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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Übrigen würde man sich, wenn Unterstützung tatsächlich gebraucht werde, an die Kollegen in Cornwall oder Devon wenden wie sonst auch.
    »Wir sind etwas in Sorge, weil es sich bei der verhafteten Person um eine Ausländerin handelt«, sagte Tommy.
    Tja, hm, das sei mal eine interessante Abwechslung, nicht wahr, mit der die Polizei von Guernsey aber ohne weiteres allein fertig werden könne.
    »Tut mir Leid«, sagte er nach dem Gespräch zu Deborah und Cherokee.
    »Ja, und was, zum Teufel, sollen wir jetzt tun?« Cherokee stellte die Frage mehr sich selbst als den anderen.
    »Ihr müsst euch jemanden suchen, der bereit ist, mit den Betroffenen zu sprechen«, sagte Tommy. »Wenn einer meiner Leute gerade Urlaub hätte, würde ich euch vorschlagen, ihn zu bitten, sich ein wenig umzuhören. Ihr könnt das natürlich auch selbst tun, aber es wäre hilfreich, wenn ihr eine Polizeibehörde im Rücken hättet.«
    »Was muss denn unternommen werden?«, fragte Deborah.
    »Zuerst muss mal jemand Fragen stellen«, antwortete Tommy, »um herauszubekommen, ob es vielleicht einen Zeugen gibt, der unbeachtet geblieben ist. Ihr müsst herausfinden, ob dieser Brouard Feinde hatte: Wie viele, wer sie sind, wo sie leben, wo sie sich zum Zeitpunkt seines Todes aufgehalten haben. Ihr braucht jemanden, der das Beweismaterial auswerten kann. Ihr könnt mir glauben, dass die Polizei jemanden hat, der das für sie erledigt. Und ihr müsst sicherstellen, dass keine Spuren oder Hinweise übersehen worden sind.«
    »In Guernsey gibt es niemanden«, sagte Cherokee. »Wir haben es versucht. Debs und ich. Bevor wir zu Ihnen gekommen sind.«
    »Dann denkt mal über Guernsey hinaus.« Tommy sah Deborah an, und sie wusste, was dieser Blick bedeutete.
    Sie hatten bereits, was sie brauchten.
    Aber sie würde ihren Mann auf keinen Fall um Hilfe bitten. Er hatte ohnehin so viel zu tun. Außerdem hatte sie das Gefühl, dass der größte Teil ihres Lebens von den zahllosen Gelegenheiten gekennzeichnet war, da sie bei Simon Hilfe gesucht hatte: Angefangen bei jenen fernen Tagen, als die kleine ABC-Schützin, die von den Schulkameraden gnadenlos drangsaliert wurde, von ihrem Mr. St. James - einem Neunzehnjährigem mit einem stark ausgeprägten Sinn für Fairness - gerettet wurde, indem der ihren Peinigern einen Riesenschrecken einjagte, bis zum heutigen Tag, da die Ehefrau die Geduld ihres Mannes, der nichts weiter wollte, als sie glücklich zu sehen, häufig auf eine harte Probe stellte. Nein, sie konnte ihm das nicht aufbürden.
    Sie würden es allein versuchen, sie und Cherokee. Das schuldete sie China, aber weit mehr noch: Sie schuldete es sich selbst.
    Zum ersten Mal seit Wochen fiel Sonnenlicht zart wie Jasmintee auf eine der beiden Waagschalen der Justitia vor dem Old Bailey, als Deborah und Cherokee dort ankamen. Sie hatten beide weder Tasche noch Rucksack bei sich und daher keine Schwierigkeiten, hineinzukommen. Ein paar Fragen brachten ihnen die Auskunft, die sie brauchten: Gerichtssaal 3.
    Die Besuchergalerie war oben und im Moment nur spärlich besetzt von drei Touristen in durchsichtigen Regenmänteln und einer Frau, die ein Taschentuch in ihrer Hand zusammenknüllte. Unten bot sich der Gerichtssaal wie eine Szene aus einem historischen Drama dar. Der Richter - rote Robe, strenge Stahlrandbrille und mächtige Perücke, deren Haarpracht in Schafslocken auf seine Schultern herabfiel - thronte in einem grünen Ledersessel, einem von fünf auf einem Podium am Kopf des Saals, das ihn über seine unbedeutenderen juristischen Kollegen erhob. Diese, die schwarz gekleideten Anwälte für die Verteidigung und die Anklage, saßen auf einer der vorderen Bänke, die im rechten Winkel zum Richterpodium standen. Hinter ihnen hatten ihre Mitarbeiter Platz genommen. Gegenüber waren die Geschworenen und dazwischen saß wie ein Schiedsrichter der Protokollführer. Die Anklagebank befand sich direkt unterhalb der Galerie, und hier saß der Angeklagte mit einem Gerichtsbeamten. Gegenüber war der Zeugenstand, und auf den richteten Deborah und Cherokee ihre Aufmerksamkeit.
    Der Kronanwalt, der die Anklage vertrat, kam soeben zum Ende seines Kreuzverhörs des sachverständigen Zeugen der Verteidigung, Mr. Allcourt-St.-James. Er bezog sich auf ein umfangreiches Schriftstück, und wenn er auch Simon mit »Sir« ansprach und »Mr. Allcourt-St.-James, wenn Sie gestatten« sagte, war nicht zu überhören, dass er jegliche Meinung, die nicht mit den Schlussfolgerungen

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