12 - Wer die Wahrheit sucht
seines Wertpapierbestands verkauft. Im Wert von damals mehr als dreieinhalb Millionen Pfund.«
»Um es auf sein Sparkonto zu legen, vielleicht?«
»Da ist es nicht.«
»Um etwas zu kaufen?«
»Darüber gibt es keinerlei Unterlagen.«
»Was dann?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe erst vor zehn Minuten erfahren, dass das Geld fehlt, und ich kann Ihnen sagen, was übrig ist: eine Viertel Million Pfund.«
»Aber Sie als sein Anwalt müssen doch gewusst haben -«
»Ruth, ich habe einen Teil des Vormittags damit zugebracht, die Erben aufzusuchen, um sie wissen zu lassen, dass jeder von ihnen um die siebenhunderttausend Pfund erben wird, vielleicht sogar mehr. Glauben Sie mir, ich hatte keine Ahnung, dass das Geld weg ist.«
»Kann es jemand gestohlen haben?«
»Ich wüsste nicht, wie.«
»Unterschlagen, bei der Bank oder dem Anlageberater.«
»Ich kann nur wieder sagen, wie?«
»Kann er es verschenkt haben?«
»Das wäre möglich. Ja. Im Augenblick sucht der Prüfer nach Spuren in den Unterlagen. Das Logischste wäre es anzunehmen, dass er seinem Sohn heimlich ein Vermögen zugesteckt hat. Aber im Augenblick wissen wir nichts.« Er zuckte mit den Schultern.
»Wenn Guy Adrian wirklich Geld gegeben hat«, sagte Ruth mehr zu sich als zu dem Anwalt, »hat er kein Wort davon gesagt. Beide haben es geheim gehalten. Seine Mutter weiß auch nichts davon. Margaret, seine Mutter«, sagte sie zu Forrest, »weiß nichts davon.«
»Bis wir mehr herausbekommen, können wir nur annehmen, dass die Vermächtnisse alle weit bescheidener ausfallen als gedacht«, sagte Mr. Forrest. »Und Sie sollten sich auf einiges an Feindseligkeit gefasst machen.«
»Bescheidener. Ja. Daran hatte ich nicht gedacht.«
»Das sollten Sie aber tun«, riet der Anwalt. »Nach dem derzeitigen Stand der Dinge erben Guys Kinder je weniger als sechzigtausend Pfund, die beiden anderen um die siebenundachtzigtausend, und Sie verfügen über ein Vermögen, das Millionen wert ist. Wenn das bekannt wird, werden die anderen einen ungeheuren Druck machen, um Sie zu einer Richtigstellung in ihrem Sinn zu veranlassen. Ich würde vorschlagen, Sie halten strikt an Guys Wünschen bezüglich seines Nachlasses fest, bis die ganze Sache geklärt ist.«
»Vielleicht wissen wir noch gar nicht alles«, murmelte Ruth.
Forrest warf den Zettel mit den Angaben des amtlichen Buchprüfers auf den Schreibtisch. »Ganz bestimmt wissen wir noch nicht alles«, pflichtete er ihr bei.
16
Valerie Duffy hörte das Telefon klingeln und klingeln. »Geh ran! Geh schon ran!«, flüsterte sie, den Hörer ans Ohr gedrückt. Aber es klingelte weiter. Obwohl sie nicht auflegen wollte, zwang sie sich schließlich, es zu tun. Einen Augenblick später redete sie sich ein, dass sie sich verwählt hatte, und wählte neu. Die Verbindung wurde hergestellt; es begann von neuem zu klingeln. Das Ergebnis war das Gleiche.
Draußen konnte sie die Polizisten sehen, die immer noch suchten. Im Herrenhaus waren sie verbissen, aber gründlich gewesen und hatten die Aktion dann auf die Stallungen und den Park ausgedehnt. Valerie vermutete, dass sie bald auch in ihrem Haus auftauchen würden. Das Verwalterhaus gehörte zu Le Reposoir, und sie hatten - dem leitenden Sergeant zufolge - den Auftrag, das gesamte Gelände »gründlich und gewissenhaft zu durchsuchen, Madam«.
Sie wollte keine Mutmaßungen darüber anstellen, was sie suchten, aber sie hatte eine Ahnung. Ein Beamter war mit dem gesamten Vorrat an Ruths Medikamenten in einem Plastikbeutel die Treppe heruntergekommen, und nur indem sie dem Constable eindringlich klar gemacht hatte, dass die Medikamente für Ruths Wohlbefinden unerlässlich waren, war es ihr gelungen, ihn davon abzuhalten, jede einzelne Tablette aus dem Haus zu tragen. Sie brauchten doch gewiss nicht alle, hatte sie argumentiert. Miss Brouard leide unter schweren Schmerzen, und ohne ihre Medikamente -
Schmerzen?, hatte der Constable sie unterbrochen. Dann haben wir hier also Schmerzmittel? Und er schüttelte wie zum Nachdruck den Plastikbeutel.
Was denn sonst? Sie brauchten nur die Etiketten zu lesen. Da stehe groß und breit gegen Schmerzen, das müsse ihnen doch aufgefallen sein, als sie die Medikamente aus dem Schrank genommen hatten.
Wir haben unsere Anweisungen, Madam, hatte die Antwort gelautet, der Valerie entnommen hatte, dass sie sämtliche vorhandenen Medikamente mitnehmen sollten, ganz gleich, welchem Zweck sie dienten.
Sie bat den Beamten, den größeren Teil
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