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12 - Tod Bei Vollmond

12 - Tod Bei Vollmond

Titel: 12 - Tod Bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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verächtlichen Laut aus. »Ich weiß nicht, was dein Werkzeug wert ist. Mein Werkzeug ist das hier!« Und er schlug mit der Hand auf den Griff seines Schwertes. »Das ist ganz gewiß sehr kostbar.«
    Gabrán packte rasch seine Geräte in einen Lederbeutel, den er sich über die Schulter warf. Dann kehrte er zögernd zu den Pferden zurück.
    »Hinter Eadulf ist mehr Platz«, meinte Fidelma diplomatisch. »Er führt keine Kriegerausrüstung mit sich.«
    Der Holzfäller packte Eadulfs Hand und schwang sich rasch hinter ihm hoch. Accobrán ritt voran. Bei dem aufrecht stehenden Stein machte der Weg eine kleine Biegung nach rechts und wurde ein wenig steiler.
    Bald erreichten sie eine größere Blockhütte – das Heim des Holzfällers Goll. Auf der Lichtung sah man Bretterstapel und eine Miete aus frisch gehackten Holzscheiten. Daran war leicht zu erkennen, welcher Tätigkeit die Bewohner dort nachgingen.
    An der Tür tauchte eine Frau auf, die jemandem im Innern etwas zurief. Daraufhin erschien ein Mann, der Gabrán sehr ähnlich sah. Gabrán glitt von Eadulfs Pferd hinunter und ging schnell auf die beiden zu.
    Fidelma und Accobrán saßen ebenfalls ab. Eadulf tat es ihnen gleich, nahm die Zügel der drei Pferde und band sie an einem Pfosten fest, der wohl zu dem Zweck in die Erde gerammt worden war. Dann folgte er seinen beiden Gefährten zur Hütte. Gabrán hatte seinen Eltern bereits erklärt, wer sie da besuchte.
    »Sei willkommen, Lady. Ich bin Goll, der Holzfäller. Das ist meine Frau Fínmed. Wir haben gehört, daß du auf Bitten unseres Stammesfürsten Becc hier bist. Und wir kennen auch den Grund dafür. Allerdings dachte ich, daß Lesrens ungeheuerliche Behauptungen längst widerlegt sind und man nun die Fremden in der Abtei verdächtigt.«
    »Lesren beschuldigt Gabrán nach wir vor des Mordes«, erwiderte Fidelma ruhig. »Es ist meine Pflicht, mir alle Anschuldigungen anzuhören und sie zu beurteilen, ebenso alle Fakten, die dafür oder dagegen sprechen.«
    »Aber Brehon Aolú hat gesagt …«
    Fínmed blickte warnend ihren Mann an.
    »So tritt mit deinen Begleitern in unsere Hütte und trink mit uns einen Becher Met, Lady. Auf der Schwelle läßt es sich nicht gut reden.«
    Fidelma sah sie erfreut an. Fínmed hatte ein angenehmes Gesicht. Sie war immer noch hübsch, und in ihren ebenmäßigen Zügen spiegelten sich Freundlichkeit und Sanftheit.
    »Das ist sehr nett von dir, Fínmed. Danke für deine Gastfreundschaft.«
    Golls Frau führte sie ins Innere der Hütte und ließ sie vor einem warmen Feuer Platz nehmen, während sie süßen Honigwein holte.
    »Kommen wir zur Sache, Lady«, sagte sie, nachdem alle einen Schluck getrunken hatten. »Sicher weißt du schon, daß unsere und die Familie von Lesren miteinander zerstritten sind. Von dem, was zwischen uns vorgefallen ist, ehe Aolú sein Urteil sprach, wirst du auch gehört haben.«
    »Ja, die Geschichte kenne ich. Deshalb muß ich mit euch allen sprechen«, entgegnete Fidelma. »Was ist der Grund für diese Feindschaft?«
    »Das ist ganz einfach«, sagte Goll barsch und versuchte zu verbergen, daß ihn der bloße Gedanke daran aufregte. »Das reicht weit in die Zeit zurück, als Lesren noch mit Fínmed verheiratet war. Er hat sie brutal geschlagen. Daraufhin hat sie sich von ihm scheiden lassen.«
    Fínmed blickte Fidelma an und nickte: »Das stimmt. Er war fast immer betrunken und schlug mich. Da habe ich ihn verlassen.«
    »Ich habe gehört, daß du eine Entschädigung bekommen und die Ehe mit der coibche beendet hast?« sagte Fidelma.
    »So ist es.«
    »Meine Frau hatte auch Anspruch auf den tinól , doch den tinchor wollte sie nicht«, betonte Goll.
    Der tinól war eine Art Hochzeitsgeschenk, das die Braut von ihren Freunden erhielt. Zwei Drittel davon bekam die Braut, ein Drittel ihr Vater. War die Braut bei einer Scheidung im Unrecht, so konnte der Gatte Anspruch auf den Anteil der Braut erheben. Bei dem tinchor handelte es sich um Haushaltsgüter, die man als gemeinschaftlichen Besitz betrachtete. Da Fínmed all diese Begünstigungen zugesprochen wurden, war klar, daß für das Scheitern der Ehe – zumindest dem Gesetz nach – Lesren verantwortlich war.
    »Ihr meint also, Lesren hegt seit dieser Zeit Groll gegen euch?« fragte Fidelma.
    »Ja.«
    »Wie habt ihr es aufgenommen, als euer Sohn euch mitteilte, daß er in Lesrens Tochter verliebt ist?«
    Goll und Fínmed sahen sich einen Moment beschämt an, dann antwortete Fínmed. »Es wäre unklug zu

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