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12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

Titel: 12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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hatte offenbar vergessen, was sie so in Aufruhr versetzt hatte. Sie sprang auf das Abtropfbrett und sah interessiert zu, wie ich das Glas mit Wasser füllte. Ich strich ihr über den flauschigen Rücken und ging in den Laden zurück, wo ich das Glas Toby reichte. Ich war mir nicht sicher, ob Amanda es von mir annehmen würde.
    Statt zu trinken, tippte Amanda ihre Fingerspitzen in das Wasser, presste sie an ihre Augenlider, ihre Stirn und ihre Brust, benetzte sie erneut und schnippte ein paar Tropfen in die Luft, nach Norden, Süden, Osten und Westen. Endlich öffnete sie die Augen, warf das hennarote Haar über die Schulter und wandte langsam den Kopf zu mir. Ihre grünen Augen suchten meine nähere Umgebung ab, bevor sie mich ansah.
    »Er ist fort«, verkündete sie. »Seine Energie ist in eine andere Sphäre übergegangen. Er wollte nicht gerne von Angelique oder mir gesehen werden. Er zieht es vor, sich unbemerkt durch die physische Welt zu bewegen.«
    »Wer?«, fragte ich.
    »Der männliche Geist, der Sie begleitet hat«, antwortete sie. »Konnten Sie seine Gegenwart nicht spüren?«
    Ich fühlte ein Prickeln in meinem Nacken, als sei ein kühler Lufthauch durch den Raum gezogen. Ich kannte nur einen männlichen Geist, der Katzen einen Schrecken einjagen konnte und Hellseherinnen das Fürchten lehrte, und den wollte ich nicht in hundert Meilen Entfernung um mich haben.
    »Beschreiben Sie ihn«, forderte ich sie ängstlich auf.
    Amanda schloss die Augen, legte die Handflächen auf den Tisch und atmete tief durch die Nase ein, »Helles Haar, schlanker Körperbau, das Glitzern von Brillengläsern. Nein.« Konzentriert legte sie die Stirn in Falten und korrigierte sich. »Ein Kneifer, an einer Kette.«
    Ich atmete innerlich auf. Wen immer Amanda da beschrieb, Abaddon war es nicht.
    »Ich weiß leider nicht, wovon Sie reden«, sagte ich.
    »Er hat sich Ihnen noch nicht preisgegeben, aber ich spüre …« Amanda sah mich eindringlich, fast hungrig an, als verdächtigte sie mich im Gegensatz zu den meisten Menschen, die ihren Laden betraten, auch auf ihrem ausgewiesenen Feld über gewisse Erfahrungen zu verfügen. »Sind Sie je in Kontakt mit der anderen Seite getreten?«
    »Welcher anderen Seite?«, fragte ich.
    »Der Ewigkeit«, flüsterte sie dramatisch.
    »Ich glaube nicht.« Ich schürzte die Lippen und hob die Augenbrauen. »Nein, wahrscheinlich nicht. Ich hätte es doch sicher bemerkt.«
    Toby schnaubte leise, und Amanda wartete offensichtlich darauf, dass ich weitersprach, aber ich hatte dem nichts mehr hinzuzufügen. Ich hatte nicht die Absicht, der Königin des Hokuspokus mitzuteilen, dass ich in den letzten sieben Jahren fast täglich in Kontakt mit der »anderen Seite« getreten war. Für mich war Tante Dimity eine liebe Freundin, kein übersinnliches Phänomen. Ich wollte vermeiden, dass ihr Name in einem Zirkel alternder Hippies die Runde machte, die unter einer geodätischen Kuppel Séancen abhielten.
    Amanda wedelte mit einer sommersprossigen Hand in die Richtung eines leeren Stuhls. »Kommen Sie, setzen Sie sich zu mir. Erzählen Sie mir von Ihren Träumen.«
    »Tut mir leid«, wehrte ich ab. »Ich kann mich nie an meine Träume erinnern.«
    Das war natürlich eine glatte Lüge, aber um nichts in der Welt hätte ich dieser Frau von meinem Albtraum erzählt, und genauso wenig wollte ich ihr von den angenehmen Träumen erzählen, in denen heroische blauäugige Cockerspaniel auftauchten, schon gar nicht, wenn Toby dabeistand. Er war nicht dumm, und er hätte auch ohne Amandas Hilfe die Symbolik durchschaut.
    »Vielleicht kann die Kugel unsere Suche lenken«, schlug sie vor.
    »Eigentlich bin ich nur gekommen, um eine Geode zu kaufen«, sagte ich.
    »Sie mögen glauben, dass Sie aus einem ganz trivialen Grund zu mir gekommen sind.« Amanda lächelte nachsichtig. »Aber ich glaube, dass Ihre Schritte von einer größeren Macht gelenkt wurden. Sollen wir nicht doch die Kugel befragen?«
    »Ach, was soll’s, warum nicht«, stimmte ich ihr leichtfertig zu.
    Ich nahm auf einem der Stühle Platz, und nachdem er offensichtlich schwer mit sich ringen musste, schluckte Toby herunter, was immer er an Kommentaren parat hatte, und setzte sich ebenfalls.
    Amanda ging zu dem Schrank und holte ein rundes Objekt hervor, das mit einem befransten, seidenen Tuch bedeckt war. Sie stellte das Objekt in die Mitte des Tisches, entfernte das Tuch mit einem eleganten Schwung und enthüllte eine große, ausgesprochen schöne

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