu weinen. Das also war die Quittung, wenn man beschloss, gegen die Regeln zu verstoßen. Sie hatte nichts von alledem gewollt; dennoch hatte sie es zu verantworten, dass es so weit gekommen war. Indem sie nach Dannys Liebe

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