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12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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wem?«
    Nell hörte ein plötzliches Drängen in Shields’ Stimme. »Ich weiß es nicht.«
    »Sind Sie sicher, Nell? Versuchen Sie nicht, meine Gefühle zu schonen, indem Sie mir etwas verschweigen.«
    Die Bemerkung verwirrte Nell. Warum sollte Dr. Austers Affäre die Gefühle von Dr. Shields verletzen? »Ich weiß es wirklich nicht, Sir, aber es wäre besser …« Vidas billige Absätze klackerten über den Flur. »Ich muss Schluss machen!« Nell legte auf und machte sich hastig daran, ein Versicherungsformular von Blue Cross auszufüllen.
    »Noch immer Patienten, die anrufen?«, fragte Vida, als sie mit zwei prall gefüllten Taschen von Walgreens das Büro betrat.
    »Was glaubst du denn? Ohne Dr. Shields ist es wie eine Flutwelle.«
    »Wimmle sie nur hübsch ab, Honey. Es spielt überhaupt keine Rolle, was du ihnen erzählst. Sag ihnen, wir fahren zum NASCAR-Rennen. Diese Praxis ist erledigt, ein für alle Mal.«
    Nell starrte ihre Schwester offenen Mundes an.
    Vida bedachte Nell mit ihrem »Ich meine es genau so, wie ich es gesagt habe«-Blick, bevor sie die Aktenschränke an der Rückwand öffnete.
    Laurel beobachtete Warrens Gesicht, als dieser Telefon vom Ohr nahm. Er hatte während der Unterhaltung verwirrt dreingeschaut; nun hatte er einen Gesichtsausdruck, den Laurel noch nie bei ihm beobachtet hatte.
    »War das Nell Roberts?«, fragte sie.
    Er antwortete nicht.
    »Also hat Nell dir diese E-Mails geschickt?«
    »Sieht so aus. Sie macht sich Sorgen um mich.«
    Laurel war Nell ein paar Mal begegnet, doch nur im Vorbeigehen. Eine hübsche junge Frau Ende zwanzig, die aussah, als würde sie aus einer ganz anderen Familie stammen als ihre mutmaßliche ältere Schwester. »Woher sollte Nell Roberts irgendetwas über mich wissen?«
    Warren schien in Gedanken versunken. »Durch Vida, nehme ich an«, sagte er abwesend. »Vida hat ein begründetes Interesse, ihre Beziehung zu Kyle Auster zu schützen.«
    Laurel sah, wohin die Unterhaltung führte. »Versuch nicht, die Dinge so hinzubiegen, dass sie deinen Vorurteilen in die Hand spielen, Warren. Halte dich an die Fakten. Bis eben hast du anscheinend nicht mal gewusst, wer dir das alles erzählt hat. Was, wenn Nell Roberts ebenfalls ein verborgenes Motiv hat?«
    »Zum Beispiel?«
    »Sie könnte in dich verliebt sein.«
    »Das ist lächerlich!«
    »Wieso? Sie ist jung und Single, du bist ein attraktiver Arzt, ihr Chef und …«
    »Ich höre mir diesen Mist nicht länger an! Nell ist der einzige gute Mensch in diesem ganzen Schlangenloch! Sie gehört nicht in diese Praxis!«
    »Sie kann ein guter Mensch sein und trotzdem Dinge tun, dienicht ganz so gut sind. Und jeder kann sich irren in Bezug auf Dinge, die er sieht oder hört.«
    Warren hob die Augenbrauen. »Sie hat allem Anschein nach gehört, dass Auster mit einer anderen Frau abhauen will. Einer neuen Freundin, sagt sie. Das passt irgendwie zu den zweihundert Riesen in Schuldverschreibungen, die er in unserem Panikraum versteckt hat. Guatemaltekische Schuldverschreibungen, wie? Hattest du vor, unsere Kinder mitzunehmen?«
    Mit einem Mal erkannte Laurel, dass Vernunft sie niemals aus dieser Sache herausbringen würde. Ganz gleich, welche Fakten ans Licht kamen – Warren würde einen Weg finden, sie in sein Bild der untreuen Gattin einzufügen. »Hör zu, ich werde nicht mehr über Kyle diskutieren. Ich hatte keinen Sex mit ihm, ich mag ihn nicht mal, und ich kann keine deiner Fragen beantworten. Ich weiß nicht, was diese Schuldverschreibungen hier machen oder diese Bücher oder sonst was. Ich weiß überhaupt nichts, okay? Kyle Auster ist dein Partner und dein Problem, nicht meins. Ende der Durchsage.«
    Warren blickte lange Zeit auf seine Armbanduhr, als würde er zusammenrechnen, wie viele Stunden er nun schon wach war. Schätzungsweise vierunddreißig, ging es Laurel durch den Kopf. Wie nüchtern und überlegt konnte ein Mensch nach so langem Schlafentzug noch sein? Warren gähnte, als wollte er den Kopf mit dem eigenen Mund verschlucken, und streckte die Arme nach hinten, bis es in den Schultergelenken knackte.
    »Möchtest du die Kinder sehen?«, fragte er.
    Sie starrte ihn ungläubig an. »Du willst meine Fesseln losbinden?«
    »Nur wenn du versprichst, dich zu benehmen.«
    »Darf ich mich saubermachen, bevor sie mich sehen?«
    »Du zerbrichst dir zu sehr den Kopf über dein Aussehen. Entweder gehst du nach oben, wie du bist, oder wir vergessen die Sache.«
    Laurel hielt es für bedenklich, wenn die Kinder

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