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12 - Tod Bei Vollmond

12 - Tod Bei Vollmond

Titel: 12 - Tod Bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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umdrehte, gab sie es ihm zurück.
    »Es ist jammerschade, daß die Cinél na Áeda nun so magere Zeiten erleben«, sagte sie. »Doch mal abgesehen von den Erzen, ist es ein reiches Land, und niemand muß darben. Hier gibt es reichlich Wälder, fruchtbare Böden und einige gute Weideflächen. Von der Festung sind es auch nur zwölf Meilen bis zum Hafen beim Kloster Molaga.«
    »Du hast schon recht«, meinte der Schmied und legte das vermeintliche Gold wieder ins Regal. »Man muß sich eben allen Bedingungen und Schwankungen anpassen, denn nichts währt ewig. Wir haben eine Redensart: Selbst die Straße nach Temhair hat Kurven und Windungen.«
    Fidelma lächelte freundlich, wurde aber sofort ernst, als sie sich an den Grund ihres Besuchs in der Festung erinnerte.
    »Ich muß dir nicht sagen, warum ich hier bin, Schmied.«
    »Nein«, meinte er. »Becc hat dich hergeholt, weil er deine Meinung über die Fremden im Kloster hören will.«
    Das Wort, das der Schmied für »Fremde« benutzt hatte, war ein juristischer Begriff – murchoirthe , der eigentlich einen Schiffbrüchigen bezeichnete. Fidelma horchte auf, als der Schmied diese Bezeichnung wählte, denn sie konnte sich ebenso auf eine Person ohne Anspruch auf Freikauf von der Strafe beziehen, die wegen eines Verbrechens auf See ausgesetzt und dann an Land gespült wurde. Alle anderen hatten zuvor den Ausdruck deorad oder »Außenseiter« benutzt. Das bezog sich auf jemanden, der vor dem Gesetz als Rechtsperson galt. Fidelma ließ sich ihr Interesse an der Wortwahl des Schmieds nicht anmerken.
    »Also liege ich richtig mit meiner Ansicht, daß du glaubst, Brocc hätte recht?«
    »Hast du schon mit Brocc gesprochen?«
    »Natürlich.«
    »Und hast du die Fremden schon getroffen?«
    »Ja.«
    Der Schmied zuckte daraufhin mit der Schulter, als wäre die Sache für ihn erledigt.
    »Zu welchem Schluß bist du gekommen?« forschte Fidelma vorsichtig nach.
    »Es sind keine Menschen, wie wir sie kennen. Sie wirken so fremd und häßlich. Wie nachtaktive Tiere – einfach gefährlich, wenn sie sich bei Vollmond unseren Frauen nähern. Ich teile irgendwie Broccs Ansichten. Man sollte sie vertreiben oder bestrafen für das, was sie getan haben. Nur durch Beccs Eingreifen wurden sie gerettet. O ja, Lady. Ich gebe zu, daß ich unter den Leuten war, die zur Abtei marschiert sind und ihre Bestrafung verlangt haben. Ich würde selbst Hand anlegen, wenn sich kein anderer dazu findet.«
    Mißbilligend sah Fidelma ihn an. »So sollst du wissen, Schmied, daß das Gesetz deine Handlung nicht gutheißt. Was wäre geschehen, wenn ihr die Fremden verletzt oder getötet hättet?«
    Der Schmied lachte, seine Voreingenommenheit war spürbar.
    »Ein murchoirthe besitzt vor dem Gesetz keinen Sühnepreis. Das hat mir Brocc gesagt. Also müßte man weder eine Geldstrafe noch eine Entschädigung zahlen.«
    »Ach ja? Brocc hätte dir auch erklären sollen, daß der Abt den Fremden Gastfreundschaft gewährt. Vor dem Gesetz haben sie also einen Sühnepreis, der halb so hoch wie der des Abts ist.« Sie blickte sich in seiner Schmiede um. »Ich bezweifle, daß deine Schmiede diese Summe abwerfen würde.«
    Aufgebracht wandte Fidelma sich ab. Sie wollte schon davoneilen, doch sie zögerte. Ihr war klar, daß ihr Zorn genausowenig nützlich war wie seine Ablehnung jener Fremden. Sie wollte den Grund für seine Haltung begreifen und nicht etwa durch ihr Verhalten seine Ansichten bestärken.
    »Wie heißt du?«
    »Gobnuid«, sagte er trotzig.
    Sie hatte schon vermutet, daß sie an ihn geraten war. Was für eine ironische Fügung war es doch, daß sie ausgerechnet ihn angesprochen hatte, wo sie einen beliebigen Schmied über die Goldvorkommen in dieser Gegend hatte befragen wollen.
    »So nimm diesen Rat mit auf den Weg, Gobnuid. Die Angst vor dem Fremden soll keinen Haß in dir säen. Denn Haß ist die Rache eines schwachen Menschen, den etwas Fremdes einschüchtert und verängstigt.«
    Sie war immer noch wütend, doch sie hatte dieses Gefühl unter Kontrolle und versuchte ihre Stimme ruhig klingen zu lassen. Mit Zorn konnte man in Rath Raithlen nichts ausrichten. Jetzt erinnerte sie sich daran, daß sie seinen Namen zum erstenmal aus dem Mund des Kochs Sirin gehört hatte.
    »Ich glaube, du kanntest Sirins Nichte Ballgel, nicht wahr?«
    Der Schmied zuckte mit den Schultern.
    »Wer hat sie hier in Rath Raithlen nicht gekannt?« erwiderte er. »Unsere Ansiedlung ist nicht so groß.«
    »Da hast du recht. Man

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