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120 - Sterben in Berlin

120 - Sterben in Berlin

Titel: 120 - Sterben in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Schloss.
    »Willst du nicht hereinkommen, mein tapferer Bote guter Nachrichten?« Ihre Stimme schmeichelte sich verführerisch in Deenis’ Herz. Sie lächelte, trat zur Seite und wies mit ausgestrecktem Arm zur Treppe. Das Tuch rutschte ihr jetzt auch von der anderen Schulter.
    »Aber… ich…« Deenis schluckte den trockenen Kloß im Hals hinunter. »Aber… ich kann doch nicht…«
    »O doch«, säuselte die Frau. Das Tuch rutschte ihr bis auf die Hüfte. Deenis konnte nicht anders als ihre Brüste zu betrachten. »O doch, du kannst…« Naura drehte sich um und schritt zur Treppe.
    Deenis wusste nicht wie ihm geschah. Auf steifen Beinen stelzte der Sergant in Johaans Haus. Irgendwo hinter ihm verloren sich Johaans Schritte in der Dunkelheit. Deenis drückte die Tür mit dem Rücken zu.
    ***
    Sie hörten wohl das Schwirren der Frekkeuscherflügel, sahen aber nur undeutlich deren schlanke Silhouetten über ihre Köpfe und das Maiisfeld hinweg gleiten. Die Luftkrieger flogen etwa einen halben Speerwurf hoch. Zwei der Doyzdogger reckten die Hälse in den Nachthimmel und winselten.
    »Schnell!«, zischte Rudgaar. »Jetzt keine Fehler…!«
    Hektisches Treiben setzte ein: Vier Krieger wickelten die Fackeln aus und sammelten sich um den Hundeknecht. Der drehte den Docht der Öllampe hoch und nahm den schwarzen Windschutz ab. Je zwei Krieger, fast durchweg ebenfalls Hundsknechte, knieten rechts und links eines Doyzdoggers und schnallten sich die großen Rundschilde von den Rücken.
    Als er von der Palisade her den ersten Alarmruf vernahm, begann Rudgaar dem ersten Hund die Schnauze aufzubinden.
    Deutlich hörten sie das Klacken von Pfeilen, die in Holz und auf Schilde einschlugen. Die Wachen auf den Palisaden schrien. Wie gebannt starrten die im Maiisfeld verborgenen Angreifer auf das Osttor der Siedlung. Innerhalb der Palisade ertönte ein Horn und kurz darauf ein zweites. Und dann – endlich, endlich! – quietschten Scharniere und kaum dreißig Schritte entfernt öffnete sich der rechte Flügel des Tores.
    »Jetzt!«, zischte Rudgaar. Die Hundsknechte gossen Öl in die Reisighaufen, die Fackelträger hielten ihre Fackeln in die Flamme der Öllampe, und als sie sich entzündet hatten, steckten sie die brennenden Fackeln ins Reisig. Die Schildträger sprangen auf, stemmten die großen Schilde über ihre behelmten Schädel, und je einer packte ein Hundehalsband. Sie rannten aus dem Maiisfeld und der Palisade entgegen. Die Armbrustschützen erhoben sich aus dem Feld, schossen Pfeil um Pfeil gegen die Palisade und die Wehrtürme rechts und links des Tores, um der Sturmspitze Feuerschutz zu geben.
    Die Doyzdogger, panisch vor Angst wegen der brennenden Last und die Witterung der Insektenställe in den Schnauzen, zerrten an den Leinen, doch erst kurz vor dem Tor ließen die Hundsknechte die Leinen los. Ein Pfeilhagel ging auf sie nieder. Eine Hündin jaulte auf, überschlug sich und wurde von dem brennenden Reisig begraben. Die anderen drei huschten durch das Tor ins Innere der Stadt. Jetzt stürmten auch die Schwert- und Axtträger aus dem Maiisfeld.
    Rudgaar blieb allein zurück. Aber nicht lang. Aus dem Wald stürmte der Haupttrupp der Pottsdamer. An ihrer Spitze schwang Fürst Bolle Karajan sein Kurzschwert. »Das Reich ist unser!«, brüllte er, und eine vielkehlige Männerrotte echote:
    »Das Reich ist unser!«
    Rudgaar wartete, bis die Armbrustschützen, Schwertkämpfer und Speerträger ihn passiert hatten. Vier Hundeführer bildeten die Nachhut. Drei hielten je zwei Doyzdogger an den Leinen, einer vier. Der Hundemeister pfiff, um auf sich aufmerksam zu machen. Die Hunde hörten ihn, lenkten ihre Führer in seine Richtung. Er winkte, rannte los und übernahm ein Hundepaar.
    Der Fürst und seine Hauptstreitmacht stürmten durch das offene und längst von der Vorhut eroberte Tor in die Siedlung hinein. Auch die Wehrtürme und die Palisadenabschnitte rechts und links des Tores waren schon in Pottsdamer Hand.
    Aus dem Inneren der Siedlung hörte Rudgaar Hundgebell, Kampfrufe und verzweifelte Schreie. Seinen Knechten voran führte er das erste Doyzdogger-Paar gegen das Braandburger Osttor. Die Tiere, früher darauf abgerichtet, den gefürchteten Sebezaan der Amazonen die Fersensehnen durchzubeißen, waren jetzt dazu dressiert, Einheiten von Bogenschützen angreifen, falls es solche noch in Braandburg gab; und sie sollten Frekkeuscher und Andronen, die den brennenden Stallungen wider Erwarten entkamen, flugunfähig

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