12 - Tod Bei Vollmond
konnten.«
Fidelma schwieg eine Weile und meinte dann: »Wir werden euch jetzt allein lassen. Bitte verratet niemandem etwas von unserem Gespräch.«
»Accobrán hat mich bereits auszuhorchen versucht, ob ich etwas über den Grund des Überfalls wüßte«, sagte Suanach.
»Und was hast du ihm gesagt?«
»Ich war müde und konnte nicht nachdenken. Erst jetzt, wo du mich fragst, sind mir verschiedene Dinge wieder eingefallen.«
»Wenn das so ist, dann sag bitte auch weiterhin nichts, solange ich dich nicht dazu auffordere.«
»Ich begreife nicht, Schwester, doch ich … wir … werden es so machen, wie du es wünschst. Nicht wahr, Menma?«
Ihr Mann nickte ein wenig verdrießlich.
»Dann werden wir euch erst einmal in Ruhe lassen.« Fidelma zögerte einen Moment. »Menma, warst du eigentlich bei den Zusammenkünften, bei denen der alte Liag über Sternenkunde sprach?«
»Natürlich, früher, als ich jünger war. Und Suanach ebenfalls.«
»Wie ich hörte, gingen auch Beccnat, Escrach und Ballgel hin.«
»Ja, aber das war später. Sie waren viel jünger als ich.«
»Ich glaube, die meisten der Cinél na Áeda lernen die alten Legenden bei Liag«, fügte Suanach hinzu. »Er mag sich seltsam gebärden, doch in Wirklichkeit ist er ganz nett.«
»Sogar unser Tanist fand sich bei ihm ein«, erklärte Menma.
»Und bei diesen Zusammenkünften – ging es da nur um die Sagen aus dem Volk, die mit den heidnischen Ansichten über die Bedeutung von Mond und Sternen zusammenhängen?«
»Ja, sicher. Liag behandelte das alles sehr ausführlich«, erwiderte Suanach sofort. »Er betonte immer wieder, daß Wissen Macht sei. Und daß die Kenntnis der geheimen Namen ein ziemlich gefährliches Wissen darstellt …«
Plötzlich verstummte sie. Fidelma hatte gerade noch gesehen, wie Menma ihr einen warnenden Blick zuwarf. Sie ging zur Tür.
»Vielen Dank, Suanach. Ganz besonders für das, was du für mich getan hast. Die Uí Fidgente sind Feinde meiner Familie, und ich muß dir nicht sagen …«
»Mußt du nicht«, unterbrach Suanach sie mit einem Lächeln.
Draußen konnte Eadulf seine Überraschung nicht verhehlen. »Was sollte das alles heißen? Die Eindringlinge sind doch sicher nicht auf das Gold in diesem Stollen aus …?«
Fidelma legte einen Finger an die Lippen. »Kein Wort über die Höhle, zu niemandem, Eadulf.«
Auf einmal öffnete sich die Tür hinter ihnen, und Menma trat heraus. Er wirkte besorgt.
»Ich wollte noch etwas sagen, Lady«, meinte er leise. »Aber ohne daß Suanach es hört.«
Erwartungsvoll schauten sie den Jäger an.
»Ist euch aufgefallen, daß Accobrán keine Gefangenen gemacht hat?«
»Ja«, erwiderte Fidelma sofort. »Und das wollte mir gar nicht einleuchten.«
Menma senkte den Kopf. »Accobrán gebärdete sich regelrecht blutrünstig.«
Fidelma blickte Menma überrascht an. »Du meinst also, er hätte durchaus Gefangene machen können?«
»So ist es, Lady. Ich habe noch nie einen Mann in so einem Mordrausch gesehen wie ihn. Er hat allein drei Männer getötet, die sich ergeben wollten.«
»Danke, Menma.«
Der junge Mann nickte und ging wieder zu seiner Frau zurück.
Fidelma schwieg eine Weile. Eadulf wartete darauf, daß sie etwas sagte.
»Kein gutes Zeichen für einen Tanist, bei einer Auseinandersetzung derart die Kontrolle zu verlieren. Allerdings hört man manchmal von Kriegern, denen es so ergangen ist. Der Krieg ist eine schreckliche Sache.«
»Aber das hier war kein Krieg«, stellte Eadulf klar. »Ein erfahrener Anführer sollte ein Dutzend Männer umzingeln und gefangennehmen können, ohne gleich zu einem rasenden Schlächter zu werden.«
»Da ist was dran, Eadulf«, stimmte ihm Fidelma zu. »Wir sollten Becc über Accobráns Verhalten klaren Wein einschenken. Auch seinen derbfhine , falls Accobrán wirklich Beccs Nachfolge antreten will. Aber wo sind wir stehengeblieben? Ach ja, kein Wort über die Höhle bis auf weiteres.«
»Gut. Doch unter uns, was hat das zu bedeuten? Warum suchen die Uí Fidgente nach dieser Mine? Sie können unmöglich darauf hoffen, dort Gold abzubauen, man würde sie gewiß recht bald entdecken. Für mich ergibt die Sache keinen Sinn.«
»Du hast recht, Eadulf. Wir wissen da einiges noch nicht, auch wenn für mich langsam ein Bild entsteht.«
»Da siehst du mehr als ich.« Eadulf seufzte.
»Wir sollten etwas essen. Dann werden wir mit Bruder Dangila reden und schließlich den schlauen Liag noch einmal aufsuchen.«
Eadulf war
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