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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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ändern, wenn es ihm nicht gelang, die Situation schnellstens in den Griff zu bekommen. Er sagte: »Ich weiß nicht, was passiert ist. Aber ich bitte vielmals um Entschuldigung. Der Ring -«
    »Auf Ihre Entschuldigungen verzichte ich«, blaffte Le Gallez. »Ich will den Ring haben.«
    »Sie werden ihn unverzüglich bekommen.«
    »Das würde ich Ihnen auch raten, Mr. St. James.« Der Chief Inspector trat von der Tür weg und riss sie auf.
    St. James konnte sich nicht erinnern, jemals so formlos an die Luft gesetzt worden zu sein. Er trat in den Korridor hinaus, wo der uniformierte Polizist mit seinen Papieren wartete. Der Mann senkte verlegen den Blick und eilte in das Büro des Chief Inspector.
    Le Gallez knallte die Tür zu. Aber nicht ohne ein bissiges Wort des Abschieds. »Verdammter Krüppel!«, schimpfte er.
    Deborah stellte fest, dass praktisch alle Antiquitätenhändler in Guernsey ihre Geschäfte in St. Peter Port hatten. Wie nicht anders zu erwarten, befanden sie sich im ältesten Teil der Stadt, nicht weit vom Hafen entfernt. Aber anstatt sie alle aufzusuchen, meinte Deborah zu Cherokee, sollten sie versuchen, per Telefon eine Auswahl zu treffen. Sie gingen also wieder zum Markt hinunter und von dort aus zur Town Church, neben der die öffentliche Telefonzelle stand, die sie brauchten. Während Cherokee wartete und sie gespannt beobachtete, fütterte Deborah den Apparat mit Münzen und rief ein Antiquitätengeschäft nach dem anderen an, um diejenigen unter ihnen herauszufinden, die mit Militaria handelten. Es erschien logisch, dort den Anfang zu machen.
    Es stellte sich heraus, dass nur zwei Händler in der Stadt neben der üblichen Ware Militaria führten. Beide Geschäfte waren in der Mill Street, einer mit Kopfsteinen gepflasterten Gasse, die sich vom Fleischmarkt aus einen Hang hinaufschlängelte und für den motorisierten Verkehr gesperrt war. Aber hier, dachte Deborah, als sie sie gefunden hatten, hätte ohnehin kein Auto durchfahren können, ohne die Hausmauern auf beiden Seiten zu berühren. Sie erinnerte sie an The Shambles, die ehemalige Gasse der Metzger, in York: eine Spur breiter vielleicht, aber ebenso stark an eine Vergangenheit erinnernd, als hier noch Pferdekarren dahingerumpelt waren.
    Die kleinen Läden in der Mill Street spiegelten eine schnörkellosere Zeit, die durch sparsame Verzierungen und zweckmäßige Fenster und Türen gekennzeichnet war. Sie befanden sich in Gebäuden, die früher vielleicht Wohnhäuser gewesen waren, drei Stockwerke hoch, mit Dachgauben und Schornsteinen auf den Dächern, die wie brave Schuljungen aufgereiht waren.
    Nur wenige Passanten waren in der Gegend unterwegs, die etwas abseits von den Einkaufs- und Bankenvierteln der High Street und ihrer Verlängerung, Le Pollet, lag. Ja, während Deborah in Begleitung von Cherokee nach der Adresse suchte, die sie an erster Stelle auf einem leeren Scheckformular notiert hatte, gewann sie den Eindruck, dass selbst der optimistischste Händler ein hohes Risiko, zu scheitern, einging, wenn er hier einen Laden eröffnete. Viele Häuser standen leer, mit Schildern in den Fenstern, die sie zur Vermietung anboten. Und auch im Schaufenster des ersten der beiden Geschäfte, die sie suchten, sahen sie, als sie es fanden, ein trauriges »Wir schließen«-Transparent hängen, das aussah, als würde es schon seit einiger Zeit von Ladeninhaber zu Ladeninhaber weitergereicht.
    John Steven Mitchell, Antiquitäten hatte an Militaria nicht viel zu bieten. Vielleicht wegen der bevorstehenden Geschäftsaufgabe stand im Laden nur eine Vitrine mit altem militärischen Zubehör. Größtenteils handelte es sich um Orden, es waren auch drei Paradedolche dabei, fünf Pistolen und zwei Wehrmachtsmützen. Deborah fand das zwar enttäuschend, schöpfte aber ein wenig Hoffnung, als sie feststellte, dass sämtliche Objekte in der Vitrine deutschen Ursprungs waren.
    Sie und Cherokee standen über die Glasvitrine gebeugt und musterten die einzelnen Stücke, als der Geschäftsinhaber - vermutlich John Steven Mitchell persönlich - sich zu ihnen gesellte. Sie hatten ihn offenbar beim Abspülen nach dem Essen gestört, wenn man die fleckige Schürze und seine nassen Händen in Betracht zog. Trotzdem bot er ihnen freundlich seine Hilfe an, während er sich die Hände an einem unappetitlich aussehenden Geschirrtuch trocknete.
    Deborah holte den Ring heraus, den sie und St. James in der Bucht gefunden hatten. Sie achtete sorgfältig darauf, ihn nicht zu

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