12 - Tod Bei Vollmond
Atemzug mit dem von Fidelma von Cashel vernommen. Beide stehen für Gesetz und Gerechtigkeit.«
Eadulf fühlte sich ein wenig unbehaglich. Er hatte die vage Vermutung, daß hinter all diesen Komplimenten etwas steckte und das Treffen nicht ohne Hintergedanken stattfand.
»Setzt euch«, forderte der König nun Becc und Eadulf auf. »Ich habe Fidelma und Eadulf gebeten, sich deine Geschichte anzuhören, ehe wir uns zu dem Festmahl begeben, Becc.«
Der Fürst wurde ernst, und ein dunkler Schatten schien sich auf sein Gesicht zu legen.
»Möglicherweise könntet ihr den Cinél na Áeda einen Weg aus der Misere weisen«, sagte er hoffnungsvoll.
Fidelma blickte ihn nachdenklich an. »Berichte uns alles, was vorgefallen ist, Becc, und wir werden sehen, wie wir dir am besten helfen können.«
»Der erste Mord fand vor zwei Monaten statt«, fing Becc ohne große Umschweife an. »Das Opfer war Beccnat, die Tochter von Lesren, der bei uns das Leder gerbt und verarbeitet. Sie hatte gerade ihren siebzehnten Sommer erreicht. Ein junges, unschuldiges Mädchen.«
»Wie ist sie umgebracht worden?« fragte Fidelma nach einer Weile.
»Auf brutale Weise«, erwiderte Becc sofort. »Ganz brutal.« Seine Stimme klang auf einmal sehr angespannt. »Eines Vormittags fand man ihre Leiche im Wald unweit meiner Festung. Jemand hatte mehrere Male auf sie eingestochen, so als hätte er auf unsagbar grausame Weise, einem Ritual folgend, ihr Fleisch von den Knochen lösen wollen.«
»Du hast gesagt, daß dies der erste Mord war. Also nehme ich an, es ist noch mehr passiert?«
»Vor einem Monat wurde wieder ein junges Mädchen getötet. Diesmal traf es Escrach, die Tochter unseres Müllers. Sie wurde in ähnlichem Zustand aufgefunden. Und auch sie war erst siebzehn oder achtzehn Jahre alt.«
»Wo war der Tatort? Wieder im Wald?«
Becc nickte. »Ganz in der Nähe von der ersten Leiche. Und vor ein paar Tagen fand man das dritte Mädchen. Ballgel war genauso alt wie die anderen. Sie hat in der Küche meiner Festung ausgeholfen. Auch sie war auf unsagbar schlimme Weise zerstückelt worden.«
»Unsagbar schlimm?« Fidelmas Gesicht verfinsterte sich. »Wenn manche Dinge unaussprechlich scheinen, so sollte man sie trotzdem benennen, finde ich.«
Becc seufzte und schüttelte den Kopf.
»Ich wähle meine Worte nicht leichtfertig«, sagte er tadelnd. »Habt ihr eine Vorstellung davon, wie es aussieht, wenn ein Fleischer ein Schwein schlachtet?«
Eadulf preßte seine Lippen aufeinander. »So böse?«
Becc blickte ihn ruhig an.
»Vielleicht noch schlimmer, sächsischer Bruder«, erwiderte er leise.
Daraufhin herrschte Schweigen.
»Du sagst, daß dies das dritte Mädchen war? Und jeder Mord geschah im Abstand von einem Monat?« fragte Fidelma schließlich.
»Bei Vollmond.«
Fidelma atmete kurz aus und schaute rasch zu Eadulf.
»Bei Vollmond«, wiederholte sie leise.
Becc nickte, um der Bedeutung dieser Tatsache noch mehr Gewicht zu verleihen.
»Dieser Umstand ist mir und Abt Brogán auch aufgefallen«, sagte er.
»Abt Brogán?«
»In der Nähe liegt die kleine Abtei, wo der heilige Finnbarr geboren wurde.« Becc sah Eadulf an. »Finnbarr hat in der Sumpfregion des Flusses Laoi eine Schule gegründet und dort viele Jahre unterrichtet.«
»Wir wissen sehr gut, wer Finnbarr war«, warf Colgú schroff ein, »denn war nicht unser Vater, Faílbe Fland mac Aedo Duib, in jenen Tagen König von Cashel?«
Becc senkte den Kopf, erklärte aber nicht, daß seine Ausführungen für Eadulf bestimmt waren.
»Das hatte ich nicht vergessen. Nun denn, Abt Brogán ist ein ehrwürdiger Mann, der an Finnbarrs Schule am Fluß Laoi ausgebildet wurde. Vor zwei Jahrzehnten übernahm er die Verwaltung der Abtei in unserer Nähe. Sie liegt genau am Fuße des Hügels, auf dem die Morde geschahen. Den Wald dort nennen die Leute das Eberdickicht.«
Fidelma lehnte sich zurück. »Es wurden also drei junge Mädchen ermordet, jeweils bei Vollmond. Hat dein oberster Brehon diesen Fall untersucht? Ich begreife nicht, warum du das Ganze hier in Cashel vorträgst.«
Becc schaukelte verlegen hin und her. »Mein oberster Brehon war Aolú. Ein Mann von Verstand und Weisheit, der vierzig lange Jahre den Cinél na Áeda in diesem Amt gedient hat. Er war schon sehr alt und gebrechlich, und vor drei Wochen starb er an einem Fieber, das er sich in der Kälte zugezogen hatte.«
»Wer ist sein Nachfolger?« fragte Fidelma.
»Nun, ich konnte keinen Nachfolger bestimmen. Bei
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