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12 - Tod Bei Vollmond

12 - Tod Bei Vollmond

Titel: 12 - Tod Bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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die Ehre unseres Königreiches. Die Fremden genießen unsere Gastfreundschaft; und wenn sie zu Unrecht beschuldigt oder gar bedroht werden, so befleckt das unsere Ehre. Falls sie aber unsere Gastfreundschaft mißbrauchten und die Morde begangen haben sollten, ist es an uns, dafür zu sorgen, daß sie dafür geradestehen.« Er öffnete das Kästchen. »Du hast schon einmal in meinem Auftrag gehandelt, Fidelma, und das sollst du nun wieder tun.«
    Er entnahm dem Kästchen einen weißen Ebereschenstab, auf dem ein kleiner goldener Hirsch mit Geweih befestigt war, das Symbol der Prinzen der Eóghanacht von Cashel. Mit angemessener Würde überreichte der König den Stab Fidelma.
    »Das ist das Zeichen meiner persönlichen Macht, Schwester. Du hast es bereits in der Vergangenheit zum Guten zu nutzen gewußt, und du wirst ihm auch in Zukunft gerecht werden.«
    Fidelma ergriff den Stab und verneigte sich kurz. Anschließend umarmten sich Bruder und Schwester, wie es bei Hofe üblich war.
    Für einen Moment herrschte feierlicher Ernst zwischen ihnen, dann traten beide zurück und lächelten, als wären sie Kinder, die ein Geheimnis teilten. Nun wandte sich Colgú wieder den Anwesenden zu.
    »Begeben wir uns in die Festhalle, sonst fragen sich unsere Gäste noch, warum wir sie so lange warten lassen.«

K APITEL 3
    Am nächsten Vormittag verließen Fidelma, Eadulf und Becc Cashel, allerdings nicht bei Morgengrauen, wie Fidelma es vorgeschlagen hatte. Die Sonne stand fast schon im Zenit, als sie sich auf den Weg machten. Das Fest mit Musik und Tanz hatte bis tief in die Nacht angedauert. Barden, die sich auf Saiteninstrumenten begleiteten, hatten Preislieder auf die Vorfahren von Colgú angestimmt. Solche Preislieder nannte man forsundud , wie Fidelma Eadulf erklärte. Sie stellten die älteste Dichtkunst ihres Volkes dar und priesen die edlen Taten der einzelnen Könige von Cashel. Ihr Vortrag wurde von einer ausgelassenen Musik begleitet, die in Eadulfs Ohren eher fremd und wild klang. Der Wein war reichlich geflossen. Als die drei zum Land der Cinél na Áeda aufbrachen, lag das Schloß von Cashel noch ganz verschlafen da. Und auch Eadulf und Becc schienen müde zu sein und waren sehr schweigsam. Fidelma ahnte, daß wohl ihr ausgiebiger Alkoholgenuß daran schuld war, und hatte kein Mitleid mit ihnen.
    Nach einem gemächlichen Dreitageritt erreichten sie kurz nach Einbruch der Dunkelheit die Festung der Cinél na Áeda namens Rath Raithlen. Im Hof wurden sie von Accobrán, dem Tanist, empfangen. Der junge Mann war hochgewachsen und muskulös, seine dunklen Haare trug er der Mode nach schulterlang, sein Gesicht war glattrasiert. Er wirkte freundlich, doch um seinen Mund zeigten sich harte Züge, eine kaum wahrnehmbare Grausamkeit ging von ihm aus. Er hatte dunkle Augen, und Fidelma mißtraute sofort seinem allzu schnellen Lächeln.
    »War alles ruhig, während ich in Cashel war?« war Beccs erste Frage, als er vom Pferd stieg.
    Accobrán machte eine vage Handbewegung. »Brocc hat sich von seiner Verletzung erholt. Er verlangt, freigelassen zu werden.«
    »Der ist ungestüm wie ein wilder Stier«, murmelte Becc. »Ich dachte, ich hätte ihm eine Lektion erteilt und er würde keine Unruhe mehr stiften.«
    Accobrán lächelte, doch er wirkte angespannt. »Er braucht niemanden zu etwas anzustiften. Die Leute sind ziemlich wütend darüber, daß wir ihn festhalten.«
    »So laß ihn frei. Aber mit der Auflage, sich nur bei seinem Bruder aufzuhalten, bei Seachlann«, erklärte Becc. »Und Seachlann wird sich für jedes Vergehen von Brocc verantworten müssen, bis wir den Fall, dem Gesetz entsprechend, gelöst haben.«
    Der junge Tanist nahm den Befehl entgegen und wandte sich um. Da sah er, wie Eadulf Fidelma vom Pferd half. Sein Gesicht verdüsterte sich.
    »Ich habe geglaubt, du würdest einen Brehon mitbringen. Das letzte, was wir hier benötigen, sind noch mehr Mönche und Nonnen. Die Leute sind schon mißtrauisch und zornig genug.«
    Becc schnalzte verärgert mit der Zunge.
    »Neffe, das ist Fidelma von Cashel, die Schwester des Königs und unsere Cousine. Du solltest auch wissen, daß sie eine ausgebildete dálaigh ist … Und das ist ihr Gefährte Eadulf von Seaxmund’s Ham.«
    Accobráns Augen weiteten sich überrascht, doch er hatte sich sofort wieder in der Gewalt.
    »Verzeih mir, Lady.« Accobrán lächelte nun besänftigend. »Ich kannte dich nicht von Angesicht, aber von deinem Ruhm ist schon viel an mein Ohr

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