12 - Wer die Wahrheit sucht
deutschen Luftwaffe und des Heeres und andere Kleidungsstücke, die die feindlichen Soldaten damals in der fernen Vergangenheit getragen hatten. Er machte es genauso, wie Frank und Guy es immer gemacht hatten: Er breitete eine Plastikplane auf dem Steinboden aus und begann, die Gegenstände herauszulegen, um jeden Einzelnen in das Ringbuch einzutragen, das sie zur Katalogisierung benutzten.
Er stand auf, um das Ringbuch zu holen, das hinten in der Schublade des Aktenschranks lag, aus der Frank kurz vorher die G.I.F.T.-Nachrichtenblätter genommen hatte. Frank sah seine Chance gekommen.
»Hey! Moment mal, junger Mann«, rief er und eilte durch den Raum, um die Schublade wieder zuzustoßen, die der Junge gerade aufgezogen hatte. Er bewegte sich so schnell und sprach so laut, dass der Hund bellend aufsprang.
Frank packte die Gelegenheit beim Schopf. »Was, zum Teufel, fällt dir ein?«, fragte er scharf. »Ich arbeite hier. Du kannst doch nicht einfach so reinplatzen und alles an dich reißen. Das sind unbezahlbare Objekte. Sie sind leicht zerbrechlich und nicht zu ersetzen. Hast du verstanden?«
Paul riss die Augen auf. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber nicht ein Wort kam ihm über die Lippen. Taboo bellte unablässig.
»Und schaff den Köter hier raus, verdammt noch mal«, fuhr Frank fort. »Denkst du eigentlich überhaupt nicht nach, Junge? Das Vieh hier hereinzubringen, wo es - man braucht es ja bloß anzuschauen - so was von bissig ist!«
Als er sah, dass Taboo die Nackenhaare aufstellte bei seinem Geschimpfe, machte er sich auch das zunutze und legte noch etwas an Lautstärke zu, als er rief: »Los, bring ihn raus, Junge, bevor ich ihn eigenhändig rausschmeiße.«
Paul zog den Kopf ein, machte aber keinerlei Anstalten zu gehen. Hektisch sah Frank sich nach einer Möglichkeit um, dem Jungen Beine zu machen. Sein Blick fiel auf den Rucksack. Er packte ihn und schwang ihn drohend nach Taboo, der jaulend zurückwich.
Der Scheinangriff auf den Hund wirkte. Paul stieß einen unartikulierten Schrei aus und rannte, von Taboo gefolgt, zur Tür. Nur einmal hielt er kurz an, um Frank den Rucksack zu entreißen, den er sich im Weiterlaufen über die Schulter warf.
Durch das Fenster beobachtete Frank mit hämmerndem Herzen ihre Flucht. Das Fahrrad war uralt und konnte normalerweise wahrscheinlich höchstens auf Schritttempo gebracht werden, aber der Junge trat so hektisch in die Pedale, dass er mit seinem Hund am Mühlbach entlang in Rekordzeit in Richtung Straße verschwunden war.
Erst als sie außer Sicht waren, kam Frank wieder zur Ruhe.
Der Schlag seines Herzens hatte so laut in seinen Ohren gedröhnt, dass er das Klopfen an der Wand, die dieses Lagerhaus mit dem Wohnhaus verband, nicht gehört hatte.
Er lief sofort los, um zu sehen, was sein Vater wollte, und traf ihn an, als er gerade auf wackligen Beinen mit einem Holzhammer in der Hand zu seinem Sessel zurückschlurfte.
»Dad?«, rief er. »Alles in Ordnung? Was ist los?«
»Kann man denn nicht mal im eigenen Haus seinen Frieden haben?«, fragte der Alte entrüstet. »Was ist los mit dir heute Morgen, mein Junge? Machst da drüben einen Krach, dass ich nicht mal den Fernseher hören kann.«
»Tut mir Leid«, sagte Frank. »Der Junge war hier. Allein. Ohne Guy. Du weißt schon, Paul Fielder. Aber das geht wirklich nicht, Dad. Ich will nicht, dass der hier allein rumschnüffelt. Ich meine, ich vertrau ihm ja, aber wir haben hier einiges Wertvolle, und er kommt aus - na ja, ziemlich ärmlichen Verhältnissen.« Er wusste, dass er zu schnell redete, aber er konnte nicht anders. »Ich möchte nicht riskieren, dass er was mitgehen lässt und irgendwo verscheuert. Er hat einfach einen Karton aufgemacht, weißt du, und reingelangt, ohne zu fragen, und ich -«
Graham Ouseley griff nach der Fernbedienung und stellte den Fernsehapparat so laut ein, dass Frank fürchtete, ihm würde das Trommelfell platzen. »Geh und kümmere dich um deine Geschäfte«, befahl er seinem Sohn. »Du siehst doch, dass ich hier zu tun habe.«
Mit Taboo an seiner Seite radelte Paul, so schnell er konnte. Er machte keine Pause, um zu verschnaufen, nicht einmal um zu überlegen, sondern jagte wie gehetzt aus dem Talbot Valley hinaus, viel zu dicht an der mit Efeu überwachsenen Befestigungsmauer, die den Hang stabilisierte, in den die Straße eingeschnitten war. Wäre er vernünftiger Überlegung fähig gewesen, so hätte er vielleicht an der Einbuchtung der Straße
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