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12 - Tod Bei Vollmond

12 - Tod Bei Vollmond

Titel: 12 - Tod Bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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nicht schon vorher an den Holmen festgeklammert hätte, wäre er womöglich abgerutscht und die ganzen fünf Stockwerke in die Tiefe gestürzt. Es schien ihm eine Ewigkeit, daß er nur an seinen Armen hing und seine Füße frei in der Luft baumelten. Dann hangelte er sich eine Sprosse tiefer und hatte mit den Füßen wieder festen Halt.
    »Ist alles in Ordnung, Eadulf?« fragte Fidelma besorgt über ihm.
    »Es ist mir schon besser gegangen«, erwiderte Eadulf leise, als er sich wieder sicher fühlte. »Eine der Sprossen ist unter meinen Füßen weggesplittert. Laß dich vorsichtig hinunter. Ich werde dir über die Stelle hinweghelfen.«
    Er wartete, bis sie näher heran war.
    »So«, rief er. »Die nächste Sprosse fehlt. Laß dich mit den Händen herab und taste dich weiter. Gut so. Dein Fuß ist auf der Sprosse.«
    Fidelma zögerte etwas. Als sie an der zerbrochenen Sprosse vorbeikletterte, untersuchte sie die Stelle sorgfältig. Sobald sie bei ihm war, fragte sie besorgt: »Bist du sicher, daß alles in Ordnung ist?«
    Er nickte. »Ich werde besser wieder vorangehen.« Er lächelte tapfer. »Das hätte unangenehm werden können. Das Holz muß morsch gewesen sein.«
    Gobnuid folgte ihnen rasch. Er wirkte nervös.
    »Ein Unfall? Ich glaube, du hast recht. Das Holz scheint an manchen Stellen brüchig und muß ausgewechselt werden.«
    Eadulf blickte neugierig von Gobnuid zu Fidelma und schwieg. Er spürte die Spannung zwischen ihnen. Als sie den Turm verließen, wartete Accobrán schon auf sie. Er merkte, daß etwas nicht stimmte.
    »Was ist passiert?« fragte er.
    »Eine der Leitersprossen war kaputt«, erwiderte der Schmied hastig, als müßte er sich rechtfertigen. »Niemand hat sich verletzt.«
    »Zum Glück hatte sich Eadulf an der Leiter gut festgehalten«, fügte Fidelma hinzu, »sonst hätte die Sache übel ausgehen können.«
    Gobnuid entschwand in Richtung Schmiede. Accobrán sah dem Schmied mit zornigem Blick nach. Zuerst schien es sogar, als wolle er ihm folgen, doch da brachte ein Stalljunge die Pferde.
    »Warum hast du Gobnuid beauftragt, uns zu holen?« fragte Fidelma den Tanist. »Ein Schmied hat sicher Wichtigeres zu tun, als den Boten zu spielen. Der Stallbursche hätte uns Bescheid sagen können.«
    Accobrán zuckte mit den Schultern.
    »Gobnuid war gerade da. Er mußte heute früh meine Stute neu beschlagen«, verteidigte er sich. »Er bot sich selbst an.«
    Accobrán schickte den Burschen wieder fort und stieg auf sein Pferd. Fidelma und Eadulf taten es ihm gleich, und bald trabten sie durch das Tor von Rath Raithlen.
    Der Ritt über die Waldpfade war angenehm, und als hätten sie sich darauf geeinigt, ritten sie die meiste Zeit über schweigend hintereinander.
    Sie kamen über den waldigen Hügel mit dem eigenartigen Namen Eberdickicht, dann durchquerten sie den Fluß Tuath bei einer Furt. Mitten im Fluß hielt Accobrán auf einmal an und zeigte auf die Hügel vor ihnen. Feierlich verkündete er: »Ein Wald im prächtigsten Farbenkleid. Die Seufzer der wispernden Blätter steigen empor in den lauschenden Himmel. Selbst Städte wirken wie trübe Behausungen, verglichen mit den ehrwürdigen schattigen Wäldern, die schon alt waren, als man den ersten Stein auf einen anderen setzte.«
    Fidelma schreckte auf, denn Accobrán hatte soeben Griechisch gesprochen.
    »Ich hatte keine Ahnung, daß du Griechisch kannst.«
    »Ein bißchen Griechisch, Hebräisch und Latein beherrsche ich, denn ich habe ein paar Jahre im Kloster Molaga gelebt, weil ich Mönch werden wollte. Doch irgendwann merkte ich, daß meiner Hand das Schwert besser anstand als der Federkiel. Da habe ich meinem Onkel Becc in den Kämpfen gegen die Uí Fidgente gedient, die immer wieder in unser Territorium einfallen wollten.«
    »Und so wurdest du zum Tanist gewählt, zu Beccs Nachfolger?«
    »Das war vor zehn Monaten«, bestätigte Accobrán lächelnd. »Während Becc Einfluß und Ansehen als Stammesfürst genießt, habe ich das Vergnügen, zu Pferde das ganze Gebiet zu durchqueren und dafür zu sorgen, daß überall Recht und Ordnung herrschen und sich niemand beschweren muß.«
    Fidelma blickte ihn mit leicht hochgezogenen Augenbrauen an. »Und das gefällt dir nicht?«
    »Wieso?« fragte Accobrán überrascht. »Aber ja doch. Das ist meine Aufgabe. Später, wenn ich einen Tanist an meiner Seite habe, wird er sich um diese Dinge kümmern, und ich erledige die angenehmeren Aufgaben eines Fürsten. So ist der Lauf der Dinge. Bruder

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