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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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gehabt, nicht wahr. Diese Geschichte im Garten des Schulleiters, als du zwölf warst? Und das Desaster mit deinem Studium, als du neunzehn warst? Das ist nicht gerade das, was man sich bei jemandem wünscht, dem man sein Geld anvertrauen möchte, mein Junge.«
    »Das hat er tatsächlich gesagt? Er hat diese Dinge zur Sprache gebracht? Ach, Darling, das tut mir so Leid«, sagte Margret. »Ich könnte weinen. Und du bist danach trotzdem hergekommen? Zu ihm. Warum?«
    »Weil ich ein Vollidiot bin.«
    »Sag so was nicht!«
    »Ich wollte es noch einmal versuchen. Ich dachte, wenn ich diese Sache irgendwie ins Rollen brächte, könnten Carmel und ich - ich weiß auch nicht - noch mal von vorn anfangen. Ich dachte, das wäre es wert, noch mal herzukommen und mich von ihm niedermachen zu lassen - wenn ich die Beziehung mit Carmel retten könnte.«
    Er hatte seine Aufmerksamkeit ganz auf das Fahren konzentriert, während er seiner Mutter alles erzählte, und Margaret verspürte tiefes Mitleid mit ihm, trotz all seiner Eigenheiten, die ihr so oft auf die Nerven fielen. Er hatte ein viel schwereres Leben gehabt als seine Stiefbrüder. Und an vielem, was es so schwer gemacht hatte, trug sie Schuld. Wenn sie ihm erlaubt hätte, mehr Zeit mit seinem Vater zu verbringen, so viel Zeit, wie Guy gewünscht hatte, gefordert, zu erzwingen versucht hatte... Das war natürlich ausgeschlossen gewesen. Aber wenn sie es zugelassen hätte und das Risiko eingegangen wäre, dann wäre Adrians Weg vielleicht leichter gewesen und sie hätte sich nicht in diesem Maße schuldig fühlen müssen.
    »Und hast du dann noch einmal mit ihm über das Geld gesprochen? Bei diesem Besuch, Darling?«, fragte sie. »Hast du ihn gebeten, dir bei dem neuen Unternehmen unter die Arme zu greifen?«
    »Ich bin gar nicht dazu gekommen. Ich habe ihn nie allein erwischt. Das Busenwunder hing dauernd an ihm dran, damit ich nur ja nicht an ihn rankomme und mir was von der Kohle unter den Nagel reiße, auf die sie selbst es abgesehen hatte.«
    »Das Busenwunder?«
    »Seine Neueste. Du wirst sie nachher kennen lernen. Sie hat ihn keinen Moment aus den Augen gelassen, und sobald er einen Gedanken hatte, der nicht direkt mit ihr zu tun hatte, hat sie ihm ihren Atombusen unter die Nase geschoben. Hat immer für Ablenkung gesorgt, die Gute. Darum sind wir nie zum Reden gekommen. Und dann war es zu spät.«
    Margaret hatte Ruth bei ihrem Anruf nicht gefragt, weil diese so leidend geklungen hatte, und ihrem Sohn hatte sie die Frage nicht gleich bei ihrer Ankunft gestellt, weil sie zuerst sehen wollte, in welcher Verfassung er war. Doch jetzt hatte er ihr das Stichwort gegeben, und sie reagierte sofort.
    »Wie ist dein Vater eigentlich gestorben?«
    Sie hatten ein Waldgebiet erreicht, wo sich auf der westlichen Straßenseite eine hohe, üppig von Efeu bewachsene Steinmauer entlangzog, während auf der Ostseite in dichten Gruppen Platanen, Kastanien und Ulmen standen. An manchen Stellen zeigte sich zwischen den Bäumen der ferne Ärmelkanal, stahlgrau blitzend in den winterlichen Lichtverhältnissen. Margaret konnte sich nicht vorstellen, dass es jemanden reizte, in diesem Wasser zu schwimmen.
    Adrian antwortete nicht sofort auf ihre Frage. Nachdem sie an einigen Feldern vorübergefahren waren, bremste er an der Mauer vor einem Eisentor, das offen stand. In die Mauer eingelegte Kacheln wiesen den Namenszug des Anwesens auf, Le Reposoir. Adrian lenkte den Wagen über die Auffahrt zu einem imposanten alten Haus: ein vierstöckiger Bau aus grauem Stein, dessen Dach von einer Art Aussichtsplattform gekrönt war, einem widow 's walk nach amerikanischem Vorbild, zu dem sich ein früherer Eigentümer die Inspiration vielleicht aus Neu-England geholt hatte. Unter dieser luftigen und von einer Balustrade umgebenen Terrasse ragten Dachfenster hervor, unter denen die Fassade von perfekter Ausgewogenheit war.
    Guy hatte, wie Margaret feststellte, im Ruhestand nicht schlecht gelebt. Aber das war kaum eine Überraschung.
    Zum Haus hin verließ die Auffahrt den Schutz der Bäume und umrundete eine Rasenfläche, in deren Mitte eine beeindruckende Bronzeskulptur eines jungen Mannes und einer jungen Frau beim Schwimmen mit Delphinen stand. Adrian folgte dem Rundweg und hielt den Range Rover vor einer breiten Treppe an, die zu einer weißen Haustür hinaufführte. Die Tür war geschlossen und blieb geschlossen, als er endlich auf Margarets Frage antwortete.
    »Er ist erstickt«, sagte er. »Unten

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